Tom Pokel, Trainer der Straubing Tigers
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Tom Pokel, Trainer der Straubing Tigers

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Straubing Tigers: Ein verschworener Haufen peilt Top sechs an

Die Straubing Tigers lieferten letzte Saison Tore am Fließband. Doch wichtige Offensivkräfte haben den Eishockeyclub verlassen. Trotzdem hofft Trainer Pokel wieder einen verschworenen Haufen zusammen zu haben, der es bis in die Top sechs schafft.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) startet am Donnerstag in die neue Saison. Für die Straubing Tigers beginnt sie am Freitag mit einem Heimspiel gegen Bremerhaven.

190 mal durfte Straubing in der letzten Hauptrunde jubeln – nur zwei Teams haben mehr Tore erzielt. Doch damit ist wohl Schluss – denn der größte Verlust ist in dieser Saison die unbändige Offensivpower der Niederbayern. Die Abgänge haben exakt 100 Hauptrundentore erzielt, Jason Akeson, Taylor Leier und Travis St. Denis davon alleine 60.

Trainer Pokel hofft auf weniger Gegentore

Sowas kann man eigentlich nicht kompensieren, das weiß natürlich auch Trainer Tom Pokel. Das Pulver am Pulverturm scheint schon vor der Saison ein wenig verschossen. Der Trainerfuchs hat aber schon eine neue Idee, wie man die Straubinger weiter im oberen Drittel halten kann: "Es kann sein, dass unsere Torproduktion sich ein wenig verringert, aber auch unser Gegentorschnitt wird sich reduzieren."

Taktikänderung und neues Kaufverhalten

Der Grund: eine Taktikänderung und damit einhergehend ein neues Kaufverhalten im Sommer. Straubing hat für ein Topteam zuletzt tatsächlich zu viele Tore kassiert. 166 mal hat es bei den Tigers geklingelt – zum Vergleich: Der Viertletzte Schwenningen hat in der vergangenen Hauptrunde nur 151 Gegentore bekommen.

Daher die Erkenntnis: Der Laden hinten muss dicht bleiben, und dafür sorgt in erster Linie neben Torwart Hunter Miska Justin Braun, der bis zum Frühjahr noch in der NHL, der besten Liga der Welt, gespielt hat – ganze 961 mal. Das ist DEL-Rekord. Der 36-jährige Schlagschuss- und Defensivspezialist spielte zuletzt im Trikot der Philadelphia Flyers. In seiner Karriere hat er bislang rund 30 Millionen Dollar verdient – warum kommt so einer nach Straubing?

"Ich wollte noch mal eine Veränderung in meiner Karriere. In der NHL wurde es für mich langsam hart, aber ich wollte noch anderswo weitermachen. Und dann erzählt mir Hunter Miska von Straubing. Ganz ehrlich, ich habe noch keine Minute bereut", so begründet Braun seine Entscheidung.

Toptransfer Braun mit jeder Menge NHL-Erfahrung

Beim Training ist Braun, der deutsche Vorfahren hat, der Erste und der Letzte, der vom Eis geht, und Stammgast im Kraftraum. "Er ist sehr bodenständig und einfach einer von den Jungs. Er hat Spaß am Eishockey, deswegen spielt er immer noch. Und er möchte gewinnen, er möchte siegen", lobt Trainer Pokel den Neuzugang.

Ganz klar: Auch wenn es in der NHL langsam schwer wurde, Braun ist nicht als Tourist nach Niederbayern gekommen, er hat noch einiges im Tank, muss sich aber wohl noch an die größeren Eisflächen in Europa gewöhnen. Sein Wort in der Kabine dürfte enormes Gewicht haben.

Verheißungsvolle Neuzugänge

Einer, der seine Karriere auch nicht austrudeln lassen will, ist Marcel Müller, Ex-National- und NHL-Spieler, 35 Jahre alt, Stürmer mit fast 600 DEL-Einsätzen und immer noch heiß. Zuletzt war er in der zweiten Liga bei Krefeld unter Vertrag, für die zweite Liga aber eigentlich viel zu gut. Als das Angebot aus Niederbayern kam, musste er nicht lange überlegen: "Straubing hat eine sehr schöne Entwicklung hinter sich in den letzten Jahren. Es ist eine Challenge, das weiterzuführen und vielleicht noch einen Schritt weiterzugehen in den Play-offs."

Mit dabei helfen könnte einer, der in Österreich in der ICE HL 74 Scorerpunkte erzielt hat, der Kanadier Matt Bradley. Eigentlich bringt er alles mit: gute Technik, Torriecher, Durchsetzungskraft. Aber – und jetzt kommt das große Aber: Er muss sich in der weitaus stärkeren DEL erst noch beweisen.

Weniger Anlaufschwierigkeiten sollte Cole Fonstad haben. Er hat in der starken nordamerikanischen AHL zuletzt 30 Scorerpunkte für Cleveland erzielt und könnte in manchen Spielen den Unterschied ausmachen. Und auch Tyler Sheehy, der Neuzugang von den Nürnberg Ice Tigers, könnte unter Pokel richtig aufblühen.

Platz sechs bis acht möglich

Auch wenn der Ex-Kölner Marcel Müller vom großen Ding träumt: Straubing muss sich erst mal neu sortieren. Da es die Niederbayern unter Tom Pokel allerdings immer geschafft haben, zum verschworenen Haufen zu werden, und die Verteidigung tatsächlich sattelfester scheint als zuletzt, ist trotz vermutlich weniger Offensivpower ein Platz im Bereich sechs bis acht möglich.

Straubings Trainer Tom Pokel schätzt, dass die Meisterschaft in der neuen Saison zwischen zwei Teams ausgemacht wird: "Für mich gibt es zwei Teams, die ganz stark im Rennen sind. Zum einen Red Bull München, da der Club in den letzten Jahren stets seine Qualitäten gezeigt und in den letzten sechs Jahren vier Meistertitel geholt hat. Außerdem zählen für mich die Kölner Haie zu den Favoriten." Die Haie hätten ihren Kader in der Abwehr sowie im Sturm sehr gut verstärkt – unter anderem mit deutschen Talenten wie Tim Wohlgemuth und Justin Schütz, oder auch Frederik Storm als Importspieler.

Neue DEL-Saison startet am Donnerstag

Am Donnerstag beginnt die neue DEL-Saison: Das erste Spiel wird München bestreiten. Der deutsche Eishockey-Meister EHC Red Bull empfängt die Düsseldorfer EG. Die Straubing Tigers starten am Freitag mit einem Heimspiel. Am Pulverturm heißt es ab 19.30 Uhr: Straubing Tigers gegen die Pinguins aus Bremerhaven.

Ende April steht der Meister fest

Die Saison 2023/2024 findet wieder mit 14 Teams statt, daraus ergeben sich 52 Spieltage in der Hauptrunde. Der deutsche Meister soll spätestens am 30. April 2024 feststehen. Dann soll ein mögliches siebtes Play-off-Finale ausgetragen werden.

Vier Partien finden in der kommenden Spielzeit jeweils an Samstagabenden statt, erstmals am 30. September das Traditionsduell der Kölner Haie mit den Adlern Mannheim.

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