54

Ritter Tapfere Kämpfer des Mittelalters

Ritter gibt's heute höchstens noch bei Turnieren wie dem in Kaltenberg. Aber keine echten. Hier stellen wir dir die Zeit der Ritter vor. Wer war wohl der erste Ritter?

Von: Börni Schulz und Simone Wichert

Stand: 25.11.2022

Beim Kalternberger Ritterturnier. | Bild: BR/Markus Konvalin

Aus dem "Nibelungenlied":

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von freuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nû wunder hœren sagen.


Uns wird in alten Sagen von Wundern viel erzählt,
von hoch gerühmten Helden, von großer Kampfesmüh,
von Freuden, Festen, von Weinen und von Klagen.
Von Kämpfen kühner Helden könnt hören ihr nun Wunderbares.

So beginnt das Nibelungenlied, eine der berühmtesten Rittererzählungen überhaupt. Es handelt vom edlen Ritter Siegfried, der hinterrücks ermordet wird und dessen Witwe Kriemhild daraufhin blutige Rache nimmt. Geschrieben wurde das Nibelungenlied im Hochmittelalter, also ungefähr im Jahr 1200 nach Christus. Die Geschichte, die erzählt wird, geht aber weit zurück bis in die Zeit, als das Mittelalter erst begann.

Mit Schwertern tragen Ritter des Templer-Ordens und der Welfschen Ministerialien einen Schaukampf im Rahmen von Ritterspielen in Hannover gegeneinander aus.  | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Ritter Wozu brauchen Ritter ein Wappen?

Neben seiner Waffe trug ein Ritter bei einem Turnier meist auch einen Schild. Darauf waren bunte Bilder gemalt: das Wappen des Ritters. Mit den bunten Bildern verrieten die Ritter einiges über sich - eine Art Visitenkarte. [mehr]

Vor etwa 1.600 Jahren kam die Welt, die bis dahin von Rom beherrscht worden war, ordentlich in Bewegung. Man spricht von der Völkerwanderung, weil ganze Stämme aufbrachen und sich eine neue Heimat suchten. Es bildeten sich neue Reiche, zum Beispiel das der Burgunder. Die Herrscher in diesen neuen Reichen waren meistens germanische Stammesfürsten, die versuchten, ihre Macht zu sichern. Also sammelten sie - ganz in germanischer Tradition - alle freien und bewaffneten Männer ihres Stammes und versprachen ihnen als Gegenleistung für Kriegsdienste ein Stück Land, auf dem sie ihr festes Haus errichten und von dessen Ertrag und Ernte sie leben konnten. Dieses Stück Land war sehr wichtig, denn es gab den Kriegern eine Heimat und ein festes Einkommen. Man nannte dies ein Lehen. Ein Ritter war also einerseits ein freier Mann, der sich aussuchen konnte, wann er gegen wen kämpfen wollte. Andererseits aber war er durch die Annahme eines Lehens seinem Fürsten verpflichtet.

Der erste Ritter

Wer nun der allererste Ritter war, ist schwer zu sagen. Vielleicht Siegfried aus dem Nibelungenlied? In ihm treffen sich die wichtigsten Voraussetzungen eines Ritters: Er ist von edler Geburt, er ist stark, mutig und er folgt aus freien Stücken Gunther, dem König der Burgunder. Aber Siegfried ist nur eine Gestalt in einer Erzählung. Ihn hat es niemals gegeben.

Ende des Mittelalters - Ende der Ritterzeit

Die Macht der Ritter wurde durch die Verwendung von Feuerwaffen stark geschwächt. Etwa seit dem Jahr 1320 nach Christus wurde das Schießpulver in der Kriegsführung immer wichtiger. Es war nun möglich, einen schwer gepanzerten Ritter mit einem einzigen Schuss vom Pferd zu befördern. Die zuvor unwiderstehliche Kraft eines Ritterheeres verpuffte sozusagen im Pulverdampf. Dies allein beendete aber nicht das Mittelalter.

Im Mittelalter war die Welt für die Menschen eigentlich sehr einfach. Es gab zwei Mächte: Den Kaiser, er war der Oberste der Fürsten und alle christlichen Könige Europas waren ihm als Lehensmänner verpflichtet. Sie waren sozusagen seine Ritter. – Und dann gab es den Papst in Rom. Er war der einzige, der in religiösen Dingen entscheiden durfte, und alle Mönche und Priester waren ihm unterstellt. Kaiser und Papst teilten sich die Macht und das waren die Fundamente, auf denen das Mittelalter ruhte.

Als sich ein Mönch namens Martin Luther 1517 öffentlich gegen die Zustände in der katholischen Kirche auflehnte, brachte er damit das mittelalterliche Weltbild zum Einsturz. Denn mit seiner Kritik am Papst sprach er sehr vielen Menschen aus der Seele. Unter diesen Menschen waren bald auch einige Fürsten, obwohl das dem Kaiser gar nicht gefiel, und damit war die mittelalterliche Welt, mit Kaiser und Papst an der Spitze, zerbrochen.


54