730

Antonio Vivaldi Der rote Priester

Jeder in Venedig kannte Vivaldi. Aber viele wussten gar nicht wie er wirklich hieß - für sie war er einfach nur der "prete rosso", der "rote Priester". Denn bevor Antonio Vivaldi ein berühmter Komponist wurde, war er zum Priester geweiht worden. Außerdem hatte er feuerrote Haare, was in Italien noch viel seltener ist als bei uns. Vielleicht hat Vivaldi auch deshalb seine Haare manchmal unter einer Perücke versteckt.

Von: Susanna Felix

Stand: 30.07.2017 | Archiv

Antonio Vivaldi: Venedigs roter Priester

Geboren wurde Antonio Vivaldi in Venedig am 4. März 1678 - angeblich während eines Erdbebens. Fest steht aber, dass Vivaldi schon als Säugling sehr krank war. Er hatte eine Lungenkrankheit, hustete viel und durfte sich kaum anstrengen. Die Krankheit gab Vivaldi später auch als Grund an, weshalb er nicht länger als Priester arbeiten könne. Das Lesen der Messe koste ihn zu viel Kraft. 

Vivaldi liebt die Musik mehr als die Kirche

In seiner kurzen Priesterkarriere soll es sogar vorgekommen sein, dass Vivaldi während des Gottesdienstes einfach den Altar verlassen und in der Sakristei verschwunden ist. War es wegen seiner Lunge? Musste sich Vivaldi ausruhen? Oder war er vielleicht in die Sakristei gegangen, um eine Melodie aufzuschreiben, die ihm während der Messe eingefallen war, und die er nicht vergessen wollte? Das zumindest erzählten sich die Leute. Und es ist auch nicht ganz unwahrscheinlich. Denn Vivaldi liebte die Musik viel mehr als die Kirche. 

Geigenlehrer für Waisenkinder

Unter der Perücke - und in schwarz-weiß - kann man die roten Haare nicht sehen!

Als Priester gearbeitet hat Vivaldi nur ein knappes Jahr lang. Dann wurde er Geigenlehrer an einem venezianischen Waisenhaus für Mädchen, dem Ospedale della Pietà. Geige spielte er nämlich schon seit seiner Kindheit, und zwar ziemlich gut. Nun sah Vivaldi es als seine Aufgabe, dieses Können an die Mädchen im Waisenhaus weiterzugeben. Die Kinder dort waren längst nicht alle wirklich Waisen, aber in Venedig wurden damals viele Töchter einfach ausgesetzt, weil die Familien sich das Aufziehen der Mädchen und deren Mitgift, wenn sie später heirateten, nicht leisten konnten oder wollten. Unter Vivaldis Obhut entwickelten sich die Kinder im Waisenhaus zu hervorragenden kleinen Musikerinnen, die bald über die Grenzen Venedigs hinaus berühmt waren. 

Lebensdaten

Antonio Vivaldi wurde am 4. März 1678 in Venedig geboren. Er starb im Alter von 63 Jahren am 28. Juli 1741 in Wien. Er wurde in einem einfachen Grab auf dem Spitaller Gottsacker begraben.

Vivaldi hat viele hundert Geigen-, Flöten- und Fagottkonzerte komponiert - aber vor allem für die Waisenkinder. Am bekanntesten sind seine "Vier Jahreszeiten". In dem Stück lässt Vivaldi die Geigen Vogelstimmen nachahmen und stellt ein richtiges Gewitter mit Tönen dar. Außerdem hat Vivaldi auch viele Messen und andere geistliche Musik geschrieben. 

Vivaldi und die Oper

Ganz besonders geliebt hat Vivaldi die Oper. Angeblich hat er fast hundert Opern geschrieben, von denen heute aber nicht einmal die Hälfte erhalten ist. Das Komponieren von Opern hat ihm die Kirche dann aber irgendwann verboten, weil die Oper als sittenlos galt. Man war der Meinung, ein Priester habe in einem Opernhaus nichts verloren - er gehöre in die Kirche. 

Vivaldis Musik war in Venedig sehr beliebt. Gegen Ende seines Lebens war sie den Leuten vielleicht nicht mehr modern genug. Zumindest war Vivaldi nicht mehr so erfolgreich wie früher. Seine "Vier Jahreszeiten" aber gehören bis heute zu den ganz großen Klassik-Hits.


730