Gespenstisch ruhig ist es weiter auf der Kramertunnel-Baustelle.
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Gespenstisch ruhig ist es weiter auf der Kramertunnel-Baustelle.

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Bauarbeiten auf Eis: Noch kein Licht am Ende des Kramertunnels

Der Bau des Kramertunnels bei Garmisch-Partenkirchen liegt weiter auf Eis. Nach dem Baustopp und der Vertragskündigung der bisherigen Tunnelbaufirma im letzten Herbst stockt es jetzt bei der Neuvergabe. Woran es hakt und wann es weitergehen könnte.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Arbeiten im Kramertunnel bei Garmisch-Partenkirchen stehen weiter still. Grund für die erneuerte Verzögerung ist mal wieder Ärger mit der ehemaligen Tunnelbaufirma BeMo. Die Tiroler Firma hat sich mit einer neuen Bietergemeinschaft auf die Ausschreibung des Weiterbaus beworben. Für die Verantwortlichen vom staatlichen Bauamt Weilheim nicht tragbar, sie schlossen die Firma für das Vergabeverfahren aus. Zu tief sitzen die Ereignisse vom letzten Jahr.

Klatsche für Tiroler Tunnelbaufirma vor Gericht

2023 hatte die Arbeitsgemeinschaft Kramertunnel BeMo Tunneling Subterra eine Nachforderung in Höhe von 35 Millionen Euro gestellt. Begründet wurde die Mehrforderung mit dem Abtransport von Geröll, mit Schlammabsaugung und Maßnahmen während der Corona-Pandemie. Als das staatliche Bauamt Weilheim auf diese Forderung nicht einging, zogen die Tiroler ihre Arbeiter von der Baustelle ab. Der Fall landete im Eilverfahren vor dem Landgericht München I. Hier wurden zusätzliche Geldforderungen als unbegründet abgeschmettert. Die Kosten für den Tunnel waren ohnehin schon erheblich angestiegen. Zuletzt sprach das Bauamt von einer Summe von rund 365 Millionen Euro, rund 100 Millionen Euro mehr als noch vor der Corona-Pandemie.

Tiroler Tunnelbaufirma gibt nicht auf

Die ausgeschlossene Bietergemeinschaft um die Firma BeMo Tunneling hat jedoch gegen den Ausschluss aus der Vergabe für den Weiterbau ein Nachprüfungsverfahren bei der Vergabekammer Süd von der Regierung von Oberbayern beantragt. Eine erste mündliche Verhandlung fand bereits statt. Im März wird mit einer Entscheidung gerechnet. Schlimmstenfalls könnten die Tiroler die Vergabe weiter verzögern, indem sie noch das Oberlandesgericht einschalten und Berufung einlegen.

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Noch stehen die Maschinen still, doch bald könnte es weitergehen.

Wiederaufnahme der Arbeiten im Frühjahr?

Raphael Zuber vom staatlichen Bauamt Weilheim ist der Zuständige für das Tunnelbauprojekt und würde gern weiterbauen. Doch ihm sind die Hände gebunden. Zwar gäbe es genug Bewerber und die Vergabe sei in den letzten Zügen, sagte er auf Nachfrage von BR24. Doch solange das Verfahren rund um die Beschwerde der Tiroler Tunnelbaufirma nicht abgeschlossen sei, könne keine neue Firma bestimmt werden. Trotz aller Unwägbarkeiten werde aber alles für einen Weiterbau vorbereitet, so Zuber.

Gerätschaften und Material wurden zum Teil übernommen, die Arbeiten an den Anschlussstellen starten demnächst und die Betonarbeiten im Tunnel sind überschaubar. Stand jetzt ist die Innenschale des 3,6 Kilometer langen Haupttunnels bereits fertig und die im Rettungsstollen zu 75 Prozent. Wenn alles gut geht, könnte es im Frühjahr mit den Arbeiten im Tunnel weitergehen.

Kramertunnel soll 2027 fertig sein

War die Verkehrsfreigabe für Bayerns längsten Straßentunnel anfangs für 2025 geplant, ist jetzt von 2027 die Rede. Denn nach der Tunnelverkleidung kommen noch viele weitere Arbeitsschritte. Allein der Einbau der komplexen Tunneltechnik wird gut eineinhalb Jahre dauern, dann muss der Tunnel noch asphaltiert werden. Abschließend ist vor der Abnahme noch ein umfassender Probebetrieb vorgesehen.

Seit 1970 wird an der Ortsumfahrung für Garmisch-Partenkirchen geplant, doch erst bremsten Klagen vom Bund Naturschutz das Vorhaben aus, dann die Geologie. 2011 gab es dann Probleme beim Bau des Erkundungsstollens. Lockeres Gestein und eindringendes Wasser machten den Vortrieb unmöglich, der Bau musste zwischenzeitlich eingestellt werden.

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Der Kramertunnel und der geplante Wanktunnel sollen Garmisch-Partenkirchen vom Verkehr befreien.

Baubeginn beim Wanktunnel noch ungewiss

Die Faschingsferien hatten erst wieder gezeigt, wie wichtig eine Gesamtlösung für die Verkehrssituation im Oberland ist. So soll der Wanktunnel vor allem den Ortsteil Partenkirchen vom Durchgangsverkehr entlasten. Das staatliche Bauamt Weilheim will in diesem Jahr das Planfeststellungsfahren für den 3,5 Kilometer langen Wanktunnel einleiten. Das Projekt soll rund 300 Millionen Euro kosten. Der Baubeginn hängt vom Verlauf des Verfahrens ab, sagt Raphael Zuber vom Bauamt, deshalb kann er hierzu keine Prognose geben.

Jedoch wurden schon wichtige Erkenntnisse durch Erkundungsbohrungen für den Bau gewonnen. In diesem Jahr soll es noch mal eine letzte Tiefenbohrung am Wankmassiv geben. Die entnommenen Bohrkerne werden analysiert und sollen Erkenntnisse für die weitere Planung liefern.

Auerbergtunnel soll Verkehr von A95 kanalisieren

Am Autobahnende der A95 entsteht ein weiterer Tunnel. Der 1,9 Kilometer lange Auerbergtunnel soll das Nadelöhr an der B2 entschärfen und vierspurig über den Oberau-Tunnel bis nach Garmisch-Partenkirchen führen. Erste Vorarbeiten wurden bereits im letzten Herbst gestartet. Derzeit wird die Ausschreibung vorbereitet, sie soll im Sommer 2024 veröffentlicht werden. Firmen haben anschließend Zeit, ein Angebot zu erstellen. Aufgrund der Höhe der Baukosten von rund 170 Millionen Euro müsse auch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr bei der Vergabe zustimmen, heißt es vom Bauamt. Baubeginn soll Mitte nächsten Jahres sein.

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