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Johann Strauß Der Walzerkönig

Mit seiner Musik versetzte Johann Strauß halb Europa in einen Rausch. Bis heute tanzt alle Welt seine Walzer - es sind die ersten Schlager der Musikgeschichte. Der Komponist selbst war kein Partylöwe: Angeblich konnte er zu seinen Melodien nicht einmal richtig tanzen!

Von: Sylvia Schreiber und Veronika Baum

Stand: 01.01.2019 | Archiv

Aus dem Leben des Walzerkönigs: Johann Strauß auf Kur

Eigentlich soll Johann Strauß Beamter werden: Dokumente stempeln, Urkunden ausstellen, eben Tag für Tag jede Menge Papierkram erledigen. So will es der Vater. Aber die Mutter freut sich über die musikalische Begabung ihres Sohnes und erlaubt ihm, Musik zu studieren. Geiger, Dirigent und Komponist wird er dann auch, dieser 1825 bei Wien geborene Johann Baptist Strauß. Mehr noch, er wird zum Walzerkönig ernannt. Denn keiner kann so geschickt und obendrein in Windeseile derart beschwingte Tänzchen im Dreivierteltakt komponieren. Das kann nur dieser Johann Strauß, der "Schani" - wie sie ihn alle nennen. 

Flucht ins Kurstädtchen Bad Ischl

Lebensdaten

Johann Baptist Strauß wurde am 25. Oktober 1825 in Wien geboren und starb dort am 3. Juni 1899. Zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Vater wird er auch als Johann Strauß Sohn bezeichnet.

Kein Wunder, dass ihn seine Beliebtheit auch ganz schön schlaucht und er nahezu jeden Sommer aus der staubigen, heißen Hauptstadt Wien flüchtet, um sich im zauberhaften Örtchen Ischl, einem kleinen Städtchen im Salzkammergut, zu erholen. In diesem österreichischen Kurort kauft sich Strauß bald schon ein vornehmes Haus. Und wenn er nicht gerade mit Komponieren von Tritsch-Tratsch-Polkas beschäftigt ist, besucht er das Kurhaus. In Handtücher gehüllt, barfuss und ziemlich erschöpft schlurft Johann Strauß dann ins Solebad. Das gar so leicht aussehende Dirigieren strengt ihn an: Jeden Abend die Arme nach oben halten und herumfuchteln, dabei in diesem lästigen Frack schwitzen wie ein Schwein - und das Ganze auch noch über Stunden ... 

Das Kurhaus von Bad Ischl um 1910. So schmuck schaut es auch heute noch aus.

In Bad Ischl geht es ihm richtig gut: Was für ein Genuss für die gebeutelten Nerven und gegen den Dauerstress in Wien! Dort heißt es immer: Verehrter Herr Strauß, heute eine Polka im Palast, bitteschön! Und am nächsten Tag: Na, Schani, kannst nicht einen Walzer im Theater dirigieren oder zwei oder drei oder gar vier? Sicher kann er. Und für übermorgen soll er auch noch hurtig einen Marsch für die Feuerwehr komponieren. Meine Güte, das hält doch kein Ochs aus! Was helfen ihm gegen die Erschöpfung die ganzen kostbaren Belohnungen von Kaiser Franz Joseph? Ein Orden "Erster Klasse" oder eine Schüssel aus purem Gold? Gar nichts.

Nächtlicher Schaffensrausch

Johann Strauß komponiert immer nachts und nur im Stehen. Abquälen muss er sich nicht, nein, die Noten sprudeln aus ihm heraus. Ist kein Papier zur Hand, schreibt er auf Hemdsärmel, ein Tischtuch oder das Bettlaken. Kaum ist er richtig in Fahrt gekommen beim Komponieren, dämmert auch schon wieder der Morgen.

Oft noch im Frackhemd und in den feinen Beinkleidern schlüpft Strauß ins Bett, schläft ein paar Stunden, geht danach spazieren, diskutiert mit Freunden, speist zu Abend, dirigiert, musiziert und komponiert wieder. Zum Beispiel den berühmten Donauwalzer ("An der schönen blauen Donau") oder den Kaiserwalzer oder den Lagunenwalzer. So sieht ein Tag in Wien aus. 

Ein Partylöwe? Eher ein Miesepeter!

Das Johann- Strauß-Denkmal in Wien war zeigt einen glänzend gelaunten Komponisten.

Was für ein Glück, dass im Kurort Bad Ischl die Uhren viel langsamer ticken. Hier kann er träumen: von Fledermäusen, von einem Champagnerbad, von Nusskipferln im Cafe Zauner, von einem Spaziergang an der Promenade, vom Kartenspielen mit seinem Freund Johannes Brahms.

Bis zu seinem Lebensende im Jahr 1899 entflieht Strauß nahezu jeden Sommer dem turbulenten Leben in Wien - denn auch wenn seine Musik fröhlich klingt und gute Laune verbreitet, Johann Strauß war kein Partylöwe. Im Gegenteil, eher ein Miesepeter.

Am liebsten verkroch er sich mit ein paar guten Freunden zum Kartenspielen in ein verrauchtes Cafe, anstatt an Hofgesellschaften teilzunehmen. Angeblich konnte er zu den Melodien, die er komponierte, nicht einmal richtig tanzen!


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