BR Fernsehen - Sonntags-Stammtisch


14

10 Jahre "Der Sonntags-Stammtisch" Ein Grund zum Feiern

Man nehme eine Wirtshaus-Kulisse, einen Stammtisch und ein paar Promis und schon hat man eine 10-jährige Erfolgsgeschichte … Was auf den ersten Blick so einfach aussieht, ist in Wirklichkeit hart erarbeitet. Am Sonntag feierte die Sendung "Der Sonntags-Stammtisch" ihr großes Jubiläum.

Von: Jan Zimmermann, Redaktion Bürgersendungen und Gespräche

Stand: 13.10.2017 | Archiv

tisch | Bild: Dieter Hanitzsch

Am 14. Oktober 2007 fängt alles an: Zum ersten Mal nehmen Moderator Helmut Markwort, Karikaturist Dieter Hanitzsch und Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, am Stammtisch in der Kulisse der BR-Daily "Dahoam is Dahoam" Platz. Die Sendung sei erst einmal auf "ein paar Folgen" angelegt gewesen, erinnert sich Dieter Hanitzsch heute: "Damals hieß es, 'Wir probieren das erst mal aus, acht bis zehn Sonntage vielleicht. Länger wird das sowieso nichts'. So habe ich mich gegen den Willen meiner Frau dazu breitschlagen lassen. Meine Frau war nämlich damals heftig dagegen, dass ich Sonntag für Sonntag für eine Fernsehsendung im Einsatz bin."

Ein Erfolgsformat wird geboren

Doch die "paar Folgen" kommen beim Zuschauer gut an. Die Sendung macht sich von Woche zu Woche einen Namen, die Einschaltquoten steigen. Schnell ist klar, das Ganze wird über "ein paar Folgen" hinausgehen.

Das Konzept ist smart: ein Moderator, zwei Stammgäste und jede Woche zwei neue prominente Gäste. Einer der Gäste ist der sogenannte "bunte Gast", dazu zählen Schauspieler, Kabarettisten, Entertainer, Musiker, Sportler. Der andere ist der "relevante Gast", darunter sind Politiker, meinungsstarke Journalisten, Kirchenvertreter und Unternehmer zu verstehen. Sie alle diskutieren die "Themen der Woche", die von der Redaktion vorbereitet und "stammtischtauglich" aufbereitet werden. Das, was in der Sendungswoche die Schlagzeilen bestimmt und die Zuschauer am meisten bewegt, soll am "Sonntags-Stammtisch" zur Sprache kommen. Mit diesem Konzept wir der "Sonntags-Stammtisch" schnell zum Erfolgsformat im deutschen Fernsehen. Und das Sendungsmotto "Bayerisch – Bissig – Bunt" trifft den Kern der Sendung bis heute.

"Helmut Markwort: ein meinungsstarker, wortgewaltiger Journalist. Dieter Hanitzsch: ein zuspitzender, gegen den Mainstream denkender Karikaturist. Wolfgang M. Heckl: ein erklärender und einordnender Professor. Die feste Stammtisch-Besetzung steht für überraschende, nicht erwartbare Diskussionen",  beschreibt Redaktionsleiterin Margot Waltenberger-Walte das Erfolgsrezept des Stammtisch-Teams. Für die Zuschauer habe die Besetzung mit "bunten" und "relevanten" Gästen einen besonderen Reiz: "Die Zuschauer lernen die Gäste aus Politik und Wirtschaft von ihrer unbekannten privaten Seite kennen. Und umgekehrt erfahren sie die politischen Meinungen und Positionen der Gäste aus Kultur, Unterhaltung und Sport."

Was lange währt …

Die Grundidee geht wohl bis in die 80er Jahre zurück. Doch die Kosten für eine derartige Produktion schreckten immer ab: Ein extra Wirtshaus-Studio? Publikum? Oder eine Außenproduktion in einem echten Wirtshaus mit Ü-Wagen? Reisekosten? Erst als mit der BR Fernsehserie "Dahoam is Dahoam" 2007 ein Wirtshausstudio und die technische Infrastruktur auf dem Produktionsgelände in Dachau vorhanden sind, geht die "alte Idee" endlich auf Sendung.

