Claus Berninger (rechts) und sein Sohn Max (links) im Colos-Saal in Aschaffenburg
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Claus Berninger (rechts) und sein Sohn Max (links) im Colos-Saal in Aschaffenburg

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"Das ist mein Lebenswerk": Generationenwechsel im Colos-Saal

Der Colos-Saal in Aschaffenburg ist ein privat betriebener Musikclub und eine Institution in der unterfränkischen Konzertlandschaft. Seit 40 Jahren mitten in der Fußgängerzone gelegen. Jetzt steht dort ein Generationenwechsel in der Leitung an.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Der Colos-Saal in Aschaffenburg wird dieses Jahr 40 Jahre alt. Gefeiert wird das große Jubiläum im November. Uriah Heep, Iron Butterfly, Spencer Davis Group, Die Prinzen oder New Model Army standen schon dort auf der Bühne. Es gab aber auch Diskussionsrunden mit Politikern oder Lesungen. Mit dem 40. Geburtstag des Live-Clubs will Claus Berninger den Betrieb an seinen Sohn Max übergeben. "Die Option war relativ lange auf dem Tisch", sagt der junge Nachfolger. "Ich habe mein Studium fertiggemacht und in einem anderen Unternehmen gearbeitet und dann habe ich mich entschlossen, hier einzusteigen."

Mietvertrag endet in sechs Jahren

Vorerst wird sich im Colos-Saal damit nichts ändern. Claus Berninger will im Hintergrund weiter mitarbeiten. Aber der renommierte Musik-Club ist seit 40 Jahren nur Mieter in den Räumen am Roßmarkt. Das heißt, wenn der Vermieter die Immobilie in der 1A-Lage mitten in der Fußgängerzone irgendwann mal lukrativer vermieten will, könnte es eng werden. "Wir haben noch einen Mietvertrag bis 2030. Aber man muss natürlich auch wissen, dass alle möglichen Schwerter über unseren Köpfen kreisen", sagt Max. "Neue Anwohner im Neubau nebenan, Gentrifizierung oder Auflagenänderungen, die wir hier vor Ort überhaupt nicht mehr erfüllen könnten."

Gutes Verhältnis mit Stadt und Nachbarn

Trotzdem ist sich Max sicher, dass es auch nach 2030 am alten Standort oder irgendwo anders irgendwie weitergehen wird. Das sagt auch sein Vater Claus: "Wir leben mit unseren Nachbarn eigentlich sehr freundschaftlich zusammen. Das war nicht immer so. Am Anfang war es etwas schwieriger. Aber ich glaube, es ist mittlerweile tatsächlich gelungen, dass die Mietswohnungen außenherum von Fans vom Colos-Saal belegt worden sind, weil die dann nicht mehr so einen weiten Weg haben. Das ist der Schlüssel dafür, dass wir relativ viel Ruhe haben. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es sich wesentlich ändert. Dazu ist glaube ich unser Standing insgesamt in der Stadt viel zu gut."

Preisgekrönter Kulturbetrieb

Vor neun Jahren erhielt der Colos-Saal sogar den Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg. Bis zur Zwangspause durch die Pandemie hat der Musikclub keinen Cent staatliche oder kommunale Fördermittel in Anspruch genommen. Die Überbrückungshilfen retteten den Betrieb in der Coronazeit vor dem Aus. Inzwischen kann der Juniorchef Max Berninger wieder entspannter in die Zukunft schauen. Seit dem Ende der Corona-Pandemie läuft der Betrieb so gut wie nie zuvor. Über 300 Veranstaltungen stehen jedes Jahr auf dem Programm.

40 Jahre Konzertgeschichte in Aschaffenburg

Claus Berninger hat den Live-Club vor 40 Jahren mit seinem älteren Bruder Günther gegründet. Damals noch unter dem Namen Klimperkasten. "Ich war engagierter Sozialarbeiter, aber ich wollte das unbedingt machen und dachte mir: Musik ist auch was Schönes", sagt Claus Berninger und schmunzelt. "Niemand hat gedacht, dass das länger als ein oder zwei Jahre dauert. Jetzt gehen wir in die zweite Generation. Ich bin da stolz drauf, das ist mein Lebenswerk und es ist ganz gelungen. Fühlt sich gut an."

Gäste aus Bayern und Hessen

Berninger beschäftigt im Colos-Saal 36 Angestellte, 16 davon vollberuflich. Das ist beachtlich für eine Kleinstadt mit gerade mal 70.000 Einwohnern. Aber Aschaffenburg profitiert von seiner Lage im Frankfurter Speckgürtel, deshalb kommen viele Gäste auch aus Hessen regelmäßig zu den Konzerten im Colos-Saal. "Es ist einfach schön, dass er auch Corona überlebt hat. Es ist von der Größe und der Atmosphäre ein richtig schöner Club", erzählt ein Stammgast. "Wir kommen aus der Frankfurter Ecke und uns treibt es wegen dem Colos-Saal öfter nach Aschaffenburg."

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