18.6.2024: Feuer im israelischen Grenzgebiet nach einem Angriff der Hisbollah
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18.6.2024: Feuer im israelischen Grenzgebiet nach einem Angriff der Hisbollah

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Israelischer Minister warnt Hisbollah vor "umfassendem Krieg"

Israels Außenminister Katz hat der pro-iranischen Schiitenmiliz Hisbollah mit der Zerstörung in einem "umfassenden Krieg" gedroht. Zuvor hatte die Miliz angebliche Luftaufnahmen aus Israel veröffentlicht. Die USA versuchen, zu deeskalieren.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Israels Militär hat Pläne für eine Offensive im Libanon abgesegnet und damit Sorgen vor einer Eskalation des Konflikts mit der pro-iranischen Hisbollah-Miliz geschürt. Ranghohe Kommandeure hätten bei einer Lagebeurteilung "operative Pläne für eine Offensive im Libanon" genehmigt, teilte das Militär am Dienstagabend mit. Die Bereitschaft der Truppen werde weiter erhöht.

Pentagon-Sprecher: "Niemand will einen größeren regionalen Krieg"

Darauf angesprochen sagte der Sprecher des Pentagons in Washington, Pat Ryder: "Ich werde mich nicht in Hypothesen ergehen oder darüber spekulieren, was passieren könnte, sondern nur sagen, dass niemand einen größeren regionalen Krieg will." Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte vor dem Hintergrund des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der Hamas: "Wir wollen keine Eskalation. Wir wollen keine zweite Front sehen."

Israels Außenminister droht mit Eskalation

Israels Außenminister Israel Katz drohte am Dienstagabend auf der Plattform X (ehemals Twitter): "Wir stehen kurz vor dem Moment der Entscheidung, die Regeln gegen die Hisbollah und den Libanon zu ändern." In einer Erklärung seines Büros hieß es: "In einem umfassenden Krieg werde die Hisbollah zerstört und der Libanon schwer getroffen werden." Die "Jerusalem Post" schrieb von einer Verschärfung der Rhetorik. 

Drohnen-Aufnahmen aus Israel veröffentlicht

Zuvor hatte die Hisbollah Luftaufnahmen nach eigener Darstellung aus Nordisrael veröffentlicht. Die Bilder sollen etwa den Hafen von Haifa und andere wichtige strategische Orte in der Gegend zeigen und von einer Drohne aufgenommen worden sein. Es war zunächst unklar, wann genau sie angefertigt wurden. Das gezeigte Material ließ sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Am Mittwoch ist eine Rede des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah geplant. Grund dafür ist, dass bei israelischen Angriffen vor einer Woche ein ranghoher Kommandeur der Miliz getötet wurde. Die vom Iran unterstützte Schiiten-Organisation reagierte darauf mit massivem Raketenbeschuss auf Ziele in Israel.

Türk: "Extrem besorgt"

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk warnte am Dienstag vor einem weiteren großen Konflikt im Nahen Osten. "Ich bin extrem besorgt über die eskalierende Lage zwischen dem Libanon und Israel", sagte der Hochkommissar vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. Türk rief dazu auf, die Kämpfe einzustellen und alles dafür zu tun, "um einen vollständigen Krieg abzuwenden".

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor mehr als acht Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet zwischen den Ländern. Laut Türk sind bereits 401 Menschen im Libanon und 25 Menschen in Israel getötet worden. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten hätten wegen des Konflikts ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen. 

Die schiitische Hisbollah gilt als deutlich schlagkräftiger als die sunnitische Hamas im Gazastreifen. Der US-Gesandte Amos Hochstein führte am Dienstag Gespräche im Libanon, um eine Waffenruhe zu erreichen. Nach libanesischen Informationen wollte Hochstein der libanesischen Regierung dabei eine scharfe Warnung der israelischen Seite übermitteln. 

Hisbollah: Miliz und Partei

Die Hisbollah wird vom Iran unterstützt. Die Gruppierung entstand in den 1980er Jahren (Externer Link) im Libanon - als schiitische Widerstandsorganisation gegen die israelische Besatzung. Experten zufolge verfügt die Organisation über mehrere Zehntausend Kämpfer und über mehr als 130.000 Raketen. Die Hisbollah gilt damit als best gerüstete, nicht staatliche, bewaffnete Organisation des Nahen Ostens.

Neben der Miliz ist die Hisbollah auch eine politische Partei. Anfang 2024 hatte die Partei 13 von 128 Sitze im libanesischen Parlament. Außerdem betreibt die Hisbollah Schulen und Krankenhäuser und verweist selbst gerne auf ihr karitatives Engagement. Die Hisbollah wird nicht nur von Teheran unterstützt, sondern betreibt legale und illegale Geschäfte und verfügt so über eigene finanzielle Mittel. So handelt die Hisbollah unter anderem mit der synthetischen Droge Captagon.

Mit Informationen von dpa und AFP

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels haben wir die Formulierung von Israels Minister "all-out war" mit "totalem Krieg" übersetzt. Da dieser Begriff in der Zeit des Nationalsozialismus von Propagandaminister Goebbels verwendet wurde, haben wir die Passagen in "umfassender Krieg" geändert.

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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Ali Chamenei, Oberster Führer des Iran
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