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Benjamin Britten Komponist eines weltbekannten Orchesterführers

Wann ist man ein "echter Komponist"? Der britische Komponist Benjamin Britten hatte da seine eigene, sehr kindliche Überprüfungsmethode: Als er schon knapp 40 Jahre alt war, beobachtete jemand, wie er auf einem Hotelflur herumhopste. Auf die Frage, was er da mache, meinte er: "Ich versuche, über den Flur zu gehen, ohne auf die roten Linien des Teppichs zu treten. Wenn ich es schaffe, heißt das, dass ich ein wirklicher Komponist bin." Auch wenn Benjamin Britten natürlich irgendwann mal erwachsen war – eigentlich hat er sich selbst immer gefühlt wie ein Kind.

Von: Kathrin Hasselbeck und Veronika Baum

Stand: 26.07.2021 | Archiv

Gezeichnetes Porträt von Benjamin Britten | Bild: BR | Teresa Habild

Benjamin Britten ist das jüngste von vier Kindern und wächst in England an der Ostküste auf – also direkt am Meer. Das Rauschen der Wellen, der stürmische Wind – all das hat seine Musik geprägt. Immer wieder tobt und rauscht es darin. So hat er zum Beispiel zwei Seemanns-Opern geschrieben: "Billy Budd" und "The Golden Vanity" – die letztere ist speziell für Kinder komponiert, natürlich inklusive Piraten.

Lebensdaten

Benjamin Britten wurde am 22.11.1913 in Lowestoft (Suffolk) in Großbritannien geboren und starb am 4. Dezember 1976 in Aldeburg (Suffolk).

Insgesamt hat Britten ein gutes Dutzend seiner Werke für Kinder geschrieben, darunter eine Nikolaus-Kantate und zwei Kinderopern: "Arche Noah" und "Der kleine Schornsteinfeger". Dabei ist es ihm besonders gut gelungen, dass die Musik zwar anspruchsvoll klingt, aber eben gar nicht so schwer zu spielen ist. Bei mehrstimmigen Chorstücken zum Beispiel hat er immer aufgepasst, dass jede Stimme ihre Töne leicht findet. Oder wenn er Solo-Rollen für Kinder verfasste, dann immer so, dass sie entweder von Instrumenten aus dem Orchester oder von einem erwachsenen Sänger unterstützt wurden. Dass er Kinder – und vor allem Kinderstimmen – gerne mochte, merkt man daran, dass unter seinen vielen Opern (er hat fast zwanzig geschrieben!) nur eine einzige ist, in der keine Kinderrolle vorkommt. 

Im Herzen immer noch ein Kind!

Kinder hatten für ihn einfach eine besondere Bedeutung. Unter ihnen hat er sich wohl gefühlt. Deshalb hat er auch oft Kinder zu sich nach Hause eingeladen – und dann natürlich seine Späße mit ihnen gemacht. Zum Beispiel, wenn er mit ihnen an den Klippen spazieren ging: Da sprang er plötzlich über eine Klippe drüber, so dass alle denken mussten, er habe sich ins Meer gestürzt. Dabei hat er natürlich genau gewusst, dass genau hinter dieser Klippe noch ein Felsenabsatz war, auf dem er landete.

Selbst konnte Britten keine Kinder bekommen, weil er nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann zusammenlebte. Trotzdem hat er mehrfach versucht, Kinder zu adoptieren – was aber nicht gelungen ist. 

Ein berühmter Orchesterführer - nicht nur für "junge Leute"!

Musik hat für Benjamin Britten schon als er klein war eine große Rolle gespielt. Seine Mutter gab ihm die ersten Klavierstunden und merkte bald, wie talentiert ihr Jüngster ist. Schon mit acht Jahren hat Britten seine ersten kleinen Stücke komponiert – bis zu seinem 19. Lebensjahr gibt es von ihm insgesamt 750 Werke oder Bearbeitungen von anderen Stücken! Kein Wunder, dass er dann auch Musik – vor allem Klavier und Komposition – studiert hat.

Benjamin Britten bei Orchesterproben für sein "War Requiem" im Jahr 1968.

Am bekanntesten ist bis heute ein Orchesterstück, das Britten für einen Lehrfilm über die Instrumente des Orchesters geschrieben hat. Es heißt "The Young Person's Guide to the Orchestra" – auf Deutsch: "Ein Orchesterführer für junge Leute". Darin lässt er ein musikalisches Thema des englischen Barock-Komponisten Henry Purcell von verschiedenen Instrumentengruppen – von den Piccoloflöten bis zur Bassposaune – spielen, so dass man beim Hören den Klang der Instrumente kennen lernt. Danach zerlegt er das Thema in immer kleinere Teile, alle Instrumente spielen wild und fast schon chaotisch durcheinander. Bis dann zum Schluss ganz mächtig und laut das bekannte Thema wieder einsetzt. Als Britten das bei der Studioaufnahme zum ersten Mal selbst live gehört hat, ist er vor lauter Freude wie ein kleiner Junge durchs Studio gehüpft, weil ihm das Stück so gut gelungen ist.


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