Wahlhelferinnen sortieren am 15.09.2013 in München (Bayern) in einer Messehalle die Briefwahlstimmen zur Landtagswahl
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Wahlhelferinnen sortieren am 15.09.2013 in München (Bayern) in einer Messehalle die Briefwahlstimmen zur Landtagswahl

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Wahlhelfer für Landtagswahl: Wer sind sie und was machen sie?

Keine Wahl könnte ohne die vielen ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer stattfinden – auch die Landtagswahl nicht. Doch wer sind die Wahlhelfer, und was ist ihre Aufgabe? Ein Überblick.

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Spät wird es werden am Sonntag, darauf stellt sich Johann Preuhs schon mal ein. Während die Wählerinnen und Wähler bei der Landtagswahl selten länger als ein paar Minuten für die Stimmabgabe gebraucht haben, rechnet Preuhs mit einem Einsatz bis weit nach Mitternacht. Er sitzt als parteiloses Mitglied im Gemeinderat seines Heimatorts Oberpframmern im Landkreis Ebersberg und ist am Wahltag als Wahlhelfer im Einsatz: "Der Gemeinderat wird gebeten, das zu übernehmen, und ich stehe natürlich zur Verfügung. Da drückt sich keiner, jeder ist gern dabei."

Mehr als 100.000 Ehrenamtliche im Einsatz

Für die Landtagswahl sind in ganz Bayern zwischen 100.000 und 150.000 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer im Einsatz, aufgeteilt in etwa 17.000 bis 18.000 Wahlvorstände. Jeweils fünf bis neun Personen sind als Wahlvorstand für einen Stimmbezirk zuständig. Sie betreuen also das Wahllokal, das alle Wählerinnen und Wähler des entsprechenden Stimmbezirks besuchen – oder sie betreuen einen Briefwahlbezirk.

In den Wahllokalen überprüfen sie, ob die ankommenden Personen stimmberechtigt sind, geben ihnen die Stimmzettel aus und die Wahlurne frei. Außerdem kontrollieren sie, ob das Wahlgeheimnis eingehalten wird, etwa indem sie darauf achten, dass immer nur eine Person eine Wahlkabine betritt. Wenn die Wahllokale schließen, zählen sie die Stimmen aus und übermitteln das Ergebnis an die zuständige Behörde, etwa das Landratsamt.

So sucht und findet Grafing Wahlhelfer

Wahlhelfer ist ein Ehrenamt – aber eines, das besetzt sein muss, sonst kann die Wahl nicht stattfinden. Die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zusammenzubekommen, "liegt in der Zuständigkeit der Kommunen vor Ort", heißt es von der bayerischen Landeswahlleitung. "Und jede Kommune rekrutiert anders." Die meisten setzen zunächst auf Freiwilligkeit – so zum Beispiel Grafing im Landkreis Ebersberg. 144 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer hat die Stadt für ihre knapp 14.000 Einwohnerinnen und Einwohner zusammenbekommen müssen.

"Wir haben Ende Juni über die Website der Stadt und über das Amtsblatt einen Aufruf gestartet", erzählt eine Mitarbeiterin des Grafinger Wahlamts. "Auch die Parteien werden angeschrieben" – tatsächlich stellen sich – wie Johann Preuhs in Oberpframmern – in vielen Kommunen Stadt- oder Gemeinderäte als Wahlhelfende zur Verfügung. In Grafing lief dieses Vorgehen reibungslos: "Ende August, Anfang September hatten wir alle Wahlhelferinnen und Wahlhelfer beinander", erzählt die Wahlamts-Mitarbeiterin. "Da melden sich Menschen, die das schon seit vielen Jahrzehnten machen. Aber es gibt auch immer wieder Personen, die neu dazukommen."

Auch Verpflichtung ist möglich

Hätten sich nicht genügend Freiwillige gemeldet, hätte Grafing – wie jede andere Kommune auch – die Möglichkeit, Menschen für das Ehrenamt zu verpflichten. Verpflichtet werden können alle, die auch wahlberechtigt sind – also zum Zeitpunkt der Wahl 18 Jahre alt sind, einen deutschen Pass haben und seit mindestens drei Monaten im Wahlgebiet gemeldet sind. Ablehnen kann man nur, wenn man triftige Gründe hat; etwa wenn man krank ist oder dringende familiäre oder berufliche Verpflichtungen hat.

Der Wahlleite der Stadt Seligenstadt, Christian Klügel steht auf einer Fähre
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Wahlhelfer für Landtagswahl

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Wahlbetrug so gut wie unmöglich

Spätestens seit Donald Trumps Vorwürfen, ihm seien bei der US-Präsidentenwahl Stimmen "gestohlen" worden, wird immer wieder über den Einsatz von Computern bei Wahlen diskutiert. Wahlcomputer wie in den USA sind in Deutschland seit einem Urteil nicht erlaubt. Nur um die Daten aus den Stimmbezirken weiterzuvermitteln, wird ein Computerprogramm eingesetzt – früher musste das übers Telefon passieren.

Damit die Stimmen auch wirklich korrekt ausgezählt werden, gilt etwa in Grafing das Sechs-Augen-Prinzip. Die Wahlamtsmitarbeiterin beschreibt es so: "Der Wahlvorsteher öffnet den Stimmzettel, sucht das Kreuz und sagt laut, wer die Stimme bekommen hat. Der nächste Wahlhelfer markiert das Ergebnis in einer Liste. Und ein Dritter kontrolliert, ob beide Angaben übereinstimmen." Die fertige Auszählung wird dann über ein Computerprogramm ans Landratsamt Ebersberg übermittelt.

Spaß bei der Pflicht

Wahlhelferinnen und Wahlhelfer haben also eine verantwortungsvolle und für demokratische Wahlen unverzichtbare Aufgabe. Was nicht heißt, dass man dabei keinen Spaß haben kann, findet Johann Preuhs. Er kennt ja die meisten Leute, die ins Wahllokal kommen. "Oft bleibt jemand noch zehn Minuten stehen für eine kleine Unterhaltung. Wer es braucht, den begleite ich zur Wahlkabine. Und ich kümmere mich besonders um die Jungwähler. Das ist einfach eine schöne Geschichte."

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