28

Der Hipster aus der Bayern-Werbung "Es gibt die Trennung zwischen langweilig und cool nicht mehr"

Er ist tätowiert, trägt Vollbart und singt in einer Punkband: Franz Keilhofer ist das neue Gesicht einer Tourismus-Kampagne für Bayern. Im Interview verrät er, ob er im Berchtesgardener Land noch auffällt und warum man Urlaub in Bayern machen sollte.

Von: Ann-Kathrin Mittelstraß

Stand: 22.05.2015 | Archiv

Franz Keilhofer Bayernmodel | Bild: Nadine Schachinger / Herzflimmern

Unter dem Hashtag #EchtEinladend macht Franz Josef Keilhofer Werbung für Bayern. Mit der Tourismuskampagne soll das verstaubte Lederhosen-Image des Freistaats modernisiert werden. Bayern will jung sein, authentisch und vielfältig. Die Kampagne soll ein Jahr laufen, aber schon jetzt fällt Franz Keilhofer aus dem Berchtesgadener Land unter den anderen "Models" auf. Der 28-Jährige, volltätowiert und mit rotem Rauschebart, ist hauptberuflich Drechsler, aber auch Model, Sänger einer Hardcore-Punkband und Nachhilfelehrer in Mathe.

PULS: Die Zeitung Die Welt hat dir ein ganzes Porträt gewidmet und ist fast erstaunt, dass es in Bayern mehr gibt als Gamsbartträger und die CSU. Du wirst als krasse Ausnahme dargestellt. Findest du, es gibt einen Gegensatz zwischen Hip und Tradition?

Franz Keilhofer: Ich denke, mittlerweile gibt es diese Trennung zwischen alt und neu, zwischen langweilig und cool nicht mehr wirklich. Ich versuche, hauptsächlich das zu machen, was mir Spaß macht, und ich denke, wenn man so handelt, kommt das auch authentisch rüber.

Wie ist es bei dir zu Hause, fällst du da auf?

Es geht eigentlich - Berchtesgaden ist seit langer Zeit ein Tourismusort. Da sieht man immer mal wieder bunte Menschen oder Menschen, die einfach ein bisschen anders aussehen.

Tätowierte Touristen zum Beispiel?

Zum Beispiel. Salzburg und München sind ja auch in der Nähe. Obwohl wir im Talkessel auf drei Seiten von Bergen umzingelt sind, sind wir eigentlich doch am Puls der Zeit.

Auf deinen Fotos posierst du oberkörperfrei, deine Tattoos sind gut sichtbar und manchmal hast du eine Axt in der Hand. Macht es dir Spaß, mit bayerischen Klischees zu spielen?

Das sind ja eher Holzfäller als Bayern, die mit der Axt posieren. Aber es bietet sich an, meinen Beruf ein bisschen zu zeigen, und die Axt symbolisiert meine Arbeit und meine Verbindung zum Holz.

Du bist Drechsler - wissen die Leute überhaupt noch, was das ist?

Wahrscheinlich können sich nur noch relativ wenige Leute etwas unter einem Drechsler vorstellen. Viele wissen aber: Als Drechsler arbeitet man mit Holz und macht runde Sachen. Aber wie vielfältig der Beruf ist, wissen eigentlich die wenigsten.

Was sind das für Sachen, die du drechselst?

Das ist ganz unterschiedlich, aber meine Leidenschaft sind Schalen und Hohlgefäße aus Holz, und das ist wohl auch meine Spezialität.

Was drechselst du heute?

Ich habe mich jetzt extra für das Telefonat von den Spänen befreit, gleich geht’s dann weiter mit Nachhilfe und heute Abend ist Bandprobe.

Die Tourismus-Kampagne soll zeigen, wie vielfältig Bayern ist. Wie bist du darauf gekommen, dich für diese Kampagne zu bewerben?

Eigentlich lief es eher umgekehrt: Nach einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung ist man auf mich zugekommen. Als ich wusste, worum es in der Kampagne geht, war ich gleich Feuer und Flamme. Ich bin wirklich froh, Teil dieser Kampagne sein zu dürfen.

Warum findest du, sollten mehr Leute in Bayern Urlaub machen?

Viele Leute haben ein veraltetes Bild von Bayern. Natürlich ist Bayern auch Lederhose und Gamsbart, das ist ja auch super und ein wichtiger Teil unserer Kultur. Aber es gibt hier auch eine unglaubliche Vielfalt, und beim Entdecken dieser Vielfalt gibt es noch Nachholbedarf. Man kann in Bayern Ecken und Personen entdecken, von denen viele keine Vorstellung haben.

Was macht für dich Bayern aus?

In erster Linie Naturverbundenheit, Liebe zu den Traditionen und zur Heimat, und auch eine gewisse Charakterlichkeit.


28