"Mit diesem Erfolg haben wir nicht gerechnet. Keiner von uns dreien. Die Zeit und die Sendungen liefen dann einfach so an einem vorbei. Auf einmal war es schon die 100. Sendung, dann wurde die 200. Sendung gefeiert. Das ist wie im Leben, man fragt sich, wo sind die Jahre geblieben."

Dieter Hanitzsch

Stars am Stammtisch

Von Anfang an setzt die Redaktion auf eine prominente Besetzung am Stammtisch.

Stars wie Uschi Glas, Maria Furtwängler, Maria Adorf, die Brüder Fritz und Elmar Wepper, Konstantin Wecker, Roland Kaiser, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Monika Gruber, Bruno Jonas, Maria Höfl-Riesch, Thomas Hitzlsperger, Franz Beckenbauer kommen in die Sendung. Hinter der Gästeliste steckt eine aufwendige Planung und viel redaktionelle Arbeit. Denn Prominente dieser Kategorie müssen mit großem zeitlichen Vorlauf eingeladen und betreut werden.

"Die räumliche Nähe am Stammtisch verdichtet die Emotionalität in der Debatte."

Margot Waltenberger-Walte, Redaktionsleitung

Viele Promis "lieben" den Stammtisch und kommen immer wieder. Am häufigsten saß bisher Kabarettist und Autor Christian Springer am Sonntags-Stammtisch.

Was bei den Promis und Zuschauern gut ankommt, ist die lockere Atmosphäre. Im Gegensatz zu den Talksendungen diskutieren die Stammtischler auf eine unterhaltende Art und Weise. Selbst kontroverse, hitzige Debatten werden mit einem Augenzwinkern "ausgefochten". Es wird gelacht und zugeprostet.

Post aus der ganzen Welt

So baut sich "Der Sonntags-Stammtisch" über die Jahre eine große, treue Fangemeinde auf. Briefe und Postkarten kommen beispielsweise aus Eckernförde, der Uckermark, Berlin, Bergheim bei Köln, Heidelberg, aber auch aus Wien, Zürich und Falkenberg in Schweden.

"Als Zuschauer der Stammtischrunde sind wir regelmäßig (fast) jeden Sonntag um 11.00 Uhr vor dem Fernsehgerät bei Ihnen zu Gast."

Ein Zuschauer aus Schweden

Gelegentlich schreiben sogar Fans aus Übersee: USA, Kanada, Neuseeland. Der Sendung gelingt es, in 60 Minuten ein Stück Bayern in die ganze Welt zu tragen.

Helmut Markwort, Dieter Hanitzsch und Wolfgang M. Heckl hätten es sich nicht träumen lassen, dass "Der Sonntags-Stammtisch" selbst nach zehn Jahren so gefragt ist. "Viele Menschen, zum Teil unbekannte, erzählen mir, dass unser Sonntags-Stammtisch bei ihnen zu einem gelungenen Sonntag gehört", so Helmut Markwort. Redaktionsleiterin Margot Waltenberger-Walte setzt auch in Zukunft auf das Format: "Trotz der rasanten Digitalisierung, trotz der hitzigen Diskussionen im Netz, wünsche ich mir weiterhin Freude an engagierten, leidenschaftlichen, analogen Stammtischdebatten."

Herzlichen Glückwunsch

Das Jubiläum am Sonntag feierten die Stammtischler zusammen mit den Gästen Christian Ude, ehemaliger Oberbürgermeister von München, und Bernhard Ulrich von "Dahoam is Dahoam". Der Schauspieler freut sich in diesen Tagen über den Doppel-Geburtstag, denn auch die BR-Daily wird zehn Jahre alt und hat allen Grund zum Feiern.


14