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Ruhmeshalle Kings Of Leon - Youth & Young Manhood

Am Anfang der 2000er sorgen die Söhne eines Wanderpredigers für ein mittleres Erdbeben im Rock’n’Roll: In den Kirchen ihres Vaters feilen die Kings Of Leon am ruppigem Mix aus 70ies Blues und 80ies Punk ihres ersten Albums.

Von: Florian Kreier

Stand: 27.08.2013 | Archiv

Kings Of Leon | Bild: Dan Winters / Sony

Winter irgendwo im tiefsten Bayern: ich schleiche mit einem Freund durch das städtische Kaufhaus, genauer gesagt: durch die Musikabteilung. Meine Augen gleiten über massenhaft langweilige CDs. Plötzlich: ein schlichtes, weißes Cover, mit den Gesichtern von vier langhaarigen Typen. Ich denke mir: "Geil, das ist bestimmt so eine 70ies Rock Geschichte" und schiebe die CD in den Player. Um es kurz zu machen: jede Sekunde, jeder Sound, jeder Song haut mich voll aus den Latschen.

Klingt nach 70er, ist aber taufrisch

Es ist sofort Klar: Dieses Album muss ich haben. Weil ich aber ziemlich blank bin, will ich meinen Freund überreden sie zu kaufen. Das Problem ist: Er ist Folk-Junkie und wollte sich eigentlich ein Album von Bob Dylan kaufen, dem alleinigen Herrscher über sein CD-Regal. Von den ruppig-punkigen Haudrauf-Songs der Kings of Leon ist er trotzdem sofort angefixt. Seine Augen leuchten und auch ihm ist klar: Er muss diese Platte haben. 

Söhne eines Wanderpredigers

Als wir an die Kasse wandern, malen wir uns aus, wann und wo die vier Dudes auf dem Cover diese Platte wohl aufgenommen haben könnten. Bis ich auf die grandiose Idee komme, einfach mal im Booklet nachzuschauen. Überraschung: Die CD ist taufrisch, gerade reingekommen aus den USA. Unsere Vorstellung von vier verspulten Hippies aus einer Bauernhofkommune in den 70ern platzt wie eine Seifenblase. Stattdessen sind die vier Jungs auf dem Album Söhne und Neffen eines katholischen Wanderpredigers.

Halleluja!

Einfluss auf die Texte hat der Background ihres Vaters und Onkels aber nicht. Sänger Caleb brüllt und nuschelt abwechselnd Geschichten über Nutten, Drogen und Totschlag durchs Mikrophon. Flankiert wird seine fabelhafte Schundromantik von dreckigen Gitarrenriffs und brutalen Beats, die klingen, als bräuchte Drummer Nathan nach jedem Song ein neues Schlagzeug. Dazu bedienen sich die vier Jungs aus Tennessee vor allem beim Bluesrock der 70er und Punkrock der 80er.  

Debüt-Platte im legendären Studio

Kings Of Leon klingen nicht wie so viele andere glattpolierte Rockbands. Sie klingen eher, als wären ihre Songs von einer Band in den 70ern aufgenommen und 30 Jahre später wieder ausgegraben worden. Ein Grund dafür ist, dass ihr Familienpfarrer vor allem auf Rock-Festivals  gepredigt hat – somit entstanden gute Connections in die Rockszene der 70er Jahre. Das Debüt-Album der Kings Of Leon entsteht also in den Sound City Studios, wo auch Neil Young und Nirvana aufgenommen haben. Und die Produzenten sind alte Spezis vom Papa.

Mit Kings Of Leon startet das große Ding der Nullerjahre: der Vintage-Rock, den auch Bands wie The Strokes, Black Rebel Motorcycle Club und The Libertines spielten. Ihr Sound leitet die Renaissance der Klangästhetik der 70er und 80er ein und ist heute eigentlich Standard. Darum oder vielleicht auch trotzdem ist "Youth And Young Manhood" eines der besten Rockalben dieser Dekade.


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