Bayern 2 - Notizbuch


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Flüchten, totstellen oder angreifen Wie wichtig ist die Persönlichkeit im Job?

Flüchten, totstellen oder angreifen - wer bin ich im Berufsleben? Die Persönlichkeit hat großen Einfluss auf Karriere und Bezahlung. Personal- und Strategieberater Claus Welles über die Bedeutung der Persönlichkeit im Job.

Stand: 07.11.2016

Fähigkeiten im Berufsleben | Bild: picture alliance

Firmen suchen nach wie vor das Alphatier.

Auf Dominanz und Durchsetzungsstärke legen die Personalabteilungen vor allem bei Führungskräften immer noch am meisten Wert. Das stößt allerdings an Grenzen, denn wir leben in einer Wissens- und Informationsgesellschaft. D.h. wir haben die Notwendigkeit zu kollaborieren, weil einer alleine einfach zu wenig weiß.

Überschätzung schadet sich selbst und dem Unternehmen.

Wer im Kampfmodus steckt, denkt weniger nach, sondern konzentriert sind aufs Tun und Machen. Das Bewusstsein für die Folgen ist weg. Das hat zum einen den Effekt, dass die Organisation geschwächt wird. Zum anderen der Kämpfer selbst: Denn er schüttet vermehrt Adrenalin und Cortisol aus, das schwächt die Leistungsfähigkeit seines Körpers.

Bewusstsein für sich selbst schaffen.

Unternehmensberater Claus Welles

Claus Welles ist Personal- und Strategieberater. Bevor er auf die Beraterseite gewechselt hat, war er früher selbst Führungskraft in einem mittelständischem Unternehmen. Er sagt: "Über 60 Prozent der Mitarbeiter in Unternehmen sitzen am falschen Platz."

Wichtig ist, das eigene Grundmotiv zu erkennen, das heißt wer man ist: Bin ich eher jemand, der flüchtet, der sich tot stellt oder der angreift? Keiner kann aus seiner Haut heraus, aber man sollte reflektieren und sich ein Strategie zurecht legen, wie ich bestimme Ziele erreiche. Die Ziele müssen realistisch sein und auch zum konkreten Unternehmen passen. Darüberhinaus kann man sicherlich einige Blockaden lösen. Zum Beispiel gibt es Menschen, die sehr zurückhaltend und bescheiden sind. Die können sich eine Kommunikationsstrategie überlegen, wie sie dennoch am Ball bleiben. Konfliktfähig zu sein ist eine Schlüsselkompetenz, d.h. die eigene Meinung einzubringen und sie auch zu vertreten. Dabei steht im Vordergrund, das Richtige zu erreichen und nicht das Ego Recht haben zu lassen.

"Über 60 Prozent der Mitarbeiter sitzen in Unternehmen am falschen Platz."

Claus Welles, Personal- und Strategieberater

Unternehmen tun sich schwer, ihre Mitarbeiter einzuschätzen.

Studien zeigen, dass Führungskräfte zunehmend unzufriedener sind. Sie möchten sich besser selber einbringen können. Unternehmen erkennen aber nur schwer die jeweilige Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter. Meistens sieht es daher so aus, dass die Kompetenz bei den Spezialisten liegt und die Entscheidungshoheit zunehmend weiter oben in den Hierarchien. Dieses Vakuum an Entscheidungsunfähigkeit einerseits und mangelhafter Umsetzung andererseits ist ein großes Dilemma. Die Lösung wäre, dass Menschen ihr Wissen am Arbeitsplatz so einsetzen, dass sie Entscheidungen eigenverantwortlich treffen können und mit den Konsequenzen dann auch umgehen müssen und daraus lernen.


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