BR Fernsehen

alpha-geschichte Doku Habsburg und die Alpen (2/2)

Habsburg und die Alpen - das wurde eine große Leidenschaft, in die die Herrscherfamilie nach Audienzen, Arbeitsessen und Kabinettsitzungen floh. Der Alpinismus war eigentlich eine bürgerliche Erfindung gewesen, aber der neue Trend war zu verführerisch, als dass das Kaiserhaus ihn an sich vorbeigehen hätte lassen wollen. Erzherzog Johann durchstreifte die steirischen Alpen, traf an stillen Bergseen seine Anna Plochl und baute um seine Liebe zu dieser Gegend die infrastrukturelle Erneuerung der Steiermark. Kaiser Franz Joseph zog es wann immer es ging in die Ischler Berge. Im Bild: Badeschloss Gastein. | Bild: BR/ORF/Papke Film/Christian Papke

Montag, 11.03.2024
22:45 bis 23:30 Uhr

  • Untertitel

BR Fernsehen
2019
Folge 2 von 2

Kaiser Franz I. leitete mit dem "Franziszeischen Kataster" die wichtige geografische Vermessung des Landes ein. Derartige Ergründungen fußten oft auf militärstrategischem Interesse. Dass gewisse Alpenregionen aufgrund ihrer Lage zu bitteren Zankäpfeln werden konnten, musste bereits Kaiser Maximilian I. mit dem Städtchen Kufstein erfahren. Mitten im wertvollen Passland Tirol gelegen, musste er sich darum mit den bayerischen Nachbarn bis aufs Blut streiten - und seine schwersten Geschütze auffahren.

Die Verbesserungen der Verkehrswege durch das Alpenland machten nicht nur die Anreisen von Kaiser Franz Joseph in die Ischler Sommerfrische angenehmer, sondern erleichterten auch das Wirtschaftstreiben des damaligen Landes, zum Beispiel den Salzhandel. Hierfür wurde auch die erste öffentliche Eisenbahn auf europäischem Festland genutzt, sie wurde von Pferden gezogen. Ein Vorteil für alle war, dass die ursprüngliche Strecke Linz-Budweis bis nach Gmunden, die Hauptstadt des Habsburgischen Kammerguts, verlängert wurde. Als dann zusätzlich zu dem Schienenverkehr die adeligen "Dampferdamen" aus der Donauwerft (benannt nach der Kaisermutter Erzherzogin Sophie, nach Kaiserin Elisabeth und ihren Töchtern Erzherzogin Gisela und später Erzherzogin Marie Valery) auf dem Traunsee Fahrt aufnahmen, wurde die Verbindung von Gmunden zu den Salinen in Ebensee weiter optimiert.

Die Jagd war eine der wichtigsten Erholungs- und Ertüchtigungsaktivitäten der Habsburger in der freien Natur. Dass es hierbei auch zu Exzessen kam, zeigt sich an Erzherzog Franz Ferdinand, der immense Abschusszahlen erreichte und in seiner schießwütigen Versiertheit sogar einen Meisterschützen in Indien ausstach. Das Schloss Artstetten in Niederösterreich, das er sich zum Sitz erwählte, und wo er nach seiner Ermordung in Sarajevo auch begraben wurde, widmet sich der Aufarbeitung seiner Geschichte.

Die Erschließung der Routen in den Alpenregionen hatte zur Folge, dass ein erster Bergtourismus einsetzte. Zur Förderung der Errichtung von Wanderwegen, Schutzhütten oder sogar einer Bergrettung tat sich der österreichische Touristenklub (ÖTK) hervor. Unter dem Slogan "Mit Herz und Hand fürs Alpenland" und unter der Schirmherrschaft von Kaiserbruder Erzherzog Karl Ludwig war der ÖTK ein Pionier im Alpentourismus.

Aber auch zur Regeneration ging die kaiserliche Gesellschaft in die Berge. So wurde niemand Geringerer als Erzherzog Johann, nachdem er auf seinem heimatlichen Hof von einem Stier verletzt wurde, von seinem Hausarzt an einen Ort geschickt, der als Wildbad bereits Maximilians Vater Friedrich III. als Kurgast sah: Bad Gastein. Der naturbegeisterte Reichsverweser verliebte sich derart in die Gegend, dass er sich regelmäßig hier aufhielt und sich eine eigene Villa errichtete.

Redaktion: Gábor Toldy