Weitsichtige Augen Weitsichtigkeit - Was ist das eigentlich?
Das sieht oft schon etwas seltsam aus: Da will jemand etwas ganz genau lesen. Und anstatt das Buch oder das Smartphone direkt vor die Nase zu halten, streckt er - oder sie - den Arm weit aus und hält es weg von sich. Denn diese Person ist weitsichtig. Klingt irgendwie unlogisch. Was ist das eigientlich, diese Weitsichtigkeit?
Weitsichtige - die mit dem Adlerblick
Weitsichtige können in der Ferne richtig scharf sehen, also zum Beispiel Straßenschilder lesen. Wollen sie aber einen Text in der Nähe erkennen - ein Buch lesen etwa - dann verschwimmen die Buchstaben vor ihren Augen.
Doch grundsätzlich kann gar nicht jeder weitsichtige Mensch alles in der Nähe schlecht erkennen. Denn weitsichtig zu sein, bedeutet erstmal etwas Gutes. Es ist fast wie bei einem Adler: Adler können bis zu 1.000 Meter weit scharf sehen - also ihre Beute aus der Luft in fast einem Kilometer Entfernung richtig gut erkennen. Im Vergleich dazu können selbst weitsichtige Menschen aber nur 50 Meter weit sehen. Dieses Problem mit dem Hände-weit-weg-strecken hat man aber meist erst ab 40 oder 50 Jahren. Und dann braucht man zusätzlich eine Brille.
Dabei kommen wir alle als kleine Adler zur Welt: Wenige Monate nach der Geburt sind wir alle weitsichtig. Bis zum Grundschulalter, wenn sich das Auge etwas verwächst, gibt sich das aber meistens. Nur wer danach merkt, dass Lesen anstrengend für die Augen ist - die Augen werden trocken und man bekommt leicht Kopfschmerzen - sollte zum Augenarzt gehen. Dann gibt es eine schicke Brille, die man mit etwa zehn oder zwölf Jahren wieder ablegen kann, weil sich das Auge reguliert hat. Dafür macht mit Brille Lesen und Lernen auch wieder Spaß und ist nicht so anstrengend wie ohne.
Was im Inneren des Auges beim Sehen passiert
Damit wir zum Beispiel eine Vase sehen können, nimmt das Auge die Lichtstrahlen, in denen diese Vase steht, auf. Sie kommen durch die schwarze Pupille ins Augeninnere und treffen dort auf der hinteren Haut des Auges auf. Diese Haut heißt Netzhaut.
Dabei entsteht ein Bild auf der Netzhaut. Es steht aber erstmal auf dem Kopf und ist auch noch seitenverkehrt. Erst im Gehirn wird das Bild richtig zusammengesetzt.
Weitsichtig: Die auf die Netzhaut auftreffenden Strahlen ergeben ein unscharfes Bild, erst hinter der Netzhaut würde der Punkt scharf abgebildet.
Damit das Bild auf der Netzhaut scharf entsteht, muss schon vorne in der Linse, die vor der Pupille sitzt, alles richtig laufen. Winzige Muskeln im Auge sorgen dafür, dass sich die Linse krümmt; damit werden die Lichtstrahlen an genau die richtige Stelle auf der Netzhaut gelenkt. Bei der Weitsichtigkeit klappt das nicht so richtig - und die Vase wäre eigentlich erst ein Stück hinter der Netzhaut richtig scharf. Auf der Netzhaut selbst erscheint sie damit unscharf.
Gebündelte Lichtstrahlen
Die Brille hilft der Linse eines weitsichtigen Auges, die Strahlen mehr zu bündeln, so dass dann der Punkt bereits auf der Netzhaut scharf wird.
Weil das Licht von der Linse eingefangen und für das Auge verkleinert wird, spricht man dabei auch von "Bündeln". Und weil es der Linse für weiter Entferntes grundsätzlich leichter fällt, Licht zu bündeln, trifft dieses weiter entfernte Licht an der richtigen Stelle der Netzhaut auf – der Mensch ist damit weitsichtig. Ein anderer Grund für die Weitsichtigkeit kann sein, dass der Augapfel eines Menschen etwas zu kurz ist.
Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit werden übrigens gerne verwechselt, dabei ist es eigentlich ganz einfach: Kurzsichtig ist man, wenn man in der Nähe scharf sieht, aber in der Ferne nur unscharf.
Im übertragenen Sinn kann Weitsichtigkeit übrigens noch etwas ganz anderes bedeuten: Weitsichtig zu handeln heißt, etwas mit kluger Voraussicht zu tun. Politiker und Politikerinnen handeln zum Beispiel weitsichtig, wenn sie Entscheidungen treffen, die nicht nur für heute und morgen gut sind, sondern auch noch in der Zukunft.