Das Fanfest sollte die Besucher auf die EM einstimmen. Stattdessen sorgte bereits das Chaos beim Einlass für schlechte Stimmung.
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Das Fanfest sollte die Besucher auf die EM einstimmen. Stattdessen sorgte bereits das Chaos beim Einlass für schlechte Stimmung.

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Warteschlangen, gesperrte Zonen: Kritik an EM-Fanfest in München

Es sollte ein rauschendes Fest zur Einstimmung auf die EM werden: Doch beim Münchner EM-Fanfest gab es vorzeitig gesperrte Ticketzonen, Chaos am Einlass und lange Warteschlangen. Einige Besucher wollen ihr Geld zurück. Der Veranstalter beschwichtigt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Zwei Tage vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft haben zahlreiche Fans am Mittwochabend auf der Münchner Theresienwiese nicht nur schon einmal das Jubeln, sondern auch das Klagen geübt. Das EM-Fanfest konnte mit Auftritten hochkarätiger Stars wie Ed Sheeran oder Nelly Furtado überzeugen, fiel aber in Sachen Organisation durch – und das, obwohl weitaus weniger Gäste kamen, als der Veranstalter im Vorfeld kalkuliert hatte.

Wie viele Fans es letztlich genau waren, darüber herrscht Uneinigkeit. Während ein Sprecher des Veranstalters 60.000 Zuschauer meldete, zählte die Polizei kurz vor dem Auftritt von Ed Sheeran, dem Höhepunkt der Show, nur 45.000 Fans. Es sei aber durchaus möglich, dass noch weitere nachgekommen seien und man dann "inklusive der Zaungäste" auf 60.000 komme, sagte eine Polizeisprecherin.

AC/DC machte wohl Konkurrenz - Fanfest-Resttickets stark reduziert

Ursprünglich war das Euro-2024-Fanfest in München für 90.000 Gäste ausgelegt. Die Veranstalter hatten ihre Erwartungen vor dem Event schon deutlich zurückgeschraubt. "90.000 waren der erste Planstand, das Gelände wurde in der Zwischenzeit angepasst", sagte ein Sprecher der FKP Scorpio Konzertproduktionen kurz vor dem Fanfest. Im Rahmen eines "Flash Sales" wurde noch Anfang der Woche das Restkontingent der Fanfest-Tickets stark reduziert verkauft.

Womöglich machten auch AC/DC Konkurrenz, die parallel am Mittwochabend im Münchner Olympiastadion auftraten.

Zu hoher Andrang: Teuerste Ticketzone vorzeitig geschlossen

Der Andrang auf das Fanfest-Gelände auf der Münchner Theresienwiese war dennoch hoch. So musste bereits am Mittwochnachmittag der Bereich direkt vor der Bühne vorzeitig geschlossen werden. Für Tickets in der sogenannten Zone A mit dem uneingeschränkten Blick auf die Bühne hatten die Fans im Vorfeld regulär mehr als 110 Euro gezahlt.

Die übrigen Konzertbesucher mit Zone A-Tickets wurden schließlich in den niederpreisigeren Bereichen verteilt. Eine Konzertbesucherin zeigt sich gegenüber einem BR-Reporter frustriert: "Die Leute haben sehr, sehr viel Geld bezahlt, um jetzt am Rand zu stehen (...). Jetzt ist der Veranstalter in der Pflicht, (...) er hat die Situation offensichtlich massiv unterschätzt, was die Masse der Leute anbelangt".

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Hinweistafeln auf dem Fan-Fest weisen darauf hin, dass der Zugang zum Vorbühnenbereich nicht mehr möglich ist.

Lange Warteschlangen und Verwirrung um Mark Forster

Der hohe Besucherandrang machte sich auch in anderen Bereichen des Festivalgeländes bemerkbar: Wer beim Einlass, an den Verpflegungsständen oder in den Pausen an den Toiletten anstand, musste Geduld beweisen.

Für Verwirrung sorgten schließlich auch noch die Anzeigetafeln beim Auftritt des Sängers Mark Forster – der darauf kurzerhand in "Mike Forster" umbenannt wurde. Dabei handelte es sich aber nicht um einen Fehler des Veranstalters. Für die Videoshow während der Konzerte seien die Crews verantwortlich, so der Veranstalter FKP Scorpio Konzertproduktionen. Der falsch geschriebene Nachname war demnach ein bewusster Spaß von Mark Forsters Crew.

Chaotisches EM-Fanfest: Das sagt der Veranstalter

Auf Anfrage von BR24 erklärt Veranstalter FKP Scorpio Konzertproduktionen, dass der Vorbühnenbereich mit der Ticketkategorie Zone A zur Sicherheit der Gäste aus drei abgetrennten Bereichen bestand. Diese Aufteilung soll "offenbar bei einigen Gästen den Eindruck erweckt" haben, "dass die drei (...) Bereiche den unterschiedlichen Ticketkategorien entsprechen."

"Personen, die ein Ticket für Zone A gekauft hatten, konnten näher an der Bühne stehen als diejenigen, die ein Ticket der übrigen Kategorien erworben hatten. Während der gesamten Veranstaltung hat Zone A Kapazität für sämtliche Personen gehabt, die ein Ticket dieser Kategorie erworben hatten", schildert der Veranstalter weiter.

Mehrere Besucher kündigten bereits am Mittwochabend gegenüber dem BR an, das Ticketgeld aufgrund der schlechten Organisation zurückfordern zu wollen.

Hits von Nelly Furtado und Ed Sheeran

Jenseits von Ärger über die Organisation lieferten die Musikerinnen und Musiker eine große Show. Vor allem Nelly Furtado – gekleidet in die portugiesischen Nationalfarben – heizte das Publikum auf der Wiesn schwer an mit Hits wie "Say it Right" oder "Promiscuous".

Headliner Ed Sheeran, der das Trikot des englischen Star-Spielmachers Jude Bellingham trug, war ganz das musikalische Energiebündel, als das man ihn kennt. Er performte Hits wie "Shivers" bis "Perfect", gab alles an seinen Loop-Pedalen.

So ganz sprang der Funke aber nicht über. Vor dem Song "Thinking Out Loud" sagte der Megastar: "Wenn ihr den Text des nächsten Songs nicht kennt, seid ihr auf dem falschen Konzert." Für das richtige EM-Fieber und ein neues Sommermärchen muss in München noch einiges passieren. Ab morgen läuft und regiert der Ball. Das kann noch werden.

Mit Informationen von dpa

Transparenzhinweis: In einer früheren Fassung des Textes hieß es, bei der falschen Anzeige "Mark Foster" habe es sich um einen Fehler des Veranstalters gehandelt. Allerdings war die falsche Schreibweise ein bewusster Scherz der Crew des Künstlers. Das haben wir am 14.06. korrigiert.

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