Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis mit Nationalspielern
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Eishockey-Bundestrainer Kreis: "Nicht zu viel nach vorne denken"

Harold Kreis ist seit einem Jahr Eishockey-Bundestrainer und hat mit der Nationalmannschaft 2023 WM-Silber gewonnen. Ausruhen kann er sich nicht auf dem Erfolg. Im Vorbereitungsspiel für die WM 2024 wartet in Garmisch-Partenkirchen Österreich.

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In Garmisch-Partenkirchen trifft die Eishockey-Nationalmannschaft im WM-Vorbereitungsspiel am Donnerstag auf Österreich. 2023 hatte das DEB-Team WM-Silber gewonnen. An der Bande stand da schon Harold Kreis, der gerade erste ein paar Wochen als Bundestrainer im Amt war, als er mit dem Team einen Gänsehautmoment für die Eishockey-Ewigkeit erlebte.

Kreis hatte von Toni Söderholm übernommen und führt für Kapitän Moritz Müller die Arbeit des Finnen seit einem Jahr erfolgreich fort: "Ich fand, dass wir spielerisch noch mal auf ein ganz neues Level gekommen sind, und dann kam Harry, der nicht das Verlangen hatte, groß was zu verändern, und der mit seiner angenehmen menschlichen Art und der Erfahrung das so weiter fortführt, das war der Schlüssel zum Erfolg."

Handschrift von Kreis erkennbar

Der Kanadier, eine Mannheimer Verteidiger-Legende, verbucht den Erfolg nicht für sich und bleibt wie immer bescheiden: "Ich habe das Amt sicher nicht angetreten mit der Erwartung, dass wir Silber gewinnen, sicher nicht, ich hatte einen guten Staff und eine hervorragende Mannschaft, die immer alles gegeben hat."

Die trägt aber unverkennbar seine Handschrift. Junge Spieler wie Wojciech Stachowiak oder Joshua Samanski schafften unter ihm den Durchbruch. Talente zu entdecken und behutsam aufzubauen, war schon als Vereinstrainer sein Markenzeichen. "Der Verband macht viele Bemühungen, Junge zu integrieren, die Liga macht das, es gilt bei den Maßnahmen einen Mix zu finden aus neuer Generation, Generationenwechsel und alten Spielern, damit die an die Aufgaben herangeführt werden", so Kreis.

Marcus Weber: "Wir spielen sehr schönes Eishockey"

Dass Kreis da genauso tickt wie seine 20 Jahre jüngeren Vorgänger Marco Sturm und Toni Söderholm, das kommt in der Kabine um Verteidiger Marcus Weber gut an: "Wir spielen sehr schönes Eishockey: Schlittschuhläuferisch sehr aggressiv, das ist das moderne Eishockey. Auch wenn er schon ein wenig älter ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch von der Taktik altmodisch ist, deshalb ist er auch ein guter Trainer."

Der sich übrigens vor seiner neuen Tätigkeit als Bundestrainer unter anderem Tipps bei Handball-Bundestrainer Alfred Gislason geholt hat. Über den Tellerrand schauen, das ist auch etwas, das Kreis sehr wichtig ist. Das Wichtigste aber: "Ich verbinde eine wertvolle Erfahrung nicht immer mit einem gewonnenen Spiel. Häufig hat es damit zu tun, dass die Mannschaft zu fast 100 Prozent umsetzt, was man trainiert hat".

Niveau in der DEL wird immer besser

Erleichtert wird die Arbeit dadurch, dass das Niveau in der DEL immer besser wird. Viele Nationalspieler spielen zudem in europäischen Topligen wie der Schweiz oder in Nordamerika. Leon Draisaitl, Tim Stützle, JJ Peterka und Philipp Grubauer gehören da zu den stärksten Spielern überhaupt, immer mehr junge Deutsche schaffen den Sprung in die NHL, die beste Liga der Welt.

Auch wenn diese Spieler für Weltmeisterschaften oft nicht zur Verfügungen stehen, gilt: Der Pool an guten Spielern wird immer größer, sich in der WM-Vorbereitung vom einen oder anderen trennen zu müssen, das "ist der unangenehme Teil der Tätigkeit“, die Kreis eigentlich so viel Spaß macht. Groß verändern muss er nichts, so sein Fazit nach einem Jahr als Bundestrainer – das Ziel für die WM: "einen Schritt nach dem anderen, nicht zu viel nach vorne denken".

Dass die Verteidigung der Silbermedaille wohl utopisch ist, weiß jeder – der Ehrgeiz, es trotzdem zu versuchen, der ist aber da – das Ziel heißt erst mal WM-Viertelfinale.