Fahrzeug des Roten Kreuzes mit freigelassenen Geiseln
Bildrechte: REUTERS/Ibraheem Abu Mustafa

Die militant-islamistische Hamas hat am Abend weitere Geiseln freigelassen und dem Roten Kreuz übergeben.

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Hamas lässt zwölf weitere Geiseln frei – darunter eine Deutsche

Die militant-islamistische Hamas hat am Abend weitere Geiseln freigelassen. Es handelt sich um zehn Israelis sowie zwei Ausländer, unter ihnen eine Deutsche. Israels Premier Netanjahu konkretisierte unterdessen seine Pläne für den Gazastreifen.

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Am fünften Tag der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas sind am Abend weitere Geiseln freigekommen. Wie das israelische Militär mitteilte, hat die militant-islamistische Palästinenserorganisation zehn Israelis und zwei Ausländer an das Rote Kreuz übergeben. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) teilte mit, dass unter den Freigelassenen eine Deutsche sei.

Geiseln nach Israel gebracht

Die allesamt weiblichen Geiseln wurden nahe dem Grenzübergang Rafah an Mitarbeiter des Roten Kreuzes übergeben. Über Ägypten wurden sie dann nach Israel gebracht, wo sie medizinisch untersucht werden sollen.

Unter den freigelassenen Israelis waren auch betagte Frauen bis zu einem Alter von 84 Jahren und nur eine Minderjährige (17), die mit ihrer Mutter zusammen freigelassen wurde. Im Gegenzug kamen 30 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei.

Es war bereits die fünfte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam. Damit sind 81 Verschleppte nicht mehr in der Gewalt der Hamas. Israel wiederum ließ bisher 150 Gefangene frei. Die Feuerpause war zunächst auf vier Tage angelegt, wurde dann aber um zwei Tage verlängert und könnte bis Donnerstagmorgen dauern. Das ist aber keineswegs sicher. Denn zuletzt kam es zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem Schusswechsel im nördlichen Gazastreifen.

Feuerpause verlängert – aber in Gefahr

Nach Angaben der israelischen Armee wurden Soldaten beschossen und mehrere von ihnen dabei leicht verletzt. Diese hätten zurückgeschossen. Zudem seien insgesamt drei Sprengsätze neben Soldaten an zwei Standorten explodiert. Damit sei der Rahmen der Waffenruhe verletzt worden, hieß es.

Die Hamas bestätigte die Konfrontation und warf Israel ihrerseits eine Verletzung der Feuerpause vor. Die Terrororganisation betonte allerdings, sie fühle sich weiter an die Vereinbarung gebunden, solange die andere Seite sich ebenfalls verpflichtet fühle.

Karte: Übersicht Israel und angrenzende Länder

Netanjahu will Gazastreifen "entradikalisieren"

Derweil hat Israelis Regierungschef Netanjahu in einem Interview mit den deutschen Zeitungen "Bild" und "Welt" seine weiteren Ziele im Krieg gegen die Hamas erläutert. Nach einem Sieg über die Palästinenserorganisation plant er demnach eine gewaltige Umgestaltung des abgeriegelten Küstenstreifens mit seinen 2,4 Millionen Bewohnern. Dabei zog er Vergleiche zur Entnazifizierung in Deutschland nach 1945.

"Erstens entmilitarisieren wir Gaza und zweitens entradikalisieren wir Gaza. Und genau das wurde in Deutschland, Japan und anderswo getan", sagte Netanjahu in dem Interview, das am Nachmittag veröffentlicht wurde (hier geht's zum Interview auf der Seite der "Welt"). Deutschland sei heute ein völlig anderes Land als in den 1930er Jahren, so der israelische Premier. "Dies wurde durch den totalen militärischen Sieg und die Veränderung der Kultur, der Bildung und des Lernens über die Fehler der Vergangenheit erreicht."

"Krieg wird nach Feuerpause fortgesetzt"

Dass Israel den Krieg gegen die Hamas nach der aktuell geltenden Feuerpause samt Geiselfreilassungen fortsetzt – daran ließ Netanjahu keinen Zweifel. Denn die Vertreter der Hamas sagten, "dass sie das Massaker, das sie an uns verübt haben, wiederholen werden".

Beim Großangriff der Hamas am 7. Oktober wurden nach israelischen Angaben etwa 1.200 Menschen getötet und weitere rund 240 verschleppt. Bei den wochenlangen israelischen Vergeltungsschlägen kamen nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen fast 15.000 Menschen ums Leben. Hunderttausende sind nach UN-Angaben in dem kleinen Küstenstreifen auf der Flucht.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters

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