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Igel Markenzeichen: Stachelpelz

Der Igel ist eines der ältesten Säugetiere der Welt. Eigentlich wohnt das stachelige Wildtier im Wald, doch sind Igel auf Suche nach Nahrung in der Dämmerung oder nachts auch in unseren Gärten und Parks unterwegs. Wer einen Igel beobachten will, braucht etwas Glück: Er ist nämlich vor allem in der Dämmerung oder nachts unterwegs - und dann verschläft er auch noch den ganzen Winter!

Von: Anne Buchholz, Mischa Drautz und Simone Wichert

Stand: 10.01.2024

Ein Igel sitzt auf einem Waldboden. | Bild: BR

Tier des Jahres 2024

Die Deutsche Wildtierstiftung hat den Igel, genauer gesagt den Braunbrustigel, zum Tier des Jahres 2024 gekürt. Damit soll die Aufmerksamkeit auf das Stacheltier gelenkt werden. Durch unsere aufgeräumten Gärten und Landschaften, in denen es immer weniger Hecken, Gehölze und artenreiche Magerwiesen gibt, findet der Igel - vor allem auf dem Land - immer weniger passenden Lebensraum. In der Stadt gibt es oft mehr Igel. Auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands wird der Igel in der Kategorie "Vorwarnliste" geführt.

Igel sind Einzelgänger. Jeder Igel hat seinen eigenen kleinen Bereich und in dem bleibt er auch, vorausgesetzt, ihm reicht die Nahrung dort. Die sucht er meist nachts. Und dabei läuft er auch weite Strecken, auch auf der Suche nach Weibchen. Um die Jungen kümmert sich der Igelvater allerdings nicht: Igelmütter sind immer alleinerziehend.

Igels Markenzeichen: sein Stachelpelz

Schon wenige Tage nach der Geburt sind kleine Igel stachelig.

Ungeborene Igelbabys haben noch sehr wenig Stacheln: nur ungefähr hundert. Die Stacheln sind in die aufgequollene Haut eingebettet, schauen also über die Haut gar nicht hinaus. Das ist schon deshalb geschickt, weil die Stacheln so die Mutter im Mutterleib nicht verletzen. Nach der Geburt schrumpelt die Haut recht schnell und die Stacheln treten hervor. Schon nach zwei bis drei Tagen fallen diese ersten sehr weichen Stacheln den Igelbabys wieder aus.

Eine Igelmutter mit ihren Jungen.

Ersetzt werden sie durch eine zweite Generation Stacheln. Sie sind spitz, vergleichsweise kurz und halten immerhin rund zwei Wochen. Diese zweiten Stacheln sind also so ähnlich wie unsere Milchzähne. Erst dann wachsen die endgültigen Stacheln. Diese sind etwa zwei Zentimeter lang und werden immer mehr, je größer der Igel wird. Ein ausgewachsener Igel hat zwischen 6.000 und 8.000 Stück.

Igels Steckbrief

Lateinischer Name: Erinaceidae
Arten: Braunbrustigel und Weißbrustigel
Größe: 22 bis 40 Zentimeter
Gewicht: 350 Gramm (nach Winterschlaf) bis 1.500 Gramm (vor Winterschlaf)
Alter: drei bis sechs Jahre
Lebensraum: Europa, dort ursprünglich in Hecken und Gebüschen
Nahrung: vor allem Regenwürmer und Insekten, außerdem kleine Säugetiere, Reptilien, Früchte und Eier - und auf keinen Fall: Milch!
Fortpflanzung: Nach 35 Tagen Tragezeit bringt ein Igelweibchen zwei bis elf Igelbabys zur Welt.
natürliche Feinde: Adler, Eule, Dachs, Fuchs, Marder
Besonderheiten: Bei drohender Gefahr rollt sich der Igel zusammen und stellt seine Stacheln auf. Leider hilft es gegen seinen größten Feind - das Auto - nichts.
Bestand: Igel gehören nicht zu den bedrohten Arten. Doch allein in Deutschland werden jedes Jahr etwa eine halbe Million Igel im Straßenverkehr totgefahren. Durch das Bundesnaturschutzgesetz ist der Igel ganzjährig geschützt. Er darf nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. In Bayern steht der Igel seit 2017 auf der Vorwarnstufe der Roten Liste.

