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Pfeifender Alpenbewohner Murmeltier - Leben im Clan

"Schlafen wie ein Murmeltier!" Das sagt man, wenn jemand ganz tief und auch lange schläft. Eben wie ein Murmeltier! Hier verraten wir noch mehr über diesen Alpenbewohner.

Von: Geli Schmaus

Stand: 10.10.2022

Murmeltier im Gebirge. | Bild: colourbox.com

Die Alpenmurmeltiere

Weltweit gibt es etwa 15 Murmeltierarten. Sie unterscheiden sich zum Beispiel im Sozialverhalten: Manche sind Einzelgänger, wieder andere leben in richtigen Großfamilien zusammen. Das Alpenmurmeltier beispielsweise, um das es hier geht, lebt in großen Gruppen von ungefähr zwanzig Tieren. Die Murmeltiere, die in den USA und Kanada daheim sind, sind übrigens sehr nah verwandt mit den europäischen Arten, sehen auch ähnlich aus und haben eine ganz ähnliche Lebensweisem, gelten jedoch als eine andere Art.

Im Sommer fressen, im Winter schlafen

Die niedlichen Nagetiere schlafen tatsächlich bis zu sieben Monate im Jahr! Das muss aber gut vorbereitet sein: In den Monaten vor ihrer Winterruhe fressen Murmeltiere, was das Zeug hält: fetthaltige Samen, Gräser und Pflanzenwurzeln. Die Murmeltiere gehören zur Familie der Hörnchen: Sie sind tagaktive Tiere und im Sommer oft auf Futtersuche, bis es dunkel wird.

Ihre Nächte sind kurz: Manchmal schlafen sie im Sommer nur fünf oder sechs Stunden, denn sie müssen sich tagsüber quasi die ganze Energie für den langen tiefen Winterschlaf anfuttern. Ihr dichtes Winterfell und ihre Fettschicht schützen sie vor Winterkälte. Sie schrauben ihre Körpertemperatur extrem herunter und verlieren so trotz der Kälte wenig Körperwärme. Zudem schützt die Erde, in der sie überwintern, sie davor, allzusehr zu frieren.

Über ein halbes Jahr nicht Pipi machen - geht das?

Zum einen geht das, weil es im Winter in den Hochalpen, in denen die Murmeltiere leben, kein flüssiges Wasser gibt; alles ist gefroren. Außerdem haben die Tiere einen besonderen Instinkt: Wenn sie spüren, dass der Winter naht, fressen sie immer weniger und entleeren ihren Darm immer öfter, so dass der dann ganz leer ist und auch in Ruhe "schlafen" kann.

Leben im Clan – Murmeltiere sind Familienfans

Um die Sommermonate zu überleben, müssen die Nager schnell wachsen, damit sie im Herbst groß und kräftig sind und gut über den Winter kommen. Binnen eines Sommers ist also aus einem winzigen Murmeltierbaby ein ansehnliches Tierchen geworden.

Eine Murmeltierfamilie.

Die Tiere wiegen zwischen zwei und drei Kilogramm, sind sehr gesellig und leben in großen Familienclans mit bis zu zwanzig Tieren zusammen. Viele Murmeltiere begrüßen sich, indem sie die Nasen aneinander reiben und mit ihren Köpfen nah zueinander gehen.

Ihre Bauten graben sie über viele Jahre. Das sind nicht einfach nur Höhlen, sondern wirklich ausgetüftelte Gangsysteme mit mehreren Ein- und Ausgängen. Murmeltiere bauen solche Gangsysteme über Jahrzehnte hinweg aus, sie erweitern sie immer wieder.

Pfeifen als Warnsignal

Nur wenige Menschen haben Murmeltiere aus nächster Nähe gesehen, es sind scheue Tiere. Sie sind auch gut organisiert: In den bis zu zwanzig Tiere großen Gruppen, in denen sie leben, hat immer ein Tier die Rolle eines "Wächters". Diese Wächter können sich nicht dem Futtern widmen, sondern sie müssen schauen, ob sich am Himmel ein Adler zeigt oder ob sich ein Mensch nähert. Sehen sie also einen dieser Feinde, pfeift das Wächtertier und alle Murmeltiere huschen schnell in ihre Höhlen.

