Vornehm gekleideter Mann mit gepflegtem rotem Bart betrachtet etwas aufmerksam, während er auf einer Straße kniet.
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Inspektor Hillinghead (Kyle Soller) ist ein Beispiel für Integrität, bis ihm seine unterdrückte sexuelle Neigung in die Quere kommt.

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"Bodies": Vier Detektive in vier Epochen - aber keine Helden

"Bodies": Vier Detektive in vier Epochen - aber keine Helden

Auf Netflix gibt es eine neue Mystery-Science Fiction-Serie, die als Zeitreise angelegt ist: In der Comic-Verfilmung "Bodies", die im London des 19., 20. und 21. Jahrhunderts spielt, stehen die Ermittler und ihr Privatleben im Mittelpunkt.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

London, Gegenwart: Während Detective Sergeant Shahara Hasan zusammen mit Kollegen dafür sorgen soll, dass eine Demonstration nicht eskaliert, bricht Chaos aus, als aus unerfindlichen Gründen die Straßenlaternen platzen.

Hasan verfolgt einen verdächtig wirkenden Jungen bis zur Longharvest Lane, einer schmalen Gasse. Dort auf dem Boden liegt eine nackte männliche Leiche. Auf dem Unterarm eine runenähnliche Tätowierung, im linken Auge eine Schusswunde.

Vor und zurück in der Geschichte

Die Zeittafel flattert zurück ins Jahr 1941. Nun ermittelt im gleichen Revier Detective Sergeant Karl Whiteman. Auch er findet eine nackte Leiche. Derselbe Ort, dieselbe Wunde, dieselbe Tätowierung. Auch hier platzen vorher die Straßenlaternen. Gleiches passiert 1890 und im Jahr 2053.

150 Jahre, vier Ermittler, eine Leiche. "Bodies" ist aber mehr als ein Whodunit im Mystery-Gewand: Die achtteilige Serie bringt uns trotz der häufigen Zeitenwechsel auch den privaten Seiten der Ermittelnden näher, wir tauchen ein in ihre jeweiligen Milieus, merken: Das sind keine Helden.

Regisseur stammt aus Rosenheim

Mit Amaka Okafor, Shira Haas, Jacob Fortune-Lloyd und Kyle Soller als Detectives ist "Bodies" in den Hauptrollen zwar so divers besetzt, wie man das von einer modernen Serie fast schon erwarten muss, doch diese Diversität – bis hinein in die Nebenrollen - kommt angenehm beiläufig daher. Und das nicht ohne Grund, sagt der Regisseur der ersten vier Folgen, der gebürtige Rosenheimer Marco Kreuzpaintner: "Es ist nicht so, dass da jetzt irgendjemand hergegangen ist und gesagt hat, wir müssen das Ganze jetzt bunter gestalten, um da aus politischen Gründen mehr Leute zu repräsentieren, sondern so sieht London halt einfach aus."

Szenenbild und Sounddesign geben Orientierung

Zumindest heute und wahrscheinlich auch in Zukunft. Auch das fasziniert an "Bodies": Anhand ein und desselben Schauplatzes wird man als Zuschauer Zeuge, wie sich Leben, Werte und überhaupt die Gesellschaft im Laufe der Zeit verändern.

Dass viel zwischen den Handlungs- und somit Zeitsträngen hin- und hergesprungen wird, stört insofern nicht, als die ausgefeilten Kostüme, sowie das sorgfältige Szenenbild und Sounddesign jederzeit Orientierung bieten. Und in dem Moment, als Ermittlerin Hasan im Kriminalarchiv darauf stößt, dass andere vor ihr schon am selben Fall dran waren, verbinden sich die vier Stränge, und es wird klar: Sie müssen zusammenarbeiten – über die Zeiten hinweg.

Diese Serie sei ein Filmrätsel, sagt Regisseur Kreuzpaintner. "Es ist eine Achterbahnfahrt, wo man nicht so recht weiß, wohin es jetzt nach dem nächsten Looping gehen wird, vielleicht sogar eine Achterbahn im Dunkeln manchmal."

Welche Rolle dabei Elias Mannix spielt, ein zwielichtiger, aber offensichtlich mächtiger Mann, brillant verkörpert vom Briten Stephen Graham, lässt sich nur erahnen. Und spätestens bei der Hälfte der Serie merken wir: Es geht um weit mehr als nur um die Lösung eines Mