Naturstoffe und Kunststoffe Kleidung aus seltsamen Stoffen
Baumwolle oder Kunstfaser, Leinen oder Wolle: Kleidung kann aus verschiedenen Stoffen hergestellt sein. Sie alle haben unterschiedliche Eigenschaften. T-Shirts oder Hemden tragen sich angenehm an heißen Tagen, Kunstfaser eignet sich gut für Sportkleidung, Leinen kühlt und Wolle wärmt. Es gibt aber auch Kleidungsstücke, die sind aus ungewöhnlichen Stoffen gemacht. Hier stellen wir dir einige vor.
Umhänge und Kappen aus Baumpilzen
Im bayerischen Wald gab es früher Regenumhänge und Kappen aus einem Baumpilz: dem Zunderschwamm. Der Zunderschwamm wächst auf alten Buchen und sieht aus wie ein kleines Vordach, das sich der Baum hat wachsen lassen.
Der Pilz besteht aus mehreren Schichten: Oben ist eine harte Haut und darunter befindet sich eine weiche Schicht, die sich herauslösen lässt. Daraus kann man weiche Lappen machen, die aussehen wie Wildleder und sehr weich und wasserabweisend sind. Heutzutage werden solche Regenumhänge nicht mehr verwendet, aber die Baumpilzlappen werden trotzdem noch zu Kleidungsstücken und Taschen verarbeitet. Allerdings mehr als Modegag unter dem Namen "veganes Leder" - der letzte Schrei in Modeboutiquen in Berlin. Christine Schopf, Rangerin im Nationalpark Bayerischer Wald, hat eine solche Pilzkappe im großen Bild oben in der Hand. Die setzt sie allerdings nicht auf, sondern zeigt sie nur den Besuchern des Nationalparks.
Hochzeitskleid aus Fallschirmseide
Im Textil- und Industriemuseum in Augsburg, dem TIM, wird ein besonderes Hochzeitskleid aus der Nachkriegszeit ausgestellt. Damals waren Stoffe knapp, deswegen wurde Fallschirmseide gerne zu Kleidern verarbeitet. Fallschirme wurden ja nach dem Krieg nicht mehr gebraucht. Fallschirmseide ist sehr robust, sie besteht aus Nylon und ist normalerweise weiß: ideal für Hochzeits- oder Kommunionkleider. Der Nachteil: Fallschirmseide ist extrem kratzig und dicht, das heißt, die Trägerin schwitzt furchtbar, wenn sie ein Kleid aus diesem Stoff anhat.
Einmalkleid aus Papier
Weniger schwitzig sind die Papierkleider, die das Museum im Archiv hat: Sie müssen erst restauriert werden, bevor sie in die Ausstellung kommen. Papierkleider waren in den 1960-er Jahren modern, auch wenn sie normalerweise nur einmal getragen werden konnten. Danach waren sie meistens kaputt. Damals waren Einwegprodukte wie Plastikteller oder Pappbecher voll im Trend, das Einweg-Papier-Kleid war also angesagt.
Auf dem Bild ist ein besonderes Papierkleid zu sehen: Eine amerikanische Tageszeitung ist auf die Idee gekommen, Papierkleider als Werbung zu verwenden. Sie druckten die Collage einer Ausgabe dieser Tageszeitung auf Spezialpapier, das etwas weicher war als Zeitungspapier und mit Kunstfasern verstärkt. Empfindlich war das Kleid trotzdem. Tanzen zum Beispiel konnte die Trägerin des Kleides nicht: Sie hätte befürchten zu müssen, plötzlich mit einem zerrissenen Kleid dazustehen.