Über der Baumgrenze

Das typische Pfeifen der Murmeltiere hört man nicht in der flachen Ebene, denn die Tiere leben oberhalb der Baumgrenze. Diese Baumgrenze ist keine scharfe Linie, sondern eine Art Fleckenteppich mit verschiedenem Bewuchs. Dort in der sogenannten "Mattenregion" gibt es genau die Nahrung, die Murmeltiere mögen und brauchen.

Schon gewusst? Das Murmeltier als Nutztier

Früher wurden Murmeltiere von Bergvölkern viel gejagt, da ihrem Fett heilende Wirkung zugesprochen wurde. Und tatsächlich: Aus dem Fett der Murmeltiere kann man Medizin gewinnen, denn es enthält natürliches Cortison. Das hilft gegen einige Arten von Schmerzen und diverse Entzündungen.

Für viele unvorstellbar, aber in manchen Gegenden von Österreich und der Schweiz gilt Murmeltierfleisch als Delikatesse – es ist jedoch nicht gebräuchlich, es zu essen: Zum Glück ist es viel zu aufwändig, das Fleisch herzurichten, denn es riecht sehr stark. Das Fett zum Beispiel ist ungenießbar.

Die Legende vom Murmeltier

Groundhog Day - Murmeltiertag: Murmeltier "Punxsutawney Phil" hat am 02.02.2022 für Pennsylvania/USA weitere sechs Wochen Schnee vorhergesagt!

Einige Menschen glauben, dass man am Auftauchen des ersten Murmeltiers im Jahr erkennen kann, wie lange der Winter noch dauert. Dieser Tag wird in einigen Staaten in den USA und Kanada am 2. Februar gefeiert. Dann ist Groundhog Day, Murmeltiertag. Die Bergmurmeltiere werden aus ihrem Bau gelockt und wenn sie ihren Schatten sehen, wenn also die Sonne scheint, dauert der Winter noch sechs Wochen - angeblich. Natürlich können die Murmeltiere nicht wissen, wann der Winter vorbei ist! Dass sie im Frühjahr aufwachen wie auch dass sie im Herbst in den Winterschlaf gehen, hat nur wenig mit dem Wetter und mit der aktuellen Temperatur zu tun.

Die Tiere haben jedoch eine Art eingebaute Uhr. Sie messen die Tageslänge über ihre Zirbeldrüse. Wie wir haben sie ein so genanntes "Scheitelauge", auch "drittes Auge" genannt, unter der Schädeldecke. Dieses "Auge" sieht kein Bild, sondern es misst direkt die Helligkeit. Auch wenn dieses dritte Auge bei Mensch und Tier völlig zurückgebildet ist - Licht geht immer noch durch die Schädeldecke hindurch. Wenn die Tage deutlich kürzer werden, bekommen die Murmeltiere einen hormonellen Impuls, und bereiten sich intuitiv auf die Winterruhe vor. Im Frühjahr spüren die Tiere ebenso, dass ihr Schlaf zu Ende geht - das hat aber mit mehr Licht und nichts mit der aktuellen Wetterlage zu tun. Das Wetter vorhersagen können sie keinesfalls!

Anna und die wilden Tiere: Wo pfeift das Murmeltier?

Tierreporterin Anna ist zum Großglockner in Österreich gereist. Sie besucht Herbert, den Mankeiwirt. "Mankei" wird das Murmeltier in Österreich und Bayern genannt. Herbert rettet seit vielen Jahren verwaiste Jungtiere und zieht sie auf. Als er Anna begrüßt, ist er nicht allein: Auf seiner Schulter thront Moritz, ein zwei Jahre altes Murmeltier und in seiner Jacke hat sich die schüchterne Meri verkrochen.


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