Die historische Dampflokomotive aus der Serie "Babylon Berlin" steht auf einem Gleis des Museums in Nördlingen.
Bildrechte: BR/Tobias Hildebrandt

Die "Babylon-Berlin"-Lok im Bayerischen Eisenbahnmuseum.

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Dampfloks aus Nördlingen für "Babylon Berlin" und "Terra X"

Das Bayerische Eisenbahnmuseum in Nördlingen feiert Jubiläum. An Bedeutung hat es in den letzten Jahren vor allem durch Auftritte in großen Film- und TV-Produktionen gewonnen. Für "Babylon Berlin" war eine historische Lokomotive wochenlang unterwegs.

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"Polizei! Weg damit!" Mit vorgehaltener Waffe hält Kommissar Gereon Rath den Lokführer in Schach. Gerade ist er auf die fahrende Dampflok aufgesprungen. Das ist eine Szene aus Staffel 2 der Erfolgsserie "Babylon Berlin". Sie spielt in den 1920er-Jahren und die passende Dampflokomotive für das Staffelfinale hat die Produktionsfirma damals in Nördlingen gefunden.

Vier Wochen Dreh für "Babylon Berlin"

Vier Wochen war ein Team des Bayerischen Eisenbahnmuseums für die Dreharbeiten unterwegs. Dass eine historische Dampflok so lange am Stück im Einsatz ist, kommt heutzutage extrem selten vor. "Der Anspruch war, mit einer technisch einwandfreien Lokomotive zu starten. Damit wir überhaupt die Chance hatten, die vier Wochen durchzuhalten, weil wir sehr viel in Nordrhein-Westfalen gedreht haben, 500 Kilometer entfernt von hier", sagt Patrick Zeitlmann vom Bayerischen Eisenbahnmuseum.

Prof. Harald Lesch auf der Dampflok im Ries

Werden Loks für Filmaufnahmen gebucht, bringt das zusätzliches Geld in die Museumskasse. Denn das Bayerische Eisenbahnmuseum in Nördlingen wird nur von Ehrenamtlichen mithilfe eines Vereins betrieben. Staatliche Zuschüsse gibt es nicht. Trotzdem hat sich das Museum unter Kennern eine große Bedeutung erarbeitet – auch durch Film- und Fernsehproduktionen. Zuletzt war zum Beispiel eines der bekanntesten Wissenschafts- und Erklärgesichter des deutschen Fernsehens in Nördlingen zu Besuch: Prof. Harald Lesch. Er fuhr mit Patrick Zeitlmann auf einer historischen Dampflok – für eine Doku über die Geschichte der Mobilität.

"Im Zweifel macht man alles zehn Mal hintereinander"

Dreharbeiten mit einer Dampflokomotive als Requisite – das ist manchmal etwas komplizierter, vor allem für große Produktionen wie Babylon Berlin sagt Patrick Zeitlmann: "Der Regisseur sagt: Ach, er hätte gerne mal die Lokomotive andersherum und dann muss man die Lokomotive irgendwo hinfahren, um sie umzudrehen. Mal heißt es: Sie muss geputzt sein, sie muss nicht geputzt sein und so sind es schon immer hohe Anforderungen. Man macht nicht viele Kilometer, aber im Zweifel macht man alles zehn Mal hintereinander, bis dann alle zufrieden sind!"

Lokomotiven von 1880 bis 1960

Trotzdem sind die Vereinsmitglieder natürlich stolz auf ihre Auftritte in Film und Fernsehen. Denn viele opfern zahllose Wochenenden, um alte Dampfloks zu restaurieren. An einer haben sie sage und schreibe 30 Jahre lang gearbeitet. Seit Kurzem ist sie wieder fahrtüchtig. Zum 55-jährigen Jubiläum besitzt das Museum mittlerweile Dutzende Dampf-, Diesel- und Elektroloks, dazu historische Waggons. Genau das sei der Vorteil für die Filmproduktionsfirmen, meint Patrick Zeitlmann. Wie in einem Märklin-Katalog könnten sich die Filmemacher Lokomotiven von Baujahr 1880 bis 1960 heraussuchen.

Jubiläumsfeier im Eisenbahnmuseum am Himmelfahrtswochenende

Am langen Himmelfahrtswochenende feiert das Bayerische Eisenbahnmuseum ein Doppeljubiläum: 55 Jahre Museum und 175 Jahre Eisenbahn in Nördlingen. Es gibt täglich mehrere Fahrten mit historischen Zügen auf den beiden Strecken von Nördlingen nach Wassertrüdingen und nach Donauwörth. Stilecht ist die Anreise in einem der Sonderzüge von befreundeten Vereinen möglich. So starten aus München, Tübingen, Stuttgart, Würzburg und Nürnberg historische Züge zum Fest nach Nördlingen.

"Trainspotter" reisen bis aus Japan an

Wichtige Einnahmequelle sind nach Museumsangaben mittlerweile auch Foto-Ausfahrten für zahlende Gäste. Sogenannte "Trainspotter" stehen dann zu Dutzenden an den schönsten Punkten der Eisenbahnstrecken durchs Nördlinger Ries und fotografieren die Dampflokomotiven bei ihren Fahrten. Diese Woche sind nach Museumsangaben 150 zahlende Teilnehmer zu Gast, darunter acht Japaner, die dafür extra nach Deutschland angereist seien.

Morgens um 6 Uhr mit der Trittleiter am Gleis

Oder zum Beispiel Henry ten Wolde aus der Nähe von Amsterdam: Morgens um 6 Uhr steht er bei Möttingen im Morgenlicht auf einer kleinen Trittleiter für den perfekten Blick auf das Gleis. Neben ihm seine Frau mit Videokamera. "Ich habe mich immer für Dampfzüge interessiert und wir kommen deshalb oft nach Deutschland für die großen Veranstaltungen", sagt ten Wolde mit niederländischem Akzent. Denn Museen, die Industriegeschichte so lebendig werden lassen, gibt es nur wenige in Deutschland.

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