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Weinbergschnecke und Co. Verlieren Schnecken mal ihr Haus?

Weinbergschnecken gehören zur Gruppe der "Weichtiere". Sie leben überall in Europa und tragen auf ihrem Kriechfuß ihr Haus ständig mit sich herum: Dieses Gehäuse kann dunkelbraun bis hellbraun gefärbt und bis zu fünf Zentimeter groß sein. Die meisten der spiralförmigen Schneckenhäuser sind dabei rechtsherum gedreht. Gibt es auch Ausnahmen? Wozu braucht die Schnecke eigentlich ihr Haus? Kann sie es auch mal verlieren?

Von: Olga-Louise Dommel und Veronika Baum

Stand: 23.05.2022

Eine Schnirkelschnecke (Helicidae) kriecht über eine Fensterscheibe und ist dabei von unten zu sehen. | Bild: picture-alliance/dpa

Von Anfang an dabei: Das Schneckenhaus

Ein Gelege mit Mini-Weinbergschnecken. Die Schale ist noch ganz zart und durchsichtig - wie aus Glas!

Schnecken haben schon ein Haus, wenn sie aus dem Ei schlüpfen. Am Anfang ist es noch ganz klein und weich. Während die Schnecke wächst und größer wird, wächst das Haus mit und wird immer härter - bis die Schnecke ausgewachsen und das Haus hart und fest ist. Jeder Streifen im Schneckenhaus ist so eine dazugebaute Erweiterung. Das Schneckenhaus - oder Gehäuse - besteht aus Kalk. Um ihr Haus zu vergrößern, scheidet die Schnecke aus kleinen Drüsen eine Flüssigkeit aus, die an der Luft hart wird. Auch kleine Risse im Haus kann die Schnecke selber reparieren. Über ihre Nahrung, zum Beispiel Salat, und über den Erdboden nehmen Schnecken Calcium auf. Das verwandeln sie im Körper in Kalk und dichten damit ihr Gehäuse von innen ab.

Kann die Schnecke ihr Haus verlieren?

Nein. Eine Schnecke kann nicht obdachlos werden und ihr Haus verlieren. Das Schneckenhaus ist fest mit dem Körper verwachsen. Ein Glück, denn das Haus hat mehrere Aufgaben: Zum einen ist es ein Versteck, in das sich die Schnecke vor Fressfeinden - wie Igeln, Wildschweinen oder Krähen - zurückziehen kann. Außerdem nutzt sie es zum Überwintern und um in Trockenzeiten nicht zu vertrocknen. Dafür bildet sie über der Öffnung ein dünnes, luftdurchlässiges Häutchen aus Kalk und hält einen "Trockenschlaf", der dem Winterschlaf bzw. der Kältestarre der Tiere im Winter ähnelt. Im Schneckenhaus sind auch die wichtigsten Organe der Schnecke verborgen: Herz, Lunge, Nieren und Magen sind hier besonders geschützt. Wenn man ein leeres Schneckenhaus findet, ist die Schnecke also nicht ausgezogen, sondern leider gefressen worden oder gestorben.

Spiralform - mal rechts-, mal linksherum

Wer genau hinschaut, entdeckt, dass die meisten Häuser von Weinbergschnecken rechtsherum, also im Uhrzeigersinn gedreht sind. Nur eine von zehntausend Schnecken hat ein linksherum gewundenes Haus. Solch ein besonderes Tier nennt man Schneckenkönig.

Schleimiger Kriechfuß

Wie kriecht eine Weinbergschnecke über die scharfe Kante einer Glasscheibe ohne sich zu verletzen? Tierreporterin Pia findet es heraus!

Steckbrief der Weinbergschnecke

Lateinischer Name: Helix pomatia
Familie: Schnirkelschnecke
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Größe: bis zu zehn Zentimeter
Gewicht: bis zu 30 Gramm (davon wiegt das Schneckenhaus ungefähr 5 Gramm)
Alter: Weinbergschnecken können bis zu 30 Jahre alt werden
Verwandte: Gefleckte Weinbergschnecke (Mittelmeergebiet)
Lebensraum: Hecken, Gebüsche, Gärten, Laubwälder und Berghänge
Nahrung: weiche und welke Pflanzenteile und Algen, die mit Hilfe einer Raspelzunge (Radula) aus 40 000 Zähnchen zerkleinert werden
Feinde: Füchse, Kröten, Frösche, Igel, Dachse, Wildschweine, Krähen
Aussehen: Auf dem hellgrauen Kriechfuß trägt die Schnecke ihr Gehäuse. Am Ende des Kopfes befinden sich die Fühler: zwei lange Fühler, auf denen die Augen als dunkle Punkte zu erkennen sind. Die zwei kurzen Fühler dienen zum Tasten und Schmecken.
Besonderheiten: Schnecken sind Zwitter: Das heißt jedes Tier hat männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Sie brauchen aber für die Befruchtung einen Partner. Die Eier werden in einem Gelege aus ungefähr 30 bis 60 erbsengroßen Eier in einer Erdhöhle abgelegt. Nach ungefähr drei Wochen schlüpfen die kleinen Schnecken.


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