Die Mindelburg in Mindelheim wurde zwischen 1167 und 1190 von Kaiser Friedrich Barbarossa erbaut
Bildrechte: BR/Florian Regensburger

Die Mindelburg in Mindelheim wurde zwischen 1167 und 1190 von Kaiser Friedrich Barbarossa erbaut

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Wer hat die Mindelburg erbaut? Forschende sind sich nun sicher

Sie gilt als eine der geheimnisvollsten Burgen in Bayern: die Mindelburg in Mindelheim. Einem Team von Historikern, Archäologen und Bauforschern ist wohl gelungen, den mächtigen Mann zu ermitteln, der sie vor rund 850 Jahren erbaut haben soll.

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Die Mindelburg ist eine einzigartige Burg. Denn: Im Vergleich zu anderen bayerischen Burgen und Schlössern war sie 70 Jahre lang von der Öffentlichkeit abgeschottet. Seit dem Jahr 2021 ist sie nun wieder im Besitz der Stadt Mindelheim. Und das Kulturamt hat seit drei Jahren erstmalig die Chance, den Komplex zu erforschen.

"Wir haben seither jeden Stein umgedreht, haben überall aufgemacht. Wir haben mit naturwissenschaftlichen Quellen alles untersucht, was irgendwo raus kam. Das Ganze mündet jetzt in das Ergebnis, dass wir wissen, wer der Bauherr ist, warum die Burg gebaut wurde und vor allem: wann. Und das ist ein Durchbruch, den wir eigentlich nicht erwartet haben", sagt Amtsleiter Christian Schedler.

Kaiser Friedrich Barbarossa hat die Burg gebaut

Alle Forscher sind sich nun sicher. Die Mindelburg wurde von einem Herrscher aus dem Geschlecht der Staufer erbaut: Es war Kaiser Friedrich Barbarossa. Er hat ursprünglich, zwischen 1167 und 1190, die Mindelburg als Herzogsitz für seinen Sohn, Herzog Friedrich V. von Schwaben, errichtet. Das bestätigen laut dem Kulturamt der Stadt Mindelheim naturwissenschaftliche Untersuchungen, mit denen die Bauzeit der Burg genau eingegrenzt werden konnte. Zudem gab es in der Zeit um 1160 keinen Menschen, der so mächtig war und so viel Geld hatte, um diese Burg überhaupt bauen zu können, wie Kaiser Friedrich Barbarossa.

Burg diente als Hitlerjugend-Zentrum

Im 20. Jahrhundert ist die Mindelburg auf verschiedene Weise genutzt worden. Unter den Nationalsozialisten wurde sie unter anderem zu einem Hitlerjugend-Zentrum umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Burg zwei Jahre lang als Lazarett bzw. Versehrtenkrankenhaus. Ab 1950 wurde sie an den Verlag W. Sachon vermietet.

Verborgene Gänge und Fluchttunnel bereits entdeckt

In den zwei Meter dicken Außenmauern der Burg wurden bereits letztes Jahr bislang unbekannte Gänge entdeckt. Durch eine neu geschaffene Maueröffnung kam unter anderem ein Gang mit Treppenstufen zum Vorschein, welcher aus dem zweiten Stock der Burg nach unten führt. Auch ein weiterer Korridor mit 2,30 Meter Höhe und etwa 75 cm Breite, höchstwahrscheinlich seit Jahrhunderten von keinem Menschen mehr betreten, wurde durch die Sanierung der Burg teilweise freigelegt. Vermutlich sind die Mauergänge von Bediensteten früherer Burgherren genutzt worden.

Ebenso wurden im Erdreich um die Mindelburg herum Überreste kilometerlanger Fluchttunnel gefunden – Zugänge dazu aber noch nicht. Wahrscheinlich sind diese im Laufe der Jahrhunderte zugemauert oder zugeschüttet worden.

Auf einer Stufe mit Schloss Neuschwanstein

Im Oktober 2021 war die Mindelburg in den Status eines Denkmals von nationalem Rang erhoben worden und steht damit denkmalschützerisch auf einer Stufe mit Schloss Neuschwanstein. Nun soll laut Kulturamtsleiter Christian Schedler das Burg-Gelände vor allem für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: "Wir wollen in den nächsten Jahren vor allem die elektrische Verkabelung und die Infrastruktur erneuern. Das Ganze soll so hergerichtet werden, dass wir hier ein Burg- und Stadtmuseum einrichten können, da die Burg und die Stadt ursächlich zusammenhängen. Denn ohne Burg gäbe es keine Stadt Mindelheim." Das Außen-Gelände der Burg kann das ganze Jahr über besucht werden.

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