Teilnehmer der Demo in Tirschenreuth
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Mehrere Tausend Menschen haben sich an einem Protestmarsch für den Erhalt der Kliniken im Landkreis Tirschenreuth beteiligt.

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Nachts keine Notaufnahme? Protestmarsch in Tirschenreuth

Mehrere Tausend Menschen haben sich an einem Protestmarsch für den Erhalt der Kliniken im Landkreis Tirschenreuth beteiligt. Umstrukturierungspläne sehen unter anderem am Krankenhaus Tirschenreuth die Schließung der Notaufnahme in der Nacht vor.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die "Initiative Klinik Retten" hat sich am Sonntagnachmittag (14.01.) in Tirschenreuth mit einem Protestmarsch für den Erhalt der Kliniken im Landkreis Tirschenreuth eingesetzt. Etwa 4.800 Menschen beteiligten sich.

Pläne sehen Schließung der Notaufnahme in der Nacht vor

Hintergrund der Proteste sind die Umstrukturierungspläne der Kliniken Nordoberpfalz AG (KNO) mit ihren Häusern in Weiden, Kemnath, Tirschenreuth und Erbendorf. Demnach sollen die Chirurgie und die Frauenklinik von Tirschenreuth nach Weiden verlagert, die Geriatrie-Klinik in Erbendorf soll geschlossen und nach Tirschenreuth verlagert werden. Am Standort in Tirschenreuth soll der Fokus künftig auf ambulanten Operationen liegen. Das Leistungsspektrum des Krankenhauses Kemnath soll sich laut KNO AG im Jahr 2024 noch nicht ändern.

Die Notfallversorgung an den Krankenhäusern Kemnath und Tirschenreuth ist zukünftig dann tagsüber von 8 Uhr bis 20 Uhr vorgesehen – die Krankenhäuser verfügen über keine Notaufnahme in der Nacht.

Gespräch mit Gesundheitsministerin Gerlach Ende Januar

Der Protest hatte sich formiert, als Ende November bekannt wurde, dass die Klinken Nordoberpfalz AG Umstrukturierungen plant. In kurzer Zeit entstanden zwei Online-Petitionen "Verhindert die Schließung unserer Krankenhäuser!" auf change.org und "Nein zum Abbau des Krankenhauses Tirschenreuth" auf openpetition.de. Mittlerweile haben diese beiden Petitionen über 55.000 Unterschriften gesammelt und sich zu einer Petition formiert. Im Landkreis Tirschenreuth wohnen etwa 72.000 Menschen.

Die Initiative fordert klare Zuständigkeiten zwischen Bund, Land und Kommune. "Wir fordern, dass die Maßnahmen, die Häuser zu schließen, beendet werden, damit die Mitarbeiter keine Angst mehr haben", so Mathias Kalkum, Notarzt und einer der Initiatoren, zum BR. Zumindest so lange, bis geklärt ist, wer die Kosten für die Krankenhäuser übernehmen soll, so Kalkum weiter. Ende Januar hat die Initiative einen Termin mit Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU).

Tirschenreuths Landrat ausgebuht

Auch Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier (CSU) war bei dem Protestmarsch am Sonntag anwesend und stand als Redner selbst auf der Bühne. Das Publikum reagierte mit Buhrufen, als er ans Rednerpult ging. Denn: Er hat die Umstrukturierung selbst mitbeschlossen und sitzt nun zwischen den Stühlen. Laut ihm können die Krankenhäuser nur weiterbestehen, da noch mehr Geld hineingegeben wurde.

Bis zum Jahr 2026 fehlen den Kliniken 52 Millionen Euro. Die Stadt Weiden und die Landkreise Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab sollen laut den Kliniken Nordoberpfalz in den kommenden drei Jahren jeweils rund 17 Millionen Euro in die Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung in der Region investieren.

Die Umstrukturierung ist laut Roland Grillmeier kein lokales Problem, viele Bayerische Krankenhäuser seien betroffen. Und es werde die nächsten Wochen nicht weniger werden, da vom Bund keine Lösungen kämen. Doch: "Wenn der Bund nichts macht, warum kommt dann keine Hilfe vom Land? Da kommt nichts", so Grillmeier.

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