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Streit unter Foodbloggern Wem gehören Rezepte im Netz?

Foodblogs haben ja meist die geilsten Rezeptideen. Dahinter steckt eine Menge Arbeit. Nachkochen? Darf jeder. Das Rezept einfach für den eigenen Blog kopieren? Geht gar nicht! Aber warum und wem gehören Rezepte im Netz eigentlich?

Von: Alexandra Reinsberg

Stand: 14.07.2016 | Archiv

Ein halber Teelöffel gemahlener Koriander, zwei Löffel Zitronensaft, grob gehackter Knoblauch und frischer Oregano – für Foodblogger Kenji López-Alt ist das das Geheimnis seines perfekten Hühnchen-Gerichts. Genauso kriegt man es als Street Food in New York, die perfekte Mischung hat sich López-Alt mühsam bei Foodtrucks erfragt und zu Hause erkocht. Und dann sieht er eines Tages auf Tasty, dem Foodblog von Buzzfeed, dieses Video:

Das Rezept klingt verdächtig ähnlich. Normales Salz statt koscherem, für die Sauce reicht Naturjoghurt, kein griechischer, wie von López-Alt empfohlen, und Buzzfeed lässt die Petersilie weg. Aber für López-Alt ist klar: Tasty hat sein Rezept gestohlen. Er twittert:

López-Alt beschwert sich auch bei Tasty und er behauptet, dass Tasty-Autoren ihm unter der Hand verraten haben, dass Rezepteklau bei ihnen schon mal vorkommt. Dann bekommt er eine offizielle Mail von Tasty. Die Erklärung darin: Zufall und Shit happens. Zwei Menschen, ein ähnlicher Gedanke.

Kurz danach äußert sich auch Buzzfeed-Gründer Jonah Peretti generell zu Plagiatsvorwürfen bei Buzzfeed. Und er sagt auch kurz etwas zum Thema Rezepteklau: Köche lassen sich eben inspirieren und entwickeln parallel ähnliche Rezepte. Buzzfeed strebe aber danach, Credits zu geben, sollten sie wirklich einmal.... und so weiter. Kenji Lopéz-Alt meldet sich nicht auf unsere Anfrage.

Und die Frage bleibt: Wem gehören Rezepte im Netz eigentlich?

Der Münchner Blogger Steffen Jost hat den Fall auf Twitter verfolgt. Seit viereinhalb Jahren bloggt er zusammen mit seiner Frau aus München auf feedmeupbeforeyougogo. Und er kennt das frustrierende Gefühl, wenn Rezepte einfach geklaut werden. Steffen checkt deshalb ab und zu, wo seine Bilder landen – per Bildrückwärtssuche von Google.

"So haben wir plötzlich unser Bild auf nem Blog einer Zeitschrift gefunden, die zu einem großen deutschen Medienkonzern gehört. Die hatten einfach unser Wasserzeichen abgeschnitten, auf dem Bild rumgemalt, den kompletten Rezepttext eins zu eins übernommen und uns nicht erwähnt."

Steffen Jost von feedmeupbeforeyougogo.de

Foodblogger Steffen Jost

Steffen nimmt sich einen Anwalt und bekommt auch ohne Prozess sofort Schadensersatz. Aber so eindeutig ist der Rezeptklau nicht immer und rechtlich sind Rezepte und Zutaten eigentlich gar nicht geschützt, sagt IT-Rechtsexperte Thomas Stadler.

"Das Urheberrecht verlangt eigentlich ne persönlich geistige Schöpfung und wenn das nur aus ner Zutatenliste besteht, aus Mengenangaben und aus ner knappen Anweisung, wie daraus ne Speise gekocht wird, dann reicht das nicht aus."

IT-Rechtsexperte Thomas Stadler

Nur wer kreativ wird, kann seine Rezepte schützen. Wenn Blogger das Kochrezept mit einem Reisebereicht kombinieren, eine Geschichte dazu erzählen oder auch die Herkunft der Zutaten erklären, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Rezept als schützenswert eingestuft wird. Wer mit seiner Seite Geld verdient, kann vor Gericht nicht nur mit dem Urherberrecht, sondern auch mit dem Wettbewerbsrecht argumentieren, sagt Stadler. So erhöhen sich die Chancen.

Eine Frage des Respekts unter Bloggern

Und Hobbyblogger, wie Steffen? Für die ist der Contentklau mindestens nervig.

"Ich finde das gerade in der Bloggerszene - wo es eigentlich für mich vom Ursprungsgedanken darum geht, dass man sich gegenseitig vernetzt und gegenseitig respektiert -, dass sich das da noch viel weniger gehört, auch wenn ein großer Konzern dahinter steht."

Steffen Jost von feedmeupbeforeyougogo.de

Trotzdem findet er die Regel, dass Rezeptideen urheberrechtlich nicht geschützt sind, grundsätzlich gut. Obwohl auch er so einige Kochabende lang an den perfekten Ziegenkäse-Zitronen-Ravioli tüftelt:

"Wie wäre es denn, wenn irgendwer ein Pfannkuchenrezept macht zum Beispiel... Soll das dann kein anderer mehr posten dürfen, oder mehr veröffentlichen dürfen, nie wieder ein Kochbuch, wo ein Pfannkuchenrezept drin ist? Das ist ja auch unrealistisch, das ist letzten Endes auch was ganz Schönes am Internet, dass ganz Vieles gemeinfrei ist."

Steffen Jost von feedmeupbeforeyougogo.de

Stimmt schon irgendwie. Nie wieder Pfannkuchen ist schließlich auch keine Lösung!


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