CSU stagniert - Spannendes Rennen um Platz zwei in Bayern
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CSU stagniert - Spannendes Rennen um Platz zwei in Bayern

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CSU stagniert - Spannendes Rennen um Platz zwei in Bayern

Zehn Tage vor der Landtagswahl liegt die CSU im BayernTrend weiter unter ihrem vergleichsweise schwachen Resultat von 2018. Um Rang zwei zeichnet sich ein Dreikampf ab, die FDP bangt um den Wiedereinzug ins Parlament. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Eine "Bayerntour" von Markus Söder, eine "Radtour", eine "Kinotour" - dazu großflächige Söder-Plakate und ein #Söderisst-Kochbuch. Der bayerische Ministerpräsident soll nach dem Willen der CSU-Strategen möglichst viele Menschen dazu bringen, am 8. Oktober ihre Kreuze bei der CSU zu machen. Zehn Tage vor der Landtagswahl lässt der Aufwärtstrend allerdings auf sich warten: Im neuen BayernTrend kommen die Christsozialen wie schon Anfang des Monats auf 36 Prozent. Ein solches Ergebnis läge noch etwas unter den 37,2 Prozent von 2018, als die CSU mit Söder ihr schlechtestes Resultat seit 1950 hinnehmen musste.

Diese 37,2 Prozent gelten als Messlatte für den Parteichef und Ministerpräsidenten - schlechter sollte die Wahl nach Meinung vieler in der CSU nicht ausfallen. Die Vorsitzende des mächtigen CSU-Bezirksverbands Oberbayern und Landtagspräsidentin, Ilse Aigner, wiederholte im "taz"-Interview ihre Forderung nach einem Resultat von "40 plus x" zwar nicht, nahm sie aber auch nicht zurück, als sie sagte: "Ich glaube immer noch, dass eine Volkspartei wie die CSU großes Potenzial hat. Jetzt geht es darum, dieses bis zum 8. Oktober maximal auszuschöpfen."

Söder dagegen dämpft seit Wochen die Erwartungen. Es seien "andere Zeiten" als bei seinen Vorgängern Edmund Stoiber und Horst Seehofer, betonte er. "Es kommt jetzt auch nicht darauf an, einen Schönheitspreis zu gewinnen." Mut macht Söder seiner Partei mit dem Verweis auf 2018: Damals seien es letztlich deutlich mehr Prozent geworden als in den Umfragen kurz vor der Wahl. Der CSU-Chef braucht ein möglichst starkes Ergebnis nicht nur für seine Autorität innerhalb der Partei, sondern auch für die wahrscheinlichen Koalitionsverhandlungen mit selbstbewussten Freien Wählern. Punkten will die CSU laut Generalsekretär Martin Huber in den letzten Tagen bis zur Wahl mit Konzepten bei den Themen Inflation und Migration.

Freie Wähler knapp vor den Grünen

Spannung verspricht der Wettstreit um Rang zwei hinter der CSU. 2018 war das eine klare Sache für die Grünen, aktuell aber haben die Freien Wähler die Nase vorn. Wenn schon diesen Sonntag Landtagswahl wäre, kämen sie auf 16 Prozent. Das ist zwar ein leichter Rückgang im Vergleich zu Anfang September (- 1), wäre aber deutlich besser als das FW-Wahlergebnis von 2018 (11,6 Prozent). Für Parteichef Hubert Aiwanger ein "wunderbarer" Umfragewert: "Ich hoffe, dass sich das so auch in der Wahlurne wiederfindet. Damit wären wir natürlich sehr zufrieden." Im Wahlkampfendspurt wird laut Aiwanger "das Thema der illegalen Zuwanderung" ein große Rolle spielen.

Der Freie-Wähler-Chef kann sich berechtigte Hoffnungen machen, dass er sein Ziel erreicht, stärker als die Grünen zu werden. Allerdings ist der Vorsprung knapp. Die Grünen liegen im letzten BayernTrend vor der Wahl unverändert bei 15 Prozent. Spitzenkandidatin Katharina Schulze spricht im BR-Interview von einer "guten Ausgangsposition, aber da geht noch mehr". Der aktuelle Umfragewert liegt unter dem Rekordergebnis von 17,6 Prozent, das die Grünen bei der Landtagswahl 2018 geholt hatten. Schulze will neben ihren Schwerpunktthemen Klimaschutz und Startchancen für Kinder auch den Kampf gegen "den Rechtsrutsch in Bayern" in den Fokus rücken.

AfD in Lauerstellung

Das wichtigste Wahlziel der Grünen-Spitzenkandidatin dagegen scheint schwer erreichbar: "Wir Grüne möchten so stark werden, dass niemand an uns vorbeikommt, wir sind bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen." Ministerpräsident Söder wiederholt bei nahezu jeder Gelegenheit, dass es in Bayern definitiv kein Schwarz-Grün geben werde. Im "Spiegel"-Interview bekräftigte er nun auch, dass er sich mit den Grünen nicht einmal zu unverbindlichen Sondierungen treffen will. Vielmehr will er gleich mit den Freien Wählern über einen neuen Koalitionsvertrag sprechen. Laut BayernTrend befürwortet jeder Zweite im Freistaat (51 Prozent) ein schwarz-oranges Bündnis nach der Wahl. Schwarz-Grün wünscht sich nicht einmal ein Viertel (24 Prozent) der Befragten.

