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KZ-Gedenkstätte Flossenbürg: Granit-Steinbruch integrieren?

Vor 80 Jahren errichten die Nationalsozialisten das KZ Flossenbürg. Heute ist der Ort eine international beachtete Gedenkstätte. Der Steinbruch, in dem Häftlinge damals litten, ist allerdings immer noch aktiv in Betrieb. Von Thomas Muggenthaler

Steinbrüche sind wie klaffende Wunden in der Natur - sichtbare Einschnitte, die nie mehr verheilen. In Flossenbürg gilt das auch in übertragenem Sinne: Der Steinbruch in der Oberpfälzer Gemeinde markiert nicht nur einen landschaftlichen Einschnitt, er ist zudem Zeugnis des großen Zivilisationsbruchs in der deutschen Geschichte.

Ohne Granit hätte es das KZ nicht gegeben

Zu NS-Zeiten mussten dort Häftlinge des KZ Zwangsarbeit leisten. Errichtet worden war es 1938, vor 80 Jahren. Die reichen Granitvorkommen waren damals ausschlaggebend für die Standortwahl. Heute wird der Steinbruch kommerziell genutzt. Im Bildungszentrum der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg fand jetzt eine Tagung statt, die sich mit der Frage befasste, wie künftig mit diesem Ort umgegangen werde soll - damit die Erinnerung nicht verschüttgeht.

Der Steinbruch als Erinnerungsort

In dem Steinbruch wird immer noch Granit abgebaut. 2024 läuft der Pachtvertrag aus. Ob er verlängert wird oder ob das ganze Areal in die Gedenkstätte einbezogen wird, ist noch nicht entschieden. Johannes Tuchel misst dem Steinbruch als Erinnerungsort eine große Bedeutung zu. Er ist Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. Den Zustand der Originalgebäude aus der KZ-Zeit auf dem Areal des Steinbruchs bewertet er als kritisch. Der Verfall müsse gestoppt werden, fordert Tuchel, einer der führenden Experten zur NS-Zeit.

Steinwand unter Denkmalschutz

Auch Jörg Skribeleit, Leiter der KZ Gedenkstätte Flossenbürg, betont: Der Steinbruch stehe für das KZ Flossenbürg. Der Granit sei der Grund gewesen, warum hier 1938 überhaupt ein Konzentrationslager gegründet wurde. Und die KZ-Zeit sei im Steinbruchareal immer noch gut ablesbar. Die Wand, an der die KZ-Häftlinge gearbeitet haben, ist erhalten und steht unter Denkmalschutz.

Für Planung Zeit lassen

Die Wiener Architektin Gabu Heindl, die in Linz und Wien schon mit temporären Aktionen auf Aspekte der NS-Zeit aufmerksam gemacht hat, sprach sich zunächst für zeitlich begrenzte Aktionen aus. Für die langfristige Planung solle man sich Zeit lassen. Anknüpfungspunkt könnte das ehemalige Verwaltungsgebäude der DEST, der Deutschen Erd- und Steinwerke, aus der NS-Zeit sein, das derzeit leer steht. Nach dem Krieg war hier zeitweise ein Kino untergebracht.

Skulpturen aus Flossenbürger Granit

Dem Thema "Kunst und Granit" wird sich die Gedenkstätte Flossenbürg bereits wieder im Sommer zuwenden. Dann werden hier Skulpturen des Landshuter Bildhauers Fritz König ausgestellt, der mit Flossenbürger Granit gearbeitet hat.