Lars Riedel im Blickpunkt Sport
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WM-Auftritt der Leichtathleten: "Jahr für Jahr amateurhafter"

So einen enttäuschenden Auftritt gab es noch nie: Ohne eine Medaille kehren die deutschen Leichtathleten von der WM in Budapest zurück. Der ehemalige Diskuswerfer Lars Riedel sieht das Problem in der deutschen Sportförderung.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Ein Jahr ist es her, dass die deutschen Leichtathleten bei den European Championships in München für ihre Titel gefeiert wurden. Sieben Goldmedaillen feierte das Team und entfachte im ganzen Land eine Euphorie.

Ein Jahr später ist diese Euphorie verschwunden. Bei der Weltmeisterschaft in Budapest konnte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zum ersten Mal keine einzige Medaille vermelden.

Riedel: "Keine Überraschung"

"Ich denke nicht, dass es dieses Jahr eine Überraschung war", sagt der ehemalige Diskuswerfer Lars Riedel in "Blickpunkt Sport". "Wir haben das ja auch schon angesprochen, dass diese Masse an Top-Leuten seit vielen, vielen Jahren nicht mehr da sind." Und ergänzt: "Ob das bei den Werfern war oder bei den Sprungdisziplinen - wenn mal einer ausgefallen ist, war immer einer dahinter, der dann das Ding gerissen hat".

Als Hauptgrund für die Probleme sieht Riedel die schwache deutsche Sportförderung. "Wenn ich höre, dass ein Leistungssportler in Holland einfach mal 6.000 Euro bekommt, dann kann der sein Training ganz anders gestalten", erzählt Riedel. "Bei mir war es so, dass ich mein Trainingslager von Sponsorengeldern gestaltet habe."

Lückenkemper: "Vollprofis gegen Halbprofis"

Auch die Wahlbambergerin Gina Lückenkemper beklagte die fehlende Förderung. Nach den schwachen Ergebnissen bei der Weltmeisterschaft 2022 in Eugene (eine Goldmedaille, einmal Bronze) schrieb sie auf Instagram: "Das kommt davon, wenn man Halbprofis gegen Vollprofis antreten lässt."

Die deutsche Sportförderung steht immer wieder in der Kritik. Einige Athleten beziehen ein festes Gehalt aus ihren Jobs bei der Polizei oder bei der Bundeswehr. Andere Athleten sind auf Sponsoring angewiesen oder auf Unterstützung durch die Deutsche Sporthilfe.

Sportler leiden unter Doppelbelastung

Diese Gelder sind aber auch nur für wenige Athleten ausreichend. Die Mehrheit muss neben dem Sport arbeiten. Und die Doppelbelastung wirkt sich auf die Ergebnisse aus. "Das gesamte System muss wieder professioneller geführt werden", sagt Riedel. "Ich brauche in den Verbänden wieder Leute, die den Leistungssport als absolutes Ziel haben. So wie ich das verfolge, ist es eben Jahr für Jahr amateurhafter."

27.08.2023, Ungarn, Budapest: Leichtathletik: Weltmeisterschaft, Speerwurf, Finale, Männer, im Nationalen Leichtathletikzentrum. Julian Weber (Deutschland) in Aktion. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Leichtathletik Weltmeisterschaft

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