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Der große Tag in Obermaiselstein Mit festlichen Schellen hinab ins Tal

Emotional. So ist der Viehscheid für die Hirten von der ersten bis zur letzten Minute. Abschied liegt in der Luft. Und anstrengend ist er natürlich auch. Denn: 250 Tiere zwei Stunden bergabwärts zu treiben - das kostet Kraft. Und macht Freude.

Stand: 04.12.2013 | Archiv

Kranzrind und Hirte | Bild: BR

Im Tal werden währenddessen die festlichen Schellen zusammengesammelt. Acht bis neun Kilo wiegt eine der großen Kuhglocken. Der Wert pro Stück: 350 bis 400 Euro.

Die Glocken sind da!

70 Schellen kann Bernhard Hartl nach 20 Jahren Hirtentätigkeit sein eigen nennen. Den Rest bekommt er von den Bauern aus der Umgebung geliehen. Dann heißt es für den Alphirten und seine Helfer: Polieren, sortieren, die seit drei Monaten fast wild lebenden Kühe einfangen und mit den schweren Schellen schmücken. Nicht jede lässt sich die festliche Glocke gerne um den Hals legen. Doch am Abend tönt's dann hoch auf dem Berg schon anmutig und lautstark. Ein klares Zeichen: Der Viehscheid steht direkt bevor. Für Bernhard Hartl ein vertrauter Gefühlswirrwarr: Scheiden tut weh - das gilt auch für ihn. Und dennoch ist er glücklich, seine "Sommerpensionsgäste" wohlbehalten wieder abgeben zu können. Bevor das große Spektakel beginnt, wird natürlich mit allen Helfern auch auf der Hütte mit Musik ein geselliger Abschied gefeiert.

Laut scheppernder Abschied

Das Kranzvieh ist fertig geschmückt - jetzt kann's losgehen.

Der Tag des Viehscheids ist da. Im Tal füllen sich die Wiesen und Wege mit Einheimischen und Touristen. Auf der Schattwald-Alpe schmückt sich Mensch und Tier. Das Kranzrind bekommt dabei die meiste Aufmerksamkeit. Abschied liegt in der Luft, als die Tiere laut scheppernd losmarschieren. Aber auch gehöriger Stress: Es ist eine schwere schweißtreibende Arbeit über 250 Kühe und Kälber gesammelt ins Tal zu treiben. Nach zwei Stunden ziehen die Hirten jauchzend und stolz unter dem Applaus der Zuseher auf den Scheidplatz ein. Für Bernhard Hartl ein schöner Moment. Nicht nur, dass "ein großer Brocken" Arbeit weg ist - er trifft nun, nach drei Monaten, endlich auch wieder viele Bekannte und Freunde auf dem Fest.

Die Arbeit geht weiter

Jetzt heißt's zusammenpacken! Aber ins Tal geht's trotzdem erst Ende Oktober.

Viele Menschen glauben, die Arbeit sei mit diesem Moment für die Alpbauern vorbei. Doch das stimmt nicht. Es wird zwar vieles bereits gepackt und in das Haus in Obermaiselstein gebracht, aber es gibt noch einige Wochen etwas zu tun: Bis Ende Oktober wird hier noch gearbeitet. Die Weiden werden gepflegt, "entbuscht" - also eben Landschaftspflege betrieben. Und auch im Winter ist für Bernhard Hartl nicht etwa Arbeitspause: Er schafft in seinem erlernten Beruf als Zimmerer und ist außerdem beim Winterräumdienst tätig. Bis zum nächsten Sommer. Dann geht's wieder rauf auf den Berg ...


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