Hinter Freien Wählern und Grünen lauert noch die AfD, die sich zum Ziel gesetzt hat, stärkste Oppositionskraft zu werden. Auf 14 Prozent kommt die AfD aktuell bei der Sonntagsfrage (+ 1). Das ist ein Höchstwert für die Partei in einem BayernTrend. 2018 erhielt die AfD in Bayern 10,2 Prozent. AfD-Landeschef Stephan Protschka zeigt sich zufrieden: "Wir steigen von Woche zu Woche, und das ist gut so." Er sieht seine Partei auf "einem guten Weg", die Grünen zu überholen.

"Nicht genug": Enttäuschung bei der SPD

Erst mit deutlichem Abstand folgt die Kanzler-Partei: Die SPD kommt nicht aus dem Umfragetief und bleibt einstellig. Wie schon Anfang des Monats liegen die Sozialdemokraten bei neun Prozent - ungefähr auf dem Niveau ihres Wahldebakels von 2018 (9,7 Prozent) und weit hinter den eigenen Ansprüchen. "Neun Prozent sind nicht genug", räumt SPD-Landeschef Florian von Brunn ein. "Wir wollen das Ergebnis natürlich unbedingt verbessern."

Von Brunn spricht von einer herausfordernden Situation. "Wir diskutieren sehr viel über Bundesthemen", beklagt er. "Dabei haben wir so viele Themen, die wichtig sind für die Menschen in Bayern." Es gelte, nun im Wahlkampfendspurt, wichtige bayerische Themen wie bezahlbares Wohnen "auf die Straße zu bringen", statt nur über "Gendern und Ähnliches" zu sprechen.

FDP verbreitet Optimismus

Ein nervenaufreibender Abend könnte am 8. Oktober der FDP bevorstehen. Die Liberalen verbessern sich im BayernTrend zwar um einen Punkt auf vier Prozent - sie müssen damit aber weiterhin fürchten, an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern und aus dem Landtag zu fliegen.

FDP-Landeschef und -Spitzenkandidat Martin Hagen macht das, was er schon seit Monaten tut: Optimismus verbreiten. "Die FDP ist wieder im Aufwind", sagt er im BR-Interview und spricht von einer Aufholjagd. "Die Fünf-Prozent-Hürde ist greifbar, der Wiedereinzug der FDP in den Landtag ist möglich." Neben den bisherigen FDP-Wahlkampfthemen Wirtschaft und Bildung will Hagen im Schlussspurt "auch verstärkt das Thema Migration adressieren" - und sich damit vom Berliner Ampel-Koalitionspartner, den Grünen, absetzen: In der Bundesregierung gebe es einen Konflikt mit den Grünen bei der Migration, die FDP kämpfe für "mehr Steuerung und Kontrolle", schildert Hagen. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf 6 Prozent.

Für wen wird der Wahlabend zur Zitterpartie?

2018 mussten die Liberalen bis tief in die Nacht auf das erlösende Ergebnis von 5,1 Prozent warten. Sollte es am 8. Oktober ähnliche Ergebnisse geben wie im aktuellen BayernTrend, könnte der Wahlabend nicht nur für die Liberalen, sondern auch für andere Parteien zur Zitterpartie werden.

Söder müsste bangen, ob er an den Prozentwert von 2018 herankommt, die Grünen um ihren zweiten Platz fürchten, und für SPD-Spitzenmann von Brunn wäre ein zweistelliges Resultat von großer Bedeutung. Auch wenn aktuell klar scheint, dass die bisherigen Regierungsparteien erneut ein Bündnis schmieden werden, verspricht der Wahlabend somit reichlich Spannung.

Der ARD-BayernTrend

Für den ARD-BayernTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap vom 25. bis 27. September 2023 insgesamt 1.512 Wahlberechtigte in Bayern (888 per Telefon, 624 online). Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage.

Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt laut Infratest dimap einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen sei. Rückschlüsse auf den Wahlausgang seien damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legten sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung habe die letzte Phase des Wahlkampfs mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. Bewegungen seien damit in Bayern bis 8. Oktober weiterhin möglich.

Aktuell will den Meinungsforschern zufolge jeder achte Wahlberechtigte eine Änderung seiner momentanen Parteipräferenz bis zum Wahlsonntag nicht ausschließen. Etwa jeder Fünfte tendiere derzeit zur Nichtwahl oder lasse noch keine Neigung zu einer Partei erkennen. Für zwei Drittel der Wahlberechtigten stehe die Wahlentscheidung nach eigenen Angaben bereits fest.

Im Video: BR24live BayernTrend: So würde Bayern wählen

Der BR24 Kandidaten-Check:

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