Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Max Kronawitter Gedanken zur Pfingstzeit

In diesen Tagen vor Pfingsten bitten Christen um den Geist der Weisheit und Erkenntnis.

Stand: 15.05.2024

Gedanken zur Pfingstzeit - Symbolbild | Bild: BR

15 Mai

Mittwoch, 15. Mai 2024

Viele Jahre lang habe ich von meinem Büro aus die Zugspitze gesehen. Mittlerweile ist es nur noch ein kleiner Gipfel, der an schönen Tagen aufblitzt. In wenigen Jahren wird auch der verschwunden sein. Nicht weil das Wettersteingebirge schrumpft, sondern weil der Wald davor immer höher wächst. Natürlich denke ich manchmal im Scherz, ob ich da mal heimlich ausholzen soll, ob ich mir beim Bauern den Zugspitzblick erkaufen könnte, aber letztlich komme ich immer wieder zu dem Schluss: Das muss ich einfach akzeptieren. Zum Glück reicht ja ein kleiner Spaziergang vor unserem Haus, um den höchsten Berg Deutschlands in voller Pracht zu sehen. Manchmal muss man tatenlos zusehen, wie sich etwas zum Negativen verändert. Manchmal wird uns etwas genommen, das wir dann schmerzlich vermissen. Wie damit umgehen? In diesen Tagen vor Pfingsten bitten Christen um den Geist der Weisheit und Erkenntnis. Weisheit sagt mir in diesem Fall: Reg dich nicht auf über Dinge, die Du nicht ändern kannst. Akzeptiere sie und mach das Beste draus: Wenn Bäume die Sicht versperren, spaziere ein paar Meter höher, um den gewohnten Blick zu genießen, und wenn du am Schreibtisch die Zugspitze sehen willst, dann besorg dir dafür ein schönes Foto. Und freu dich über das Wachsen der Bäume, sie sind voller Leben. Wie viele Magengeschwüre könnten vermieden werden, wenn wir - statt Ärger und Missstimmung - den Blick auf die Dinge wenden, die uns täglich erfreuen könnten.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text


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