Satireseite Noktara.de Auch Muslime können über sich lachen
Über den Islam und Muslime wird in der deutschen Medienlandschaft viel diskutiert, aber eher selten von und mit ihnen. Zwei junge Muslime haben das geändert und eine Satire-Seite gegründet. Dabei haben sie einiges gelernt.
1. Muslimische Satiriker sind Mangelware in Deutschland
Ethnische Vielfalt in der deutschen Satire-Welt? Fehlanzeige. Und in diese Lücke stoßen die beiden Macher der Webseite Noktara, Soufian und Sami.
"Den Mangel haben wir natürlich im Vorfeld schon wahrgenommen. Das war auch ein Grund, warum wir überhaupt Noktara gestartet haben. Wenn wir ehrlich sind, gab es zwar Satire über den Islam, über Muslime - aber selten mit Muslimen. Das ist ein Unterschied in der Perspektive."
Soufian und Sami von Noktara
Soufians Eltern kommen aus Marokko. Sein Kollege Sami ist syrisch-türkischer Herkunft. Beide sind selbst Muslime und kennen dadurch den Alltag von Deutschmuslimen aus eigener Erfahrung. Ein Vorteil - nicht nur weil sie sich dadurch mit Religion und Kultur besser auskennen, als manch andere deutsche Satiriker.
"Es macht einen Unterschied, wer den Joke macht, nicht nur als Rechtfertigung, weil man dazugehört. Sondern auch, weil man es versteht!"
Soufian und Sami von Noktara
2. Deutschmuslime lachen gerne über sich selbst
Scherze über die islamische Kultur sind dünnes Eis? Der Shitstorm ist vorprogrammiert? Stimmt nicht, sagen die Noktara-Gründer:
"Am Anfang war da schon Zurückhaltung zu spüren: Das äußerte sich in Stirnrunzeln und viel Skepsis. Aber inzwischen lachen die meisten sehr gerne über die Artikel und teilen sie auch."
Soufian und Sami von Noktara
3. Israel-Kritik von Muslimen kann schnell falsch ausgelegt werden
Statt der Nazi-Keule für sogenannte "Biodeutsche", kämpfen die Noktara-Macher mit anderen Vorurteilen:
"Man wird in andere Ecken gestellt, gilt als homophob zum Beispiel. Da muss man durchaus vorsichtig sein. Wir hatten auch Beiträge mit Israel-Bezug und bei einem wurde uns angekreidet: Ihr bösen Anti-Semiten. Aber da nehmen die Leute dann Dinge aus dem Kontext. Wenn man das verkehrt macht, dann erweckt man damit tatsächlich den Eindruck, dass man Antisemitismus unter dem Deckmantel der Satire verbreiten will."
Soufian und Sami von Noktara
Eine Reaktion auf eine Meldung der Noktara-Seite, die die beiden Macher nach einem Terror-Anschlag in Jerusalem online gestellt haben. Soufian und Sami beschreiben in diesem Artikel, dass versehentlich statt der Israel-Flagge mit Davidstern, eine Flagge mit Judenstern aufs Brandenburger Tor projiziert wurde. Schuld daran sei ein palästinensischer Praktikant gewesen.
4. Witze über Politik sind unter Muslimen oft kontroverser als Witze über Religion
Viele denken: sich lustig machen über Allah, den Koran, die Sharia ist ein NoGo. Die beiden Macher von Noktara haben aber die Erfahrung gemacht, dass da etwas anderes ähnlich krasse Reaktionen provoziert:
"Beim Referendum in der Türkei gab es diese zwei Möglichkeiten ‚hayir‘ und ‚evet‘. Wir haben daraus ein ‚hayvet‘ gemacht - quasi das Jein erfunden. Da meinte einige: Ihr zieht das Referendum ins Lächerliche! Es geht um das Schicksal eines Landes!"
Soufian und Sami von Noktara
Für die Jungs von Noktara ist es aber eben auch wichtig, Schubladendenken unter den Muslimen mit ihrer Satire aufzubrechen.
"Vielleicht hat man da auch jemand desillusioniert, weil Leute irrigerweise davon ausgehen, dass jeder Muslim automatisch alles toll finden muss, was in der Türkei passiert."
Soufian und Sami von Noktara
5. Muslimische Ethno-Satire ist etwas für jeden
Die Noktara-Macher sind überzeugt: Jeder, der gerne den Postillion liest, wird auch ihrer Seite etwas abgewinnen können. Und natürlich dürfen sich auch Nicht-Muslime über die Satire lustig machen.
"Wir merken das schon an den Likes bei Facebook und an den Namen, dass da auch sehr viele Deutsche [ohne Migrationshintergrund] dabei sind! Natürlich sollen die auch über Muslime und ihre Eigenheiten lachen dürfen. Da braucht keiner Angst zu haben, komisch dazustehen."
Soufian und Sami von Noktara