Ein Mann montiert Photovoltaikmodule auf dem Dach eines Wohnhauses. (Symbolbild)
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Fachkräftemangel: Die Lücke wird 10 Prozent kleiner

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Fachkräftelücke hat sich 2023 verringert – um knapp 10 Prozent

Im vergangenen Jahr hat sich der Mangel an Fachkräften etwas entspannt – so eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Grund zur Entwarnung sei das nicht. Warum die Lücke schmaler wurde und was die Autoren raten, um mehr Stellen zu besetzen.

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Zuerst die schlechte Nachricht: Noch immer herrscht in Deutschland ein eklatanter Mangel an Fachkräften. Aber die gute Nachricht lautet: Die Lücke ist im Jahr 2023 um gut 10 Prozent kleiner geworden.

Zwar konnten im vergangenen Jahr 570.000 offene Stellen nicht mit passend qualifizierten Kandidaten besetzt werden, aber im Vorjahr waren es 62.000 unbesetzte Stellen mehr. Das berichtete das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). 2022 war der Fachkräftemangel so hoch wie seit 2010 nicht.

Trotzdem: Fachkräftemangel weiter auf sehr hohem Niveau

Allerdings ist das laut der Untersuchung kein Zeichen für eine generelle Erholung, sondern liege an der eingetrübten Konjunkturlage: Es habe 2023 zwar mehr arbeitslose qualifizierte Fachkräfte gegeben, aber auch weniger offene Stellen: "Trotz ihres Rückgangs ist die Fachkräftelücke weiterhin auf einem sehr hohen Niveau", sagte Studienautor Jurek Tiedemann.

Es sei zwar auch im laufenden Jahr mit einer niedrigeren Lücke an Fachkräften zu rechnen, aber auch das liege an der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Bei einem Aufschwung der Konjunktur rechne er wieder mit einem rapiden Anstieg des Mangels an Fachkräften.

Es fehlt an Busfahrern, Pflegern und Erziehern

Besonders zugenommen hat der Mangel an Fachkräften zuletzt in Verkehrsberufen. Den stärksten prozentualen Anstieg gab es bei Bus- und Straßenbahnfahrern. Hier fehlten 3.594 Beschäftigte, das sind fast 90 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Lokführern gab es mehr als 4.000 unbesetzte Stellen. Die größten Lücken bestehen der Untersuchung zufolge jedoch nach wie vor im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Hier blieben im Schnitt sechs von zehn offenen Stellen unbesetzt. 

Im Bereich Pflege und Krankenhäuser fehlten 2023 mehr als 17.000 Fachkräfte und am schlimmsten sieht es bei der Betreuung und Erziehung von Kindern aus – dort fehlten mehr als 30.000 Fachkräfte. Laut Studienleiter Tiedemann muss man diese Berufe attraktiver gestalten. Erhebliche Engpässe gebe es auch im Handwerk sowie in Berufen, die für das Erreichen der politischen Klimaziele, für den Wohnungsbau und für den digitalen Wandel relevant sind.

Laut einer Anfang März veröffentlichten Studie des IW (externer Link) liegt das unter anderem daran, dass typische Frauenberufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern und in der Sozialpädagogik für Männer noch nicht attraktiv genug sind.

Fachkräftemangel wird noch deutlich steigen

Der Fachkräftemangel wird in vielen Bereichen aber noch deutlich steigen. Das Statistische Bundesamt schätzt, dass bis 2049 zum Beispiel mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte fehlen werden. Wegen des demografischen Wandels ist der Arbeitsmarkt in Deutschland auch auf die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland angewiesen.

Was hilft gegen die Lücke?

Die Autoren der Studie haben auch ein paar Ratschläge an die Politik im Gepäck: Um künftig mehr Stellen zu besetzen, müssten mehr Ungelernte qualifiziert, ausländische Fachkräfte rekrutiert und die Mieten von Wohnungen bezahlbarer gemacht werden. Außerdem seien zusätzliche Anreize nötig, um ältere Arbeitende länger in Beschäftigung zu halten.

Mit Informationen von dpa

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