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Virologin: Ohne Vorsorge wird Delta "durch die Schulen rauschen"

Virologin: Ohne Vorsorge wird Delta "durch die Schulen rauschen"

Wegen der Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante wächst die Sorge, dass Corona auch das nächste Schuljahr verhagelt. Experten und Politiker raten deshalb, jetzt Vorsorge zu treffen. Die Virologin Brinkmann wirbt für ein neues Testkonzept.

Auf die Regierungen von Bund und Ländern wächst der Druck, vor Beginn des neuen Schuljahrs bessere Vorsorge zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu treffen. Die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) mahnte ein neues Testkonzept für Schulen an.

Es sei "wichtig, auch Kinder und Jugendliche vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu schützen", sagte Brinkmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Gerade jetzt, denn die Delta-Variante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen", mahnte Brinkmann. "Leider gibt uns dieses Virus keine Verschnaufpause."

Virologin wirbt für Lolli-Tests und Gurgeltests

Statt der weniger präzisen Antigen-Schnelltests spricht sich Brinkmann für den vermehrten Einsatz sogenannter Lolli-Tests oder Gurgeltests aus. "Das spart Kosten und kann per PCR ausgewertet werden", sagte die Virologin. Diese Testmethoden seien ein "phantastisches Tool bei der derzeitigen niedrigen Inzidenz, das sehr effektiv ist, wenn es regelmäßig durchgeführt wird".

Brinkmann warb außerdem für das Tragen von Masken und direkt in die Fenster eingebaute Ventilatoren zur Verringerung der Infektionsgefahr. "Ohne zusätzliche Maßnahmen werden die Infektionen wieder zunehmen, es wird zu Quarantäne-Schleifen kommen, wie man es jetzt schon in Großbritanniens Schulen beobachten kann", warnte die Expertin.

FDP mahnt: Jetzt Vorbereitungen treffen

Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Katja Suding, sagte: "Die Kultusministerkonferenz muss dafür jetzt zusammen mit dem Bund die Vorbereitungen treffen." Die Kultusminister sollten "zeitnah zusammenkommen, nicht erst wieder wie geplant im Oktober". Suding warnte davor, die Fehler aus dem vergangenen Sommer zu wiederholen.

"Es ist vollkommen klar, was dringend zu tun ist: Jetzt müssen die Weichen für bessere Hygienekonzepte, Luftreiniger und inzidenzabhängige Lolli-Tests gestellt werden", sagte die FDP-Politikerin.

Baerbock für massive Investitionen an Schulen

Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte massive Investitionen in die Schulen. "Es muss eine Luftfilteranlage für jeden Klassenraum in diesem Land zur Verfügung gestellt werden", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest-France". "Dieser Sommer muss dafür genutzt werden, dass Schulen sicher sind." Dazu zähle ein Impfangebot an Eltern, alle Lehrkräfte wie auch Schul-Hausmeister, um ein sicheres Umfeld für die Kinder zu schaffen.

"Es kann nicht sein, dass die Kinder und Eltern nach dem Ende der Sommerferien feststellen, dass sich an den Schulen wieder nichts geändert hat - weder bei den Luftfiltern noch bei der Digitalisierung", mahnte die Grünen-Vorsitzende. "So wie wir Unternehmen gerettet haben, müssen wir in der Pandemie jede Schule im Land modernisieren."

Linken-Chefin Janine Wissler forderte im "Spiegel", es müsse alles getan werden, um eine weitere Welle zu verhindern. Gebraucht würden "mehr Tests nach den Ferien, Luftfilter, mehr Schulbusse für den Herbst".

Söder für Impfung von Jugendlichen

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) setzt derweil auf die Impfung von Schülern. "Die Stiko sollte dringend überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfiehlt", schrieb er auf Twitter. Das würde den Schutz für alle erhöhen und einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurückgeben.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen. Das Gremium begründete seine Empfehlung unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.

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