Tracks der Woche #02/17 Bilderbuch, SOHN, Mighty Oaks, Rebstar, Nick & June
Und nun die musikalische Wettervorhersage: ein Tornado aus Österreich, sanfter Regen, Morgensonne durchbricht Wolken, ein sommerliches Hoch und klirrende Kälte - die wechselhaften Tracks der Woche.
Bilderbuch - Bungalow
Wer Bilderbuch einmal live erlebt hat, wird das Gefühl nicht mehr los, dass die vier Herren aus Österreich irgendwie über den Dingen stehen. Die Grenze zwischen Ironie und Arroganz scheint fließend. Und weil Maurice Ernst und seine Band gerne Grenzen austesten, weiß man nie, was man von einem neuen Track zu erwarten hat - "Bungalow" ist da wieder das beste Beispiel. Textlich zelebriert Maurice seine typische Mir-egal-Haltung: "Es tut mir leid, wenn ich das alles nicht versteh'. Es tut dir leid, wenn ich nach Hause geh'." Musikalisch klingt "Bungalow" dank Orgel und Effektgeräten außergewöhnlich funky. Anders als vorherige Songs, aber trotzdem ganz klar nach Bilderbuch. Diese Mischung aus Wiedererkennungswert und Innovation ist das, was die Band ausmacht. Was "Maschin" auf dem umjubelten Album "Schick Schock" aus dem Jahr 2015 war, das könnte "Bungalow" auf der im Februar erscheinenden LP "Magic Life" werden.
SOHN - Rennen
2014 hat uns SOHN mit seinem Debütalbum "Tremors" in eine Musikwelt geführt, in der sich R'n'B, Elektro und Glitch-Soul zu einem vereinnahmenden Sounderlebnis vereinen. Seitdem lechzen wir nach mehr. Aber bis auf ein paar vereinzelte Releases wurde daraus bisher nichts. Doch jetzt steht endlich wieder eine neue Platte an: "Rennen" heißt das gute Stück. Für die gleichnamige Single hat Christoph Taylor aka SOHN Synthie und Drum-Machine zu Hause gelassen und sich dafür ans Klavier gesetzt. Die simple Melodie reicht vollkommen aus, damit "Rennen" funktioniert. Denn so bleibt mehr Platz für seine charakteristische Stimme. SOHN singt von tiefschürfenden Glaubensfragen und Veränderungen. Ob das damit zusammenhängt, dass der gebürtige Londoner und jahrelange Wahlwiener nach Los Angeles gezogen ist? Der Song trägt ja wohl nicht umsonst den deutschen Titel "Rennen".
Mighty Oaks - Be With You Always
Treffen sich ein Amerikaner, ein Italiener und ein Brite in Hamburg bei einer Singer-Songwriter-Veranstaltung. Was wie die erste Zeile eines Musiker-Flachwitzes klingt, ist tatsächlich die Entstehungsgeschichte der Band Mighty Oaks. Die drei haben sich auf Anhieb so gut verstanden, dass sie beschlossen haben, nach Berlin zu ziehen und sich voll auf ihre Musik zu konzentrieren. Mit ihrem Debütalbum "Howl" 2014 wurden eingängige Melodien und bodenständiges Songwriting zum Markenzeichen der Mighty Oaks. Ende März kommt das neue Album "Dreams". Darauf finden sich zwölf neue Tracks, darunter auch "Be With You Always", der etwas poppiger als die früheren Songs daherkommt. Aber auch die neue Single hat den typischen Folk-Charakter: Die unverzichtbare Akustikgitarre und die optimistischen Lyrics stehen ganz klar im Vordergrund.
Rebstar - Good Time
Rebstar weiß nach eigener Aussage, wie man Spaß hat. Und er ist gerne bereit, sein Wissen zu teilen. Regel Nummer Eins: "I don’t need to hear the shit you read online. Fuck the hype girl" rappt Rebstar auf seiner Single "Good Time". Dabei stehen online so einige schmeichelhafte Dinge über den schwedischen Rapper aus Rosengård, der eigentlich Rebin Shah heißt. Nicht zuletzt, weil der 27-Jährige für seine Debütsingle "Without You" gleich mal mit Trey Songz zusammengearbeitet hat. Danach standen Kollabos mit Szenegrößen wie Drake an. Außerdem hat Rebstar ganz nebenbei sein eigenes Label namens "Today Is Vintage" gegründet, bei dem auch das schwedische Nachwuchstalent Saint gesignt ist. Mit seinem Labelschützling verbindet Rebstar eine große Liebe zum Oldschool-Sound. Und die hört man auch auf "Good Time": ein paar Klavierakkorde, dann setzt eine Geige ein, der Beat baut sich auf und gleichzeitig mit dem Drop ergreift Rebstar das Wort.
Nick & June - Once In A Life
Als Nick & June vor drei Jahren mit ihrem Debütalbum "Flavor & Sin" auf den Plan getreten sind, haben sich die hiesigen Musikkritiker fast überschlagen: Ein so geniales Folk-Duo, das nicht aus den USA, sondern aus Mittelfranken kommt? Kann ja gar nicht sein! Relativ unbeeindruckt von so viel Vorschusslorbeeren haben Nick & June seitdem unzählige Konzerte gespielt - unter anderem auf dem Puls Club Festival in Traunstein - und bewiesen, dass sie live sogar noch einen draufsetzen können. Und es kommt noch besser: nämlich mit der neuen Single "Once In A Life", die ein Vorgeschmack auf das neue Album ist. Sängerin Julia Kalass holt auf "Once In A Life" das Maximum aus ihrer ohnehin großartigen Stimme heraus: dreckig-rauchige Strophen und ein hauchzarter Refrain. Und wenn man denkt, man steckt schon knietief drin, kommt das lo-fi-Schlagzeug und drückt einen noch etwas tiefer in die Melancholie.