Spitzes Stachelkleid

Die Stacheln sind eigentlich Haare, die hart geworden sind. Sie sind schwarz-weiß und innen hohl. Das ist sehr praktisch, sonst wäre der Stachelpelz ja auch viel zu schwer für so einen kleinen Igel. Ausgewachsene Stacheln sind spitz wie Nadeln, doch für tierische Feinde und auch für uns Menschen sind sie noch aus einem anderen Grund unangenehm: Die größere Gefahr ist nämlich das, was zwischen den Stacheln herumläuft. Zwischen ihren Stacheln wohnen viele Zecken und Flöhe, weil sich Igel aufgrund ihres Stachelkleids nicht kratzen können. Die Stacheln wärmen übrigens auch nicht, deswegen haben Igel darunter noch eine Unterwolle.

Achtung! Gefahr!

Der Ohrenigel kann seinen Stachelpanzer über den ganzen Körper ziehen.

Bei Gefahr rollt sich der Igel zusammen: Er zieht seine Muskeln so nach unten hin zusammen, dass die Haut gespannt wird und die Stacheln sich aufstellen. Im Inneren dieser Kugel ist der Igel dann gut geschützt. Nur Steinadler oder Uhus haben so kräftige lange Krallen, dass sie einem fest eingerollten Igel etwas anhaben können. Die größte Gefahr für den Igel sind jedoch Autos, denn leider weiß kein Igel, dass es nichts nützt, sich vor heranfahrenden Autos zusammenzurollen.

Igels Speiseplan: Wurm und Schnecke

Das beste Winterquartier für Igel besteht aus einem Haufen aus Holz, Reisig und Laub in einer ruhigen Gartenecke.

Ein Igel ist gar nicht so wählerisch: Er hat einen breiten Speisezettel und frisst, was er draußen bei uns im Garten findet: Würmer, Insekten, Käferlarven und besonders gerne Weiches wie Schnecken und Regenwürmer. Igel sind sozusagen eine kleine Polizei im Garten, sie fressen, was im Überfluss da ist und bekämpfen so auch zu viel Ungeziefer.

Was tun, wenn du einen Igel findest ...?

Igel lieben Katzenfutter und es hilft ihnen, sich eine genügend dicke Fettschicht für den Winter anzufressen. Am besten das Katzenfutter mit Haferflocken und etwas Öl vermischen. Zwei Esslöffel pro Tag sind genug! Ins Haus holen sollte man nur Igel, die sehr leicht sind. Helfen sollte man auch Tieren, die im November oder Dezember bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes tagsüber draußen herumlaufen. Aber Vorsicht: Igel können sich vor allem zwischen ihren Stacheln nicht putzen und sind deshalb meist voller Flöhe und Milben. Sollen Igel im Haus gepflegt werden, muss man erst das Ungeziefer bekämpfen.

Igels Ruhepause: Der Winterschlaf

Nach dem Winterschlaf müssen Igel schnell auf Nahrungssuche gehen.

Eine innere Uhr sagt dem Igel, wann es Zeit für den Winterschlaf ist. Er schlüpft dann unter einen Reisighaufen, den er ein bisschen mit Blättern auspolstert. Viel Arbeit macht er sich damit nicht, Hauptsache, seine Höhle ist trocken und windgeschützt. Darin wird er ab Ende November drei bis vier Monate schlafen. Es kann auch sein, dass der Igel in dieser Zeit ab und zu aufwacht und nach Nahrung sucht. Wenn er sich im Herbst genügend Speck angefressen hat, braucht er das nicht.

Im Herbst: Eine Igelretterin erzählt

Die Kinder der Umwelt-AG der Emanuel-von-Seidel-Grundschule in Murnau haben vor einigen Wochen einen kleinen Igel im Pausenhof gefunden. Sie haben in "Emanuel" getauft und bei Igelretterin Simone in Pflege gegeben. Kein Wunder, dass die Igelretterin ihre "Heldin der Woche" ist.

Unsere Heldin der Woche: Igelretterin Simone

Im Frühling: Ein Igel wird ausgewildert

Wenn es im Frühling draußen wieder länger so um die zehn Grad warm ist, wacht der Igel aus seinem Winterschlaf auf. Dabei sind die Männchen übrigens ein paar Wochen früher dran als die Weibchen. Jetzt ist es auch an der Zeit, einen "Findling", den man über den Winter gepflegt hat, wieder auszuwildern. Da die Wildtiere ja vor allem in der Nacht aktiv sind, sollte man seinen Schützling am besten in der Abenddämmerung in die Freiheit entlassen. Wer mag kann "seinem" Igel einen Teller mit Katzenfutter in den Garten stellen, das ist auch jetzt im Frühjahr eine gute Unterstützung.

Im Frühling: Sprechstunde in der Igelstation


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