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Medizin-Doku Was ist gut an Viren?

Patientin Tonja Milius beim Inhalieren des Phagen-Cocktails. | Bild: BR/Bilderfest/Moritz Frisch

Mittwoch, 07.04.2021
16:15 bis 16:45 Uhr

ARD alpha
2021

Tonja leidet unter Mukoviszidose. Aber nicht nur das, sie hat auch noch einen multiresistenten Keim in ihrer Lunge. Kein Antibiotikum kann ihr mehr helfen. Ihre einzige Chance, um der Lungentransplantation zu entgehen, ist eine Phagentherapie, die in der EU nicht zugelassen ist.

Phagen sind bakterienfressende Viren. Allerdings sind sie dabei höchst spezialisiert, auf genau eine Art Bakterium. In einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, forscht und behandelt man mit Phagen. Sogar in der Apotheke kann man sie dort kaufen. Deshalb hat sich ein Tourismus entwickelt: Verzweifelte Menschen aus der ganzen Welt mit multiresistenten Keimen versuchen auf verschlungenen Pfaden an die Phagen aus Osteuropa zu kommen oder lassen sich direkt vor Ort behandeln.

Dass Phagen bei uns nicht zugelassen sind, liegt nicht daran, dass sie gefährlich sind – bislang wurden zumindest noch keine Nebenwirkungen beschrieben. Der Grund ist, dass die sehr strengen Zulassungsbedingungen für Arzneimittel hierzulande nicht auf die Anwendung von Phagen passen. Denn Phagen sind ein Naturprodukt und lassen sich nicht synthetisch herstellen. Die Pharmaindustrie zeigt deshalb an den Phagen bislang kaum Interesse. Zudem lassen sich Phagen nicht patentieren und somit lässt sich damit zu wenig Geld verdienen. Für Betroffene ist das eine Katastrophe, denn Phagen könnten eine wirksame Waffe gegen die zunehmende Antibiotikaresistenz von Bakterien sein.

Autor/Autorin: Krischan Dietmaier
Redaktion: Jeanne Rubner