Archiv. 24.03.2023, Bayern, Grub: Schafe stehen in einem Stall.
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Vor allem Schafe sind von der Blauzungenkrankheit betroffen - könnten aber mit einer Impfung geschützt werden.

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Nicht mehr "seuchenfrei": Blauzungenkrankheit in Bayern gemeldet

Die für Tiere gefährliche Blauzungenkrankheit breitet sich rasant aus, Bayern galt bisher als "seuchenfrei". Das hat sich nun geändert. Bei Schafen in Aschaffenburg wurde das Virus nachgewiesen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Blauzungenkrankheit oder Bluetongue Disease, kurz BT, ist eine akute Viruserkrankung, die vor allem Schafe und Rinder betrifft. Für Menschen ist das Virus ungefährlich, in der Viehwirtschaft wird es allerdings genau beobachtet, denn dort kann es erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichten.

Virus bei Schafen in Aschaffenburg

Bayern galt seit 2021 als "seuchenfrei" – bis heute: Jetzt wurde das Virus bei Schafen aus einem Betrieb im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg nachgewiesen, wie das Umweltministerium in München mitteilte. "Somit ist ein Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Bayern amtlich bestätigt". Der Nachweis erfolgte demnach durch das Friedrich-Loeffler-Institut.

Insbesondere in Unterfranken hatte es bereits Befürchtungen gegeben, dass die Erkrankung aus dem benachbarten Hessen eingeschleppt werden könnte.

Bayern nicht mehr "seuchenfrei"

Deutschland war erstmals im Jahr 2006 vom Virus betroffen. Eine mögliche Zwangsimpfung gegen die Blauzungenkrankheit führte damals zu erheblichen Protesten seitens der Bauern. In den letzten Wochen sind die Infektionszahlen wieder stark gestiegen. Laut bayerischem Umweltministerium wurden deutschlandweit bislang über 2.900 Fälle im Rahmen des aktuellen Seuchengeschehens amtlich bestätigt.

Bayern war das letzte Bundesland mit dem Status "seuchenfrei". Dass sich das jetzt geändert hat, darüber wird nun auch die EU-Kommission informiert.

Wie verbreitet sich die Blauzungenkrankheit?

Das Blauzungenvirus wird hauptsächlich durch blutsaugende Mücken, genauer durch Gnitzen oder Bartmücken übertragen. Sie stechen die Tiere vor allem in den Abend- und Morgenstunden, besonders bei warmem und feuchtem Wetter. Eine Übertragung durch direkten Kontakt oder über kontaminierte Gegenstände ist bisher nicht bekannt.

Welche Symptome haben Schafe?

Bei Schafen treten schwere Symptome etwa sieben bis acht Tage nach der Infektion auf – und die äußern sich so:

  • Die Tiere haben oft hohes Fieber.
  • Sie wirken krank und halten sich von der Herde fern.
  • Die Maulschleimhäute schwellen an und röteten sich. Das führt zu vermehrtem Speichelfluss und Schaum vor dem Maul.
  • Die Zunge kann anschwellen und aus dem Maul hängen.
  • Eine typische blaue Verfärbung der Zunge ist selten und tritt nur in schweren Fällen auf.
  • Schafe können auch lahmen
  • Trächtige Tiere können Fehlgeburten haben.
  • In sehr schweren Fällen kann die Krankheit tödlich enden, insbesondere bei Tieren, die bereits zuvor geschwächt waren.

Wie macht sich die Blauzungenkrankheit bei Rindern bemerkbar?

Bei Rindern können die Symptome denen der Maul- und Klauenseuche (MKS) ähneln, wie Entzündungen der Zitzen und Schleimhäute in Augen, Maul und Genitalien. Auch die Milchleistung kann sinken. Rinder haben in der Regel einen weniger schwerwiegenden Verlauf als Schafe.

Gibt es eine Impfung gegen die Blauzungenkrankheit?

Landwirte können ihre Tiere gegen die Blauzungenkrankheit impfen lassen. Auch wenn es bereits mehrere Impfstoffe gegen den neu aufgetretenen Serotyp 3 gibt: Keiner von ihnen ist in Studien langzeiterprobt. Deshalb fehlt die offizielle Zulassung. Damit die Landwirte ihre Tiere dennoch zeitnah schützen können, wurde ihnen die Anwendung von drei Blauzungenkrankheit-Impfstoffen per Eilverordnung gestattet – noch vor der offiziellen Zulassung. Das schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium dem BR.

Ist die Blauzungenkrankheit gefährlich für Menschen?

Für den Menschen ist das Virus ungefährlich. Auch der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten stellt kein Risiko dar.

Welche Auswirkungen hat die Krankheit auf die Landwirtschaft?

Die Blauzungenkrankheit hat erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft, insbesondere auf Betriebe mit Rindern, Schafen und Ziegen. Nach einem Ausbruch dürfen Tiere aus betroffenen Gebieten nur dann in seuchenfreie Regionen transportiert werden, wenn sie gesund sind oder geimpft wurden. Kranke oder gar tote Tiere verursachen zusätzlich finanziellen Schäden für die Landwirte.

Was kann gegen die Blauzungenkrankheit unternommen werden?

Impfungen sind ein wichtiger Schritt, um die Blauzungenkrankheit einzudämmen. In Deutschland ist die BTV-Impfung freiwillig, bietet jedoch den einzigen Schutz gegen die Blauzungenkrankheit und die Ausbreitung des Virus bei Wiederkäuern. Die Kosten pro verabreichter Impfung unterscheiden sich je nach Standort und Tierart und können zwischen drei und 15 Euro liegen.

Gibt es finanzielle Unterstützungen für Landwirte?

Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche finanzielle Unterstützung für Impfungen. In Bayern können Landwirte ihre Tiere freiwillig gegen die Blauzungenkrankheit impfen lassen. Zum Schutz der Tierbestände unterstützt die Bayerische Tierseuchenkasse BTKS diese Impfungen finanziell mit einem Euro pro Impfung. Landwirte können die Unterstützung hier bei der BTKS beantragen (externer Link).

Im Video: Blauzungenkrankheit erreicht Bayern

Schafe drängen sich auf einer Weide
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
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Die Blauzungenkrankheit hat sich auch nach Bayern ausgebreitet

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