Ausflügler genießen hinter einer Blumenwiese die sommerlichen Temperaturen am Ufer des Hopfensees; Wärmerekord in Bayern: Ist das Wetter oder Klima?
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Hitze-Rekord in Bayern - und die Suche nach den Ursachen

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Wärmerekord und Saharastaub: Ist das Wetter oder Klimawandel?

Am vergangenen Wochenende sind in Bayern neue Temperaturrekorde gemessen worden. Bei der Suche nach den Ursachen dafür ist auch der Saharastaub ein möglicher Faktor. Wie hängt er mit dem Wetter und dem Klima zusammen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

28,2 Grad am Sonntag in Rosenheim - an diesem Wochenende wurden in Bayern neue Temperaturrekorde aufgestellt. Im gesamten Süden und Südosten Bayerns lagen die Temperaturen bei um die 25 Grad. In München wurde gar der bisherige Rekord von 2011 gebrochen. Zwar sind diese Werte in den kommenden Tagen noch genauer zu überprüfen, Andreas Walter, Klimatologe und Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes, betont aber bereits jetzt: "Wenn man in den ersten zehn Tagen des Monats die Allzeitrekorde für den gesamten Monat überschreitet, dann finde ich das bemerkenswert." Schon 2023 war als das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland im Jahr 1881 in die Bücher der Meteorologen eingegangen.

Wetterlage: Welche Faktoren sind für die Wärmerekorde verantwortlich?

Die ungewöhnliche Wärme ist auf eine Wetterlage zurückzuführen, die Klimatologen wie Andreas Walter zufolge aber gar nicht mal so ungewöhnlich ist. Über den Britischen Inseln befindet sich derzeit ein Tiefdruckgebiet. Andreas Walter führt aus: "Und wir haben jetzt das Phänomen, dass dieses Tief sehr weit nach Süden reicht und diese warme Luft eben dann aus Nordafrika zu uns bringt." Auf der Nordhalbkugel drehen sich Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn. Dementsprechend pumpt dieses Tief subtropische Warmluft Richtung Zentraleuropa - und damit Deutschland.

Begünstigt werden solche Temperaturen auch von den Bedingungen, die derzeit in den Ozeanen herrschen: "Beispielsweise hatten wir ein relativ starkes El-Niño-Event, also eine warme Anomalie der Meeresoberflächen im Pazifik, die auch auf natürliche Weise auftritt", stellt Klimatologe Andreas Walter klar. Zum Klimawandel sei hier noch kein direkter Zusammenhang hergestellt.

Welche Rolle spielt der Saharastaub bei den Hitzerekorden?

Dazu kommt der Saharastaub, der aktuell verstärkt nach Europa gelangt. Das führt nicht nur zu ungewöhnlichen Lichtstimmungen, sondern hat auch Einfluss auf das Wetter. Mark Parrington vom Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) schränkt aber ein: "Wenn wir uns die Temperaturen unter dem Staubhimmel ansehen, kann er die Sonneneinstrahlung auf der Oberfläche zwar verringern. Die Oberflächentemperaturen können also sogar in gewissem Maße sinken. Aber das ist in der Regel nur dort der Fall, wo sich die Wolke akut befindet. Sobald die Wolke sich verflüchtigt hat, steigen die Temperaturen wieder auf das normale Niveau." Die Auswirkungen des Saharastaubs dürften sich dementsprechend auch kaum in den Statistiken zeigen.

In gewisser Hinsicht ist der Saharastaub eine Art Chaos-Faktor in der aktuellen Wetterlage, der leider auch negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Zum Beispiel werden während Wüstenstaub-Episoden nachgewiesenermaßen vermehrt Atemwegserkrankungen beobachtet.

Wegen Klimawandel: Mehr Staub in Europa?

Und das Staubaufkommen wird sich künftig wahrscheinlich noch erhöhen. Denn die durch den menschengemachten Klimawandel verursachte zunehmende Wüstenbildung weltweit hält auch das Potenzial für mehr Transport von Staubpartikeln bereit.

Das betont auch Mark Parrington: "Klar ist, wenn es mehr Wüstenbildung gibt, dann gibt es auch mehr potenzielle Quellen für Mineralstaub in der Atmosphäre." Das sei ein Punkt, an dem die Modelle des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienstes durchaus noch verbessert werden könnten - durch Forschung zur Verteilung der Staubquellen.

Wetterlage nicht außergewöhnlich, Temperaturen schon

Es bleibt festzuhalten, dass die aktuelle Wetterlage laut Forschenden gar nicht so ungewöhnlich ist. Das heißt aber nicht, dass die Rekordtemperaturen auf lange Sicht nichts mit dem Klimawandel zu tun haben: "Wir beobachten ja auch schon über die letzten Jahrzehnte einen zunehmenden Trend zu einer globalen Erwärmung, aber auch zu einer Erwärmung bei uns in Deutschland", sagt Klimatologe Andreas Walter. Für ihn jedenfalls liegt die Vermutung nahe, dass auch die aktuelle Lage als eine Ausprägung des menschengemachten Klimawandels zu sehen ist.

Jedenfalls knüpft der April früh an das an, was der Februar und März bereits unrühmlich vorgemacht hatten - Wärmerekord über Wärmerekord.

Über das Thema berichtet BR24 im Radio am 9. April 2024.

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