Gute Drachen, böse Drachen Von fiesen Fabelwesen und Glücksdrachen
Bestimmt bist du schon einigen Drachen begegnet: vielleicht dem Kleinen Drache Kokosnuss, dem Enderdrache in Minecraft, Ohnezahn aus "Drachenzähmen leicht gemacht", dem Drache Malzahn aus "Jim Knopf", Fuchur aus der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende oder einem der Drachen, die in "Harry Potter" vorkommen? Wußtest du, dass bei uns in den Alpen der Tatzelwurm wohnen soll? In Europa sind Drachen oft böse Wesen, während sie in China Glückbringer sind und als Gottheiten verehrt werden.
Geschichten über Drachen gibt es schon sehr lange. In den Sagen, die die alten Griechen sich vor dreitausend Jahren erzählten, kommen haufenweise Drachen vor. Die Hydra ist bloß einer davon:
Die Hydra
Manche Drachen haben mehrere Köpfe wie die Hydra, manche nur einen. Manche haben Hörner, manche Fledermausflügel, andere haben Adler- oder Löwenkrallen. Immer aber sind sie irgendwie schlangenähnlich. Das steckt schon im Wort "Drache". Es kommt vom altgriechischen Wort drákōn und bedeutet "Schlange".
Drachen waren in den Geschichten ursprünglich riesige Schlangen. Sie waren nicht immer nur böse. Aber nach und nach wurden die Erzählungen über die Drachen immer gruseliger:
Drachen
Für viele Menschen früher waren Drachen keine Fabelwesen, sondern man war sich sicher, dass es solche Tiere irgendwo auf der Welt gibt. Der mittelalterliche Mönch und Gelehrte Bartholomäus Anglicus schrieb:
"Der Drache ist die größte aller Schlangen. Oft fliegt er aus seiner Höhle hoch in die Luft. Er hat Zähne wie eine Säge. Und Kraft! Nicht nur in den Zähnen, sondern auch im Schwanz und verursacht so Unheil, sowohl mit Beißen als auch mit Stechen. Er hat nicht so viel Gift wie andere Schlangen, denn das ist nicht nötig, weil er so riesengroß ist. Nicht einmal der Elefant ist vor ihm sicher!"
Bartholomäus Anglicus, mittelalterlicher Gelehrter
Obwohl Drachen so gefürchtet waren, meinte man doch, dass zum Beispiel das Blut von Drachen Heilkräfte besitzen könnte. Hildegard von Bingen war eine Nonne und Ärztin im Mittelalter. Sie empfahl verdünntes Drachenblut gegen Nieren- oder Gallensteine. Und natürlich ist da die Geschichte von Siegfried, dem Drachentöter. Nach seinem Bad im Drachenblut war er angeblich unverwundbar.
Siegfried, der Drachentöter:
In Geschichten treffen oft Helden und Drachen aufeinander. Die Helden besiegen die Drachen, befreien Gefangene – meistens Jungfrauen – und reißen sich oft auch noch den Drachenschatz unter den Nagel. Denn Drachen sammeln gerne Schätze und bewachen sie dann jahrhundertelang. Jedenfalls machen das die europäischen Drachen so. Aber es gibt noch ganz andere Drachen.
In China und vielen benachbarten Ländern werden die Drachen als Gottheiten verehrt. Sie leben oft in Flüssen oder Seen und sorgen für Regen, damit alles wächst. Sie sehen auch ein bisschen anders aus als die europäischen Drachen.
Chinesische Glücksdrachen
Normalerweise verhalten sich diese Drachen gegenüber Menschen freundlich. Nur wenn man sie ärgert, dann werden auch sie ärgerlich und verursachen eine Überschwemmung oder eine Dürre, so dass alles vertrocknet. Eins haben sie allerdings mit den europäischen Drachen gemeinsam: Beide schlüpfen aus Eiern.