Tobias Waltner (zweiter von links), Benedikt Berger, Sandra Ammer (rechts) und Sylvia Ammer (Mitte)  von der Bürgerinitiative gegen das Hotel halten einen Plan in der Hand, auf dem das geplante Hotel zu sehen ist
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Auf dem Schlossberg in Oberstaufen soll ein großes Hotel entstehen - was bei vielen Bürgern für Kritik gesorgt.

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Widerstand gegen Hotelplanungen in Oberstaufen

Oberhalb von Oberstaufen – auf dem geschichtsträchtigen Schlossberg – ist ein neues Hotel geplant. 70 Millionen Euro sollen investiert werden. Doch das Vorhaben gefällt nicht allen: Manche sprechen sogar von einem Dammbruch im Allgäu.

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Geht es nach den Architekten und dem Investor, soll das neue Hotel an das frühere Schloss Staufen erinnern: ein hoher Turm, ein Querbau und ein etwas niedrigerer Turm. An der höchsten Stelle könnte das Hotel rund 50 Meter hoch werden: mit 11 Stockwerken, 160 Zimmern plus Wellnesslandschaft, Tiefgarage und einem eigenen Haus für das Personal. Der Platz ist unschlagbar: Vom Schlossberg aus hat man einen Wahnsinns-Blick auf die Nagelfluhkette. Allerdings wird das Hotel auch hoch über dem Ort thronen und so schon von Weitem sichtbar sein.

Bürgerinitiative kritisiert Dimension des geplanten Hotels

Die Bürgerinitiative Schlossberg Oberstaufen 2.0 befürchtet, dass das Hotel das Ortsbild Oberstaufens massiv beeinträchtigen wird. "Die Dimension ist den Leuten bisher gar nicht so bewusst", meint Tobias Waltner, der Mitglied der Bürgerinitiative ist. Benedikt Berger bezweifelt, dass der moderne Bau einmal ein Wahrzeichen für den Ort werden kann, wie propagiert werde. Durch die Höhe des Hotels befürchtet die Bürgerinitiative zudem starke Verschattungen für die Nachbarn. Das geplante Gebäude soll teilweise 20 Meter höher werden als die Schlossbergklinik, die hier früher gestanden hat und inzwischen abgerissen wurde.

Doch nicht nur die Größe des Vorhabens stört die Mitglieder der Bürgerinitiative, sie kritisieren auch die unklare Verkehrsanbindung und stellen die Wirtschaftlichkeit des Hotels in Frage. Wenn der Anreiz des spektakulären Baus abflacht, dann bleibt eine Bauruine, beschreibt Tobias Waltner die Bedenken der Bürgerinitiative.

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Den Gegnern sind die Pläne für ein Hotel auf dem Schlossberg in Oberstaufen zu groß. Die Bürgerinitiative will, dass das Projekt überdacht wird.

Weltweit größte Hotelkette soll Schlossberg-Resort betreiben

Wer das künftige Schlossberg-Resort einmal betreiben soll, steht schon fest: Der Investor, die Oberstdorfer Firma Geiger, hat mit der weltweit größten Hotelkette Marriott einen Pachtvertrag über 20 Jahre geschlossen. Michael Kromphorn, Geschäftsführer der Geiger-Projektentwicklung GmbH, ist sich sicher, dass Marriott dafür sorgen wird, dass das Hotel auch funktioniert. Schon allein über das Kundenprogramm der internationalen Hotelkette mit vielen Millionen Mitgliedern könnten stets Gäste akquiriert werden. Auch wenn man nicht allen Wünschen gerecht werden könne, zeigte sich Kromphorn im BR-Interview gesprächsbereit: "Wir sind nicht weit weg, wir sind ansprechbar."

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Architekturforum spricht von Ausverkauf des Allgäus

Ein Hotel einer solch internationalen Kette gibt es im Allgäu noch nicht. In Verbindung mit der Bauart fürchtet das Architekturforum Allgäu sogar einen Dammbruch: Durch das riesige und weltweit austauschbar zu platzierende Projekt werde das authentische Landschaftsbild stark verändert und nachhaltig gestört. In einer Mitteilung heißt es: "Sollte das Bauvorhaben Schule machen und den Ausverkauf des Allgäus eröffnen, möchte man ergänzen 'Rettet das Allgäu'".

Bürgermeister: Oberstaufen tun weitere Hotelbetten gut

Das kann der Oberstaufener Bürgermeister Martin Beckel (Freie Wähler) nicht nachvollziehen. Er ist überzeugt, dass das geplante Hotel ein Leuchtturm-Projekt wird und Marriott angesichts vieler familiengeführter Betriebe die örtliche Hotellandschaft ergänzen wird. Unterstützung bekomme er dafür von der Allgäu GmbH und Tourismusprofessoren, die attestiert hätten, Marriott passe gut ins Portfolio. Darüber hinaus braucht Oberstaufen laut Beckel auch neue Hotelbetten: "Wir haben in den letzten zehn Jahren bestimmt 1.000 Gästebetten in Oberstaufen verloren und da tun uns natürlich die 160 Zimmer, die da oben entstehen sollen, entsprechend gut."

Beliebtes Urlaubsziel

Oberstaufen ist ein beliebtes Urlaubsziel: Vergangenes Jahr konnten laut Tourismusbericht 1,35 Millionen Übernachtungen gezählt werden. Auch Ministerpräsident Markus Söder oder die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock haben sich hier schon erholt.

Bürger sollen in Planungen mehr einbezogen werden

Die Bürgerinitiative hat inzwischen eine Online-Petition gestartet, die über 700 Menschen unterzeichnet haben. Laut Waltner will die Bürgerinitiative mit ihrem Widerstand das Hotel nicht verhindern, sondern erreichen, dass die Pläne noch einmal überdacht werden. Der Bürgerinitiative schwebe eine ortsverträglichere Lösung vor, die von der Architektursprache her sensibler mit dem Ort umgehe. Außerdem möchte sie, dass die Bürger und Bürgerinnen mehr in den Prozess mit einbezogen werden. Die Infoveranstaltungen, die stattgefunden haben, seien zwar gut organisiert gewesen, allerdings seien Einwände von Einwohnern in den Planungen dann nicht berücksichtigt worden.

Bauleitplanung: Geänderte Pläne sollen im November vorgestellt werden

Währenddessen läuft die kommunale Bauleitplanung: Der Oberstaufener Gemeinderat hat vor gut einem Jahr fünf Entwürfe für das Hotel auf dem Tisch gehabt und sich für den Entwurf Schloss entschieden. Im Sommer wurden die Pläne für das neue Schlossberg-Resort erstmals öffentlich ausgelegt. Derzeit sind Investor und Kommune damit beschäftigt, die Bedenken und Anregungen auszuwerten und einzuarbeiten. "Es wird sich noch jede Menge ändern, das ist sicher", sagt Bürgermeister Beckel. Im November sollen die geänderten Pläne vorgestellt werden.

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