Behende Springer Flinke, scheue, vergessliche Eichhörnchen
Eigentlich sind sie von Natur aus eher scheu und meiden die Menschen, trotzdem kann man sie inzwischen häufig in Gärten oder Parks sehen: Eichhörnchen. Sie haben nämlich gemerkt, dass es sich auch in der Nähe von Menschen gut leben lässt. Dafür brauchen sie zunächst einmal vor allem viele Bäume. Und die gibt es nicht nur in den Wäldern, sondern auch in Gärten und Parks. Außerdem ist es dort oft sicherer, weil die Feinde der Eichhörnchen wie Habichte oder Sperber nicht so gerne in die Nähe der Menschen kommen.
Hier bei uns lebt das Europäische Eichhörnchen. Sein Fell ist meist rotbraun, es kann aber auch dunkler sein, bis hin zu schwarzbraun. Die Europäischen Eichhörnchen können viermal im Jahr Junge bekommen: zweimal im Frühjahr und zweimal im Spätsommer. Jeweils zwei bis höchstens fünf Junge können es werden.
Fressen, fressen und nochmals fressen ...
Eichhörnchen sind ziemlich verfressen: Etwa fünf Stunden am Tag knabbern sie Nüsse, Eicheln, Bucheckern und auch Baumrinde. Die ist nämlich besonders vitaminreich. Sie müssen so viel fressen, denn vor allem die Männchen müssen möglichst schnell an Gewicht zulegen, um für Kämpfe gegen ihre Rivalen gerüstet zu sein. Wer schwerer ist, ist auch kräftiger. Und der Kräftigste gewinnt.
Was sie nicht gleich fressen, verbuddeln sie für Zeiten, in denen es in der Natur zu wenig oder gar keine Nahrung mehr für sie gibt. Leider sind Eichhörnchen ein bisschen vergesslich und so sind sie später ständig auf der Suche nach ihren Verstecken. Viele davon finden sie auch gar nicht mehr wieder. Aber es ist gar nicht so schlimm, dass sie manche Nüsse und Samen in der Erde vergessen: Daraus wächst ja vielleicht ein Baum. Und wenn der groß ist, werden seine Samen später viele, viele Eichhörnchen ernähren ...
Eichhörnchen sind keine Haustiere - leider!
Auch wenn es noch so verlockend scheint, ein kleines zahmes Eichhörnchen zu füttern, zu streicheln und als Haustier zu halten - für Eichhörnchen wäre es auf Dauer eine Qual, in einem Käfig eingesperrt zu leben. Denn das Schönste, was es für sie gibt, sind hohe Bäume, in denen sie von Ast zu Ast springen können - und auf denen sie sich sicher und geborgen fühlen. Im Notfall springen Menschen jedoch schon ein, und helfen vor allem Eichhörnchenbabys beim Großwerden.
In der Eichhörnchenauffangstation
Eichhörnchen, die viel zu klein aus dem Nest gefallen oder verletzt sind, können zu einer Eichhörnchenauffangstation gebracht werden. Bei ihren "Rettern" werden die kleinen Nager dann bis zur Auswilderung gepflegt. Dort werden sie gefüttert und aufgepäppelt und leben einige Wochen in Käfigen und Volieren. Aber nur bis sie groß genug, gesund und stark sind, um wieder in die freie Natur entlassen zu werden.
Eichhörnchen wollen hoch hinaus
Eichhörnchenpfleger erzählen, dass ihnen die ganz Kleinen sogar schon auf die Schulter klettern, weil sie nach oben wollen. Werden sie auswildert, klettern sie sofort an den Bäumen hoch - sie mögen nichts lieber, als hoch hinaus zu kommen. Jedes gesunde Eichhörnchen wird wieder ausgewildert, auch wenn es weh tut. Die Eichhörnchen sehen die Menschen, die sie aufgezogen oder aufgepäppelt haben, als Ersatzmutter.
Aber spätestens wenn sie geschlechtsreif und erwachsen werden, würden sie drinnen im Haus oder in einem Käfig sehr unglücklich und sogar bissig werden. Denn am Ende ist den Eichhörnchen die Freiheit hoch oben in den Bäumen am wichtigsten! Denn Eichhörnchen sind gute Kletterer. Ihren Schwanz benutzen sie dabei übrigens wie eine Art Steuerruder. Er stabilisiert sie bei ihren Sprüngen von Ast zu Ast.
Gefahr von der Verwandtschaft
Unsere Europäischen Eichhörnchen haben Feinde bekommen, und das ausgerechnet von ihrer eigenen Verwandtschaft: dem Grauhörnchen und dem Schönhörnchen. Tierliebhaber haben sie als exotische Mitbringsel aus Nordamerika oder Südostasien mitgebracht und hier in Europa ausgesetzt. So wohnen die asiatischen Schönhörnchen nun auch in Italien, vor allem in der Gegend um Turin, und die amerikanischen Grauhörnchen haben sich in Italien in der Nähe von Genua und auch in England angesiedelt.
Beide zugereisten Hörnchenarten sind schlauer, größer und kräftiger - und leider auch noch gefräßiger. Sie fressen auch die zarten Keimlinge junger Bäume oder graben deren Wurzeln aus. Manche dieser Bäume sterben ab oder werden bei Sturm gefällt. Die Grauhörnchen fressen auch Käfer oder Larven - und nicht einmal die Eier von Singvögeln sind vor ihnen sicher. Noch dazu bekommen die Grauhörnchen mehr Junge als unsere einheimischen roten Eichhörnchen, nämlich bis zu sieben bei jedem Wurf im Winter und im Frühsommer.
Die Grauhörnchen haben leider auch einen Virus mitgebracht, der ihnen selbst zwar nicht schadet, aber unsere einheimischen roten Eichhörnchen so krank macht, dass sie daran sogar sterben können. Noch bieten die hohen Berge der Alpen unseren Eichhörnchen einen gewissen Schutz. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Grauhörnchen sich über diese Berge zu uns vorarbeiten und zu einer Bedrohung für unser einheimisches Eichhörnchen werden ...
Eichhörnchen-Wahrheiten
Rotten schwarze Eichhörnchen die heimischen roten aus? Sind die kleinen Nager wirklich so vergesslich? Soll man Eichhörnchen im Winter füttern? Was stimmt jetzt und was nicht? radioMikro-Reporterin Veronika Baum hat gemeinsam mit Förster Gerrith Hinner versucht, die Wahrheit über Eichhörnchen herauszufinden.