Messebesucher kommen zu der Internationalen Handwerksmesse (IHM).
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Internationale Handwerksmesse in München: Das Handwerk beklagt die Bürokratie und den Fachkräftemangel in Deutschland.

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Handwerksmesse: Zu viel Bürokratie, zu wenige Fachkräfte

In München hat die Internationale Handwerksmesse begonnen. Zu viel Bürokratie und zu wenig Fachkräfte bremsen die deutsche Wirtschaft. Der Vizekanzler und der Handwerkspräsident sind sich darin einig, setzen aber unterschiedliche Akzente.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Noch sind die Auftragsbücher des Maler- und Lackierermeister Andreas Romanow gut gefüllt. Doch wegen der Krise im Wohnungsbau blickt er skeptisch in die Zukunft.

"Wir haben jetzt in München um die 50 Prozent weniger Baugenehmigungen. Was letztes Jahr nicht genehmigt wurde, wird dieses Jahr nicht gebaut, können wir nächstes Jahr nicht streichen, die Aufträge werden weniger werden." Andreas Romanow, Maler- und Lackierermeister

Im Moment haben die Handwerksbetriebe durchschnittlich Aufträge für zehn Wochen, doch die Stimmung trübt sich ein, meint auch der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks Jörg Dittrich. Von der Politik fordert er jetzt konkrete Maßnahmen, um die Unternehmen zu unterstützen. Man brauche keine Fensterreden mehr, es müsse gehandelt werden.

"Die Wirtschaft muss in den Mittelpunkt der politischen Handlung gestellt werden. Die Politik muss handeln, damit der Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig wird. Wir haben zu hohe Abgaben und Steuern, wir haben zu viel Bürokratie." Jörg Dittrich, Zentralverband des Deutschen Handwerks

Habeck verspricht Bürokratieabbau

Vor wenigen Wochen hat der Handwerkspräsident dem Bundeswirtschaftsminister eine Liste übergeben, mit welchen Maßnahmen sich Bürokratie konkret abbauen lässt. Über die würde man nicht nur reden, so Robert Habeck auf der Internationalen Handwerksmesse, sondern man wolle sie auch umsetzen.

"Die ernst zu nehmen, das habe ich mir fest vorgenommen. Die Bereiche, die in meinem Haus sind, die werden abgearbeitet werden, aber ich lade auch die Kollegen ein zusammen mit dem Handwerk das durchzusprechen, so dass wir das im Frühjahr umsetzen können und dann politisch abarbeiten." Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister

Habeck geht aufs Handwerk zu. Er weiß, wie wichtig der Wirtschaftszweig ist, mit rund einer Million Betriebe und etwa 5,7 Millionen Beschäftigten. Ein Wirtschaftszweig, dem aber viele Fachkräfte fehlen. Auch weil immer noch viele Jugendliche lieber studieren, als eine Ausbildung zu machen.

"Es gibt manchmal Dünkel, da will ich nicht drüber hinwegreden, dass eine akademische Ausbildung, Kopfarbeit irgendwie mehr wert ist als Handarbeit, das ist falsch und unanständig. Deshalb das Werben dafür die Gleichwertigkeit als gesellschaftliche Leistung immer zu sehen." Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister

Handwerkspräsident fordert Gesprächsbereitschaft ein

Damit sich mehr junge Leute für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, schlägt Habeck vor, an den Berufsschulen Übernachtungs- oder Wohnmöglichkeiten zu schaffen, damit sie nicht durch hohe Wohnkosten von einer Ausbildung abgeschreckt werden. Politik und Handwerk haben viele Dinge zu bereden. Kritisch sieht Handwerkspräsident Jörg Dittrich Tendenzen, auf die Straße zu gehen und dort gegen die Berliner Wirtschaftspolitik zu demonstrieren.

"Deshalb die klare Forderung an die Bundesregierung, kommen sie ins Machen. Gehe sie mit den gewählten Vertretern des Handwerks ins Gespräch, damit wir diesen Weg nicht beschreiten, sondern Lösungen in den Parlamenten und in den Gremien mit den Wirtschaftsverbänden auch erarbeiten." Jörg Dittrich, Zentralverband des Deutschen Handwerks

Die nächste Gelegenheit zum Gespräch besteht am Freitag. Dann trifft Handwerkspräsident Dittrich zusammen mit den anderen Präsidenten der deutschen Wirtschaftsverbände Kanzler Olaf Scholz zum Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft.

Protest vor der Halle verlief störungsfrei

Auf dem Freigelände der Münchner Messe haben sich am Vormittag kurz nach Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse mehrere Menschen versammelt, die sich nach eigener Darstellung für "mehr Gerechtigkeit in der Unternehmenslandschaft" einsetzen. Laut Polizei erschienen rund 100 Menschen zu der inzwischen beendeten Versammlung, die störungsfrei verlief. Auf Facebook hatte die Initiative "Hand in Hand für unser Land" angekündigt, auf der Messe das Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu suchen.

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