Peter Tschaikowsky Märchenhafte Ballettmusik
Die märchenhafte Musik von "Dornröschen", "Schwanensee" und "Nussknacker" haben Peter Tschaikowsky berühmt gemacht. In seinem Leben hatte der Komponist nur wenige echte Glücksmomente.
In dem kleinen Ort Wotkinsk, nahe dem Uralgebirge, wird Peter Tschaikowsky geboren. Man braucht von hier aus knapp drei Wochen mit der Kutsche, um in die (damalige) Hauptstadt Russlands, nach St. Petersburg, zu kommen. In Wotkinsk ist nicht viel los, kein Theater, keine Oper, keine großartigen Konzerte. Nur der helle Klang aus den Berg- und Metallwerken schallt messerscharf durch den Ort. Und dennoch entwickelt sich der kleine Peter nicht zu einem tatarischen Haudegen, sondern zu einem zarten Porzellanpüppchen. Er liebt die Natur und er weint oft. Aber nicht etwa, weil er sich an irgendetwas verletzt hat. Nein, weil ihn so viele Kleinigkeiten ganz heftig in der Seele berühren. Diese Empfindsamkeit begleitet ihn sein ganzes Leben, oft wird er auch als Erwachsener noch vor Rührung weinen, zum Beispiel wenn er im Frühling die ersten Blüten erblickt.
Ein schlimmer Schicksalsschlag
Obwohl keiner in der Familie Musiker ist, verliebt sich der kleine Peter Tschaikowsky in das Klavier - und weil er ein feines Gehör hat, kann er bald schon alle Lieder nachspielen. An einem Abend, an dem er wie besessen improvisiert hat, bettelt er darum, dass irgendjemand die Musik verscheuchen möge. Sie lässt ihn nicht in Frieden, schluchzt er, und er kann wegen ihr nicht einschlafen!
Lebensdaten
Peter Tschaikowsky wurde am 7. Mai 1840 in Kamsko-Wotkinski Sawod in Russland geboren und starb mit 53 Jahren am 6. November 1893 in Sankt Petersburg.
Dann wirft ein schreckliches Ereignis seine behütete Kindheit durcheinander: Tschaikowskys geliebte Mutter stirbt. Er ist 14 Jahre alt und weint wochenlang. Nun wird er zu einer Art "Ersatzmutter" für seine kleinen Geschwister. Er kümmert sich rührend um sie. Allein die Musik tröstet ihn ein wenig und die Gedichte, die er immer wieder schreibt.
Vom Staatsdiener zum Komponisten
Langsam wird er erwachsen, aber Peter Tschaikowsky studiert trotz seiner Begabung nicht Musik. Der Beruf genießt zu wenig Ansehen, behauptet sein Vater. Stattdessen studiert er Jura an einer Eliteschule in St. Petersburg und wird Beamter. Verschusselt und lustlos bearbeitet er Aktenberge. Aber, die Musik lässt sich nicht so einfach abspeisen. Zaghaft knüpft Tschaikowsky Kontakte zum Konservatorium, er besucht Kompositionskurse. Und dann passiert es: Er kündigt den Staatsdienst und verzichtet damit auf sein regelmäßiges und gutes Einkommen. Peter Tschaikowsky wird noch einmal Student, er schließt das Studium sogar mit einer Silbermedaille ab – aber ist bitterarm. Freunde tauschen seine abgenutzte Kleidung gegen neue Stücke aus, sie lassen ihn umsonst bei sich wohnen. Doch trotz der Not würde Tschaikowsky für kein Geld der Welt seine alte Arbeit als Beamter wieder aufnehmen. Er studiert Klavier, er lernt Flöte, er singt und jetzt kann er endlich die ganze Musik, die ihn schier wahnsinnig macht, aufschreiben, denn jetzt hat er die Zeit dafür. Seine erste Symphonie entsteht, seine zweite, einige Opern ...
Erste Erfolge
Tschaikowsky bekommt eine Arbeit als Lehrer am Konservatorium in Moskau. So hat er wenigstens ein paar Rubel in der Tasche und kann sich eine eigene Wohnung leisten. Es ist jedoch leider nicht so, dass sich die Leute um seine Kompositionen reißen. Als Tschaikowsky sein erstes Klavierkonzert einem Freund vorstellt, meckert der über die lausige Qualität des Stückes. Unspielbar nennt er es, armselig, nicht zu retten... Dass dieses "wertlose" 1. Klavierkonzert von Tschaikowsky bald schon eines der berühmtesten Klavierkonzerte der Welt wurde, dürfte dem Freund ziemlich peinlich gewesen sein.
Überhaupt tut sich etwas, denn Tschaikowsky bekommt Aufträge. Das heißt: Er schreibt bestellte Werke und erhält dafür Geld. Zum Beispiel sein erstes Ballett "Schwanensee". Aber auch hier ist es wieder so, dass das Publikum nicht vor Begeisterung von den Sitzen hüpft. Trotzdem erobert sich das traurige Ballett einen Platz unter den wichtigsten und schönsten Balletten überhaupt. Wie auch Tschaikowskys Ballett "Dornröschen" und "Der Nussknacker". Als er den Nussknacker komponiert, ist Tschaikowsky tatsächlich einmal glücklich!
Einzelgänger - trotz vieler Freunde und Gönner
Zu einem guten Leben reichen seine Einkünfte trotzdem nicht. Wäre da nicht eine steinreiche Dame, mit der Tschaikowsky eine Brieffreundschaft pflegt und die ihm jeden Monat Geld schenkt, wer weiß, ob er dann überhaupt so viel hätte komponieren können. So bezahlt die Dame ihm auch eine Winterreise ins warme Florenz. Tschaikowsky hasst nämlich die Kälte des russischen Winters, zumal er ohnehin dauernd kränkelt. In Florenz komponiert Tschaikowsky die Oper "Pique Dame".
Überhaupt begegnet der Einzelgänger Tschaikowsky in seinem Leben vielen Menschen, die sehr gut zu ihm sind, die ihm helfen, ihn vor allem ermuntern und manchmal auch in seiner dauernden Traurigkeit trösten können. Allein bei den Frauen hat er kein Glück: Als er heiratet, entpuppt sich seine Braut als halber Drache, der sich überhaupt nicht für seine Musik interessiert. Tschaikowsky verlässt das entsetzlich langweilige Frauenzimmer bereits kurz nach der Hochzeit und wäre dabei fast wahnsinnig geworden.
Endlich berühmt!
Inzwischen ist Tschaikowsky eine richtige Berühmtheit - nicht nur in Russland, auch in England, Frankreich, Italien und sogar in Amerika. Aber es bleiben ihm nur drei Jahre, diesen Ruhm auszukosten. Drei Jahre, in denen er keine finanziellen Sorgen hat. Weinerlich ist er immer noch, schrecklich empfindsam ebenfalls, er schläft sehr schlecht und trinkt viel zu viel Alkohol. Und doch schreibt er zum Ende seines Lebens noch eine Symphonie - blitzschnell in nur zwölf Tagen. Es ist die 6. - es wird seine Beste, seine liebste. Bei der Uraufführung erstarrt das Publikum - die Menschen sind im tiefsten Inneren getroffen. Und dann entlädt sich die Anspannung in einem Sturm der Begeisterung und des Jubels! Tschaikowsky könnte glücklich sein. Aber: Wenige Tage nach diesem Triumph stirbt Tschaikowsky, vielleicht an einer Krankheit, vielleicht durch eine Vergiftung.