22

Wahlen in den USA Wie wird der Präsident der USA gewählt?

Im Novemer 2024 finden in den Vereinigten Staaten von Amerika wieder Prädistentschaftswahlen statt. Es gibt zwei Kandidaten: Hamala Harris von den Demokraten, die als erste Frau US-Präsidentin werden will, und Donald Trump von den Republikanern, der schon einmal von 2017 bis 2021 US-Präsident war. Wie funktioniert das amerikanische Wahlsystem? Welche Aufgabe haben die Wahlleute?

Von: Tina Gentner und Veronika Baum

Stand: 05.11.2024

Karte USA | Bild: BR

Harris oder Trump?

Auch wenn alle auf den großen Wahltag hinfiebern. Bei der Wahl am 5. November 2024 wird weder die Demokratin Kamala Harris noch der Republikaner Donald Trump zum US-Präsidenten bzw. zur US-Präsidentin gewählt werden. Auch ist es am Ende egal, wer die tatsächliche Mehrheit der Stimmen bekommt. Das liegt am amerikanischen Wahlsystem. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird indirekt gewählt, indem die Wahlberechtigten ihre Stimme in den Bundesstaaten für die dortigen Wahlleute abgeben.

Eine Wahl auf Umwegen

Die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen aus 50 Bundesstaaten. Bei den Wahlen Anfang November wird lediglich in jedem US-Bundesstaat bestimmt, welche Partei ihre Wahlleute in das "Kollegium der Wahlmänner" entsenden darf. Erst diese Wahlmänner, die natürlich auch "Wahlfrauen" sein dürfen, stimmen am 17. Dezember 2024 darüber ab, wer der nächste US-Präsident wird. Damit unterscheidet sich die Präsidentenwahl in den USA sehr stark von den Wahlen, die wir hier in Deutschland haben. Das hat vor allen Dingen einen Grund: Die Gesetze, die vorschreiben, wie die US-Wahl auszusehen hat, sind schon über 200 Jahre alt. Und damals sah es in den USA noch ganz schön anders aus.

USA im 18. Jahrhundert

Als die Wahlgesetze 1789 gemacht wurden, gab es weder die Eisenbahn, noch Autos oder Telefon. Die Menschen reisten mit Pferdekutschen durch das Land und die Post musste ebenfalls per Pferdekurier versandt werden. Die USA sind ein riesiges Land und die Entfernungen von Stadt zu Stadt sind enorm. Um von der Ostküste an die Westküste zu gelangen, brauchte man damals Monate mit dem Pferd.

Warum wird immer am Dienstag gewählt?

Der Präsident der USA wird alle vier Jahre gewählt und zwar immer am Dienstag nach dem ersten Montag im November. Der Monat November wurde für die Wahl ausgesucht, weil er vor allem den Bauern gut passte. Und als das Gesetz gemacht wurde, waren die allermeisten Amerikaner Bauern - oder Farmer - wie man dort sagt. Die Ernte war dann eingeholt und die Bauern hatten genügend Zeit, um wählen zu gehen. Außerdem liegt Anfang November in den meisten Staaten der USA noch kein Schnee, so dass die Leute die Reise zum Wahllokal zu Fuß oder mit ihren Pferdekutschen bewältigen konnten.

Wahltag war nie Gerichtstag

Im 18. und 19. Jahrhundert fanden am ersten Tag eines Monats immer die Prozesse bei Gericht statt. Damit Richter, Angeklagte, Anwälte und Zeugen auch zur Wahl gehen konnten, hat man sich diesen komplizierten Wahltermin überlegt, da er nie auf den Monatsersten fallen wird.

Weite Anreise zur Wahl

Der Dienstag war außerdem sehr praktisch als Wahltag, weil so die Menschen, die weit entfernt vom Wahllokal wohnten, genügend Zeit für die Anreise hatten: Der Sonntag galt nämlich damals als Ruhetag, an dem man nicht reisen sollte und so fuhren die Leute erst am Montag los. Also hatten alle Menschen mindestens einen ganzen Tag, um zum Wahllokal zu gelangen.

USA – Großes Land

Die USA sind ein riesiges Land: fast 27 mal so groß wie Deutschland. Und deshalb hat man sich vor über 200 Jahren allerhand sonderbare Gesetze einfallen lassen, um trotzdem eine gemeinsame Präsidentenwahl hinzukriegen. Dass manche dieser Gesetze veraltet sind, finden auch viele Amerikaner, aber es ist dennoch nicht einfach, sie zu verändern: Die Gesetze gehören zur sogenannten Verfassung der USA, in der die wichtigsten Grundsätze des Landes aufgeschrieben wurden. Wer diese Grundsätze verändern will, braucht eine große Mehrheit von Stimmen. Diese Mehrheit hatte bisher keine Partei und so konnte auch keines dieser Gesetze geändert werden.

