Klimakiller Kuh Rülpser und Pupse setzen Methan frei
Wogende Felder, blühende Wiesen, grasende Kühe - das sieht so gar nicht nach einer Umweltbedrohung aus. Doch die Landwirtschaft ist wesentlich am Klimawandel beteiligt: Dort werden nicht nur Lebensmittel erzeugt, sondern auch über ein Zehntel aller vom Menschen verursachten Treibhausgase.

Insbesondere die Tierhaltung schlägt in der Klimabilanz negativ zu Buche: Hier werden mehr Treibhausgase frei als im Verkehr. Und die weltweite Nachfrage nach tierischen Produkten wächst; bis 2050 wird sie sich nach Schätzungen verdoppeln.
Methan mit jedem Pups
Bei der Tierhaltung wird vor allem das Treibhausgas Methan frei. Es entsteht bei der Verdauung der pflanzlichen Nahrung. Rinder rülpsen und pupsen es buchtstäblich in die Atmosphäre. Und dort richtet es weitaus mehr Schaden an als Kohlendioxid. Methan ist für das Klima zehn- bis zwanzigmal schlimmer als CO2. Es findet sich aber auch in den übrigen Verdauungsprodukten und wird ebenso frei, wenn Gülle auf den Feldern ausgebracht wird.
Das Treibhausgas Methan
Ganze Regenwälder im Magen
Aber das ist erst die halbe Rechnung. Noch wichtiger ist die Frage, womit die Kuh gefüttert wird. Wenn nämlich Soja im Futtertrog landet, verschlechtert sich die Klimabilanz dramatisch: Auf jedes Schnitzel und jedes Glas Milch kommt dann plötzlich eine ganze Menge Kohlendioxid. Denn dem Sojaanbau fallen häufig Regenwälder zum Opfer. Und die gehören zu den größten CO2-Speichern der Erde - sowohl in ihrem Pflanzenbewuchs als auch in den reichen Humusschichten ihrer Böden. Die Tierhaltung ist weltweit die größte Triebkraft für die Abholzung der Wälder. Rechnet man diese sogenannte Landnutzungsveränderung dazu, ist die Landwirtschaft für etwa dreißig Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.
Das Treibhausgas Kohlendioxid
Klimaschutz mit Weiden
Wesentlich klimafreundlicher wird die Tierhaltung, wenn die Futtermittel selbst angebaut werden. Die Fütterung mit Stroh und Heu ist zudem gesund fürs Rindvieh. Zwar regt diese rohfaserreiche Nahrung auch die Verdauung an: Die Kühe pupsen mehr Methan aus. Doch trotz vermehrter Blähungen ist das frische Grün gut fürs Klima. Denn große Weideflächen binden selbst viel Kohlendioxid. Insbesondere dann, wenn im Weideland beispielsweise Niedermoorflächen erhalten bleiben können. Denn Moore schließen enorme Mengen an Treibhausgasen in sich ein. Hier können ökologische Betriebe mit Weidehaltung punkten.
Pflanzen als CO2-Speicher
Generell bindet der Pflanzenanbau in der Landwirtschaft Kohlendioxid, in jedem Weizenfeld, auf jeder Weide. Doch meist ist der Effekt nur von kurzer Dauer: Nach der Ernte werden all die Treibhausgase wieder frei - etwa bei der Verdauung im Kuhmagen. Wichtiger für das Klima ist, dass sich genügend Boden bilden kann: In den Humusschichten selbst wird Kohlendioxid gebunden. Das wird durch vielfältige Fruchtfolgen gefördert - etwa, wenn alle paar Jahre Kleerasen stehen bleiben darf. Die Kleewurzeln speichern außerdem Stickstoff und sparen so die künstliche Düngung der nachfolgenden Nutzpflanzen.
Lachgas durch Düngung
Die Düngung mit Mineralstickstoff ist ein weiterer Negativ-Faktor in der landwirtschaftlichen Klimabilanz. Genau wie der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Beide werden mit hohem Energieaufwand produziert und dabei entsteht CO2. Die Stickstoffdüngung setzt zudem das enorm klimaschädliche Lachgas (Distickstoffmonoxid) frei, besonders wenn zu viel oder zum falschen Zeitpunkt gedüngt wird. Denn die Pflanzen nehmen nur eine begrenzte Menge an Stickstoff auf. Der Verzicht auf Mineralstoffdüngung und chemische Pflanzenschutzstoffe verbessert die Klimabilanz bei Ökobetrieben.
Das Treibhausgas Lachgas
Ökologische Landwirtschaft hat geringeren Energieverbrauch als konventionelle
Auch durch den Einsatz von Fahrzeugen und Geräten entstehen in der Landwirtschaft Klimagase: Jeder Traktor stößt CO2 aus und bei seiner Herstellung fällt es auch schon an. Beim Bio-Hof genau wie im konventionellen Betrieb.
Doch in einer Studie, die die TU München im Jahr 2013 veröffentlichte, schnitten ökologische Betriebe deutlich positiver ab als konventionelle Betriebe: Bezogen auf die bewirtschaftete Fläche verbrauchten sie nur etwa die Hälfte an Energie. Die Energieerzeugung ist der Klimakiller Nummer 1, hier wird am meisten Kohlendioxid freigesetzt. Allerdings ist der Ertrag im Ökolandbau wesentlich geringer. Doch selbst umgerechnet auf den erwirtschafteten Ertrag schnitten Ökobetriebe deutlich besser ab als die konventionelle Landwirtschaft: Sie setzten im Vergleich nur etwa achtzig Prozent Treibhausgase frei.
In einer Meta-Studie aus dem Jahr 2019 des Thünen-Instituts und sechs weiterer Forschungsorganisationen wurde ebenfalls festgestellt, dass der Ökolandbau mit höheren Leistungen für Umwelt und Gesellschaft punktet. Beispielsweise wiesen demnach ökologisch bewirtschaftete Böden einen um zehn Prozent höheren Gehalt an organischem Bodenkohlenstoff auf. Die Lachgasemissionen waren gemäß der ausgewerteten Studien im Mittel um 24 Prozent niedriger. Auch bei der Stickstoff- und Energieeffizienz lag Bio klar im Vorteil gegenüber der konventionellen Landwirtschaft.