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Im Frühling und Sommer Warum sind alle Blätter grün?

Wenn du dich in Frühjahr und Sommer in der Natur umschaust, siehst du - genau, viel Grün. Grünes Gras, grüne Wälder. Überall sind grüne Blätter in verschiedenen Formen: herzförmige Lindenblätter, längliche Buchenblätter mit gezacktem Rand, Eichenblätter mit wellenförmigem Rand oder Nadeln von Nadelbäumen - denn auch die sind Blätter, nur in einer robusten Form.

Von: Simone Wichert

Stand: 12.10.2022

Grüner Baum auf grüner Sommerwiese. | Bild: colourbox.com

Energie für Mensch, Tier und Pflanze

Wir Menschen atmen mit der Nase, essen und trinken mit dem Mund, zerkauen feste Nahrung mit den Zähnen und schlucken sie. Dann sind bei uns Magen, Darm und andere Organe dran: Sie wandeln unsere Nahrung und unsere Atemluft in Energie um, die wir zum Leben brauchen - zum Laufen, Springen und Rad fahren, aber auch zum Lesen, Schreiben oder Rechnen. Auch Tiere fressen und trinken und bekommen ihre Lebensenergie ähnlich wie wir.

Frische grüne Buchenblätter in einem Frühlingswald. An der Unterseite hat jedes Blatt winzig kleine Poren, die "Spaltöffnungen".

Wie alle Lebewesen müssen auch Pflanzen essen, trinken und atmen: Sie brauchen Energie, um Blüten und Früchte zu bilden und um auch selbst zu wachsen. Nur machen sie das ganz anders als Menschen und Tiere: Mit ihren Wurzeln holen sie sich Wasser und Nährsalze aus der Erde. Aus der Luft nehmen sie Kohlendioxid und Sauerstoff auf: Dafür haben ihre Blätter an der Unterseite winzige Poren, die unter dem Mikroskop wie kleine Münder aussehen: die "Spaltöffnungen".

Kleine grüne Fabriken

Auch die grünlich-gelben Blätter eines Farns enthalten Chlorophyll, Blattgrünkörnchen.

Die Blätter können aber noch viel mehr: Sie produzieren ihre eigene Nahrung: Zucker, Stärke und andere lebenswichtige Stoffe. Dafür brauchen sie nur Sonnenlicht, alles andere haben sie schon dabei: In jedem einzelnen Blatt stecken jede Menge winzigste linsenförmige Körnchen. Diese Körnchen sind richtige kleine Fabriken! Sie sind prall gefüllt mit einem grünem Farbstoff, dem Blattgrün - oder "Chlorophyll". Das macht die Blätter grün.

Blattgrünkörnchen als Sonnenlichtsammler

Das Blattgrün färbt aber nicht nur die Blätter, es kann noch mehr: Blattgrün sammelt das Sonnenlicht. Sonnenstrahlen sind pure Energie: Wir spüren diese Energie als Wärme. In den Blattfabriken werden mit Hilfe dieser Sonnenenergie Nährstoffe für die Pflanze hergestellt: vor allem Traubenzucker, den die Pflanzen in ihren Blättern, Früchten und Wurzeln speichern. Sonnenlicht, Kohlendioxid aus der Luft und Wasser aus dem Boden machen also den Apfel süß und die Kartoffel mehlig. Ganz nebenbei entsteht dabei auch noch Sauerstoff, den wir Menschen zum Leben brauchen - einfach als Abfallprodukt! Was da in den grünen Blättern stattfindet, nennen Wissenschaftler übrigens "Photosynthese".

Im Herbst werden die grünen Blätter bunt

In grünen Blättern steckt nicht nur der grüne Farbstoff. Aber: Vom grünen ist am meisten drin, er überdeckt alle anderen Farbstoffe, deswegen sind die Blätter grün. Dass auch andere Farbstoffe drin sind, können wir im Herbst sehen, wenn sich die Pflanzen auf die Winterruhe vorbereiten: Dann zerlegen die Pflanzen das Blattgrün und speichern die wertvollen Stoffe daraus in ihren dickeren Ästen und im Stamm. Die anderen Farbstoffe bleiben in den Blättern - und die leuchten nun gelb, orange oder in Rottönen ...

Blutbuche, Blutpflaume, roter Fächerahorn

Die Blätter eines Fächerahorns sind schon rot, wenn andere Blätter grün sind - den ganzen Sommer über.

Manche Pflanzen haben den ganzen Sommer über rote oder rötlich-dunkle Blätter. In deren Blättern sind rote Blattfarbstoffe: die "Anthocyane". Die schützen die Blätter vor zu starker Sonne. Wachsen diese Pflanzen im Schatten, kann es sein, dass die Blätter ihre intensiv rote Färbung verlieren, im Schatten brauchen sie ja keinen Sonnenschutz!

Warum die meisten Pflanzen grüne Blätter haben, weiß man nicht genau. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass auch die roten Farbstoffe in den Blättern wahrscheinlich Sonnenlicht auffangen können, nur eben nicht so gut wie das Blattgrün. Vermutlich hat sich im Laufe vieler Millionen Jahre die "bessere Farbe" einfach durchgesetzt.


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