Wahlleute– Wieso gibt es die?

"Count every vote". Das heißt: "Jede Stimme zählt" und ist in einer Demokratie wichtig.

Die Amerikaner geben bei der Präsidentschaftswahl ihre Stimme nicht direkt dem Präsidenten, sondern sogenannten Wahlleuten. Diese Wahlleute geben vor der Wahl bekannt, für welchen Kandidaten sie stimmen werden. Dementsprechend suchen sich die Wähler ihren Wahlmann oder ihre Wahlfrau aus. Meistens stimmen die Wahlleute dann auch für den Kandidaten, zu dem sie sich bekannt haben. Wirklich dazu gezwungen sind sie allerdings nicht.

Die Idee der Wahlleute ist in der Zeit des "Wilden Westens" entstanden: Damals im 18. Jahrhundert gab es weder Radio oder Fernsehen und nur selten eine Zeitung - die meisten Wählerinnen und Wähler hatten also von den Präsidentschaftskandidaten noch nie gehört oder gelesen. Woher sollte also ein Bauer oder eine Bäuerin in Kalifornien wissen, wie gut ein Kandidat aus Washington, was Tausende Kilometer entfernt ist, wirklich ist?

Da kam den Gesetzesmachern die Idee mit den Wahlleuten: Erst der Wahlmann oder die Wahlfrau muss die Kandidaten in irgendeiner Weise kennen. Gleichzeitig müssen die Wahlleute aber auch bei den Wählern in ihrem Staat bekannt sein. Die Politiker hofften, die Menschen würden "ihren" Wahlleute vertrauen, den "besseren" Kandidaten zu wählen.

Der Sieger bekommt alles

Jeder US-Bundesstaat bildet ein eigenes Wahlgebiet. Abhängig von der Zahl der Einwohner erhält ein Bundesstaat auch eine bestimmte Anzahl von Wahlleuten. Insgesamt sind es 538 Wahlmänner. In jedem Bundesstaat wird nach der Wahl gezählt, wie viele Stimmen die einzelnen Kandidaten bekommen haben. Dabei gilt in fast allen Bundesstaaten: Wer die Mehrheit der Stimmen bekommt, erhält auch die Stimmen aller Wahlleute. Bei der Wahl 2024 gehen also entweder alle Stimmen eines Bundesstaates an Kamala Harris oder an Donald Trump.

Im Jahr 2016 hat das amerikanische Wahlsystem Donald Trump zum Sieg verholfen.

Dieses Prinzip, dass dem Sieger einfach alle Stimmen zugeschlagen werden ("The Winner Takes It All"-Prinzip oder "General Ticket"), hat schon zu seltsamen Situationen geführt. Im Jahr 2016 erhielt die erste weibliche US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton fast drei Millionen mehr Stimmen, aber nur 227 Wahlleute. Die Mehrheit der Amerikaner wollte also eigentlich Clinton statt Trump zur Präsidentin haben. Donald Trump hatte 2016 aber 304 Wahlleute zugeteilt bekommen. Auch im Jahr 2000 bekam der Demokrat Al Gore zwar genau 543.895 mehr Stimmen als der Republikaner George W. Bush: Die Wahl gewann aber George W. Bush, der nach der "Siegerregel" die Mehrheit der Wahlmännerstimmen - nämlich exakt 271 - auf sich vereinigen konnte.

Amtseinführung erst im nächsten Jahr

Die neue US-Präsidentin oder der neue US-Präsident werden übrigens erst im nächsten Jahr offiziell in sein Amt eingeführt: Am 20. Januar 2025 legen die gewählten Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Präsident und des Vizepräsidenten den Amtseid vor dem Kapitol in Washington ab. Zwei Wochen zuvor wird das Wahlergebnis im Kongress offiziell festgestellt und bestätigt. Im Jahr 2021 hatte Donald Trump seine Wahlniederlage nie offiziell anerkannt. Am Tag, an dem das Wahlergebnis im Kapitol bestätigt werden sollte, am 6. Januar 2021 überrannten viele seiner Fans die Sicherheitsabsperrungen und stürmten das Parlamentsgebäude.

Die Checker-Webshow: US-Wahl - Wie wird in Amerika gewählt?

In den USA finden am 5. November 2024 die Präsidentschaftswahlen statt. Checker Tobi möchte herausfinden, wie in Amerika gewählt wird. Außerdem spricht er mit dem Journalisten Ingo Zamperoni darüber, welche Auswirkungen diese Wahl auf Deutschland hat.

Die Checker-Webshow in der ARD-Mediathek

Mehr aus der Checker-Welt und viele spannende Reportagen mit unseren Checkern Marina, Tobi, Julian und Can findest du im Bereich "Kinder und Familie" in der ARD-Mediathek (www.ard-mediathek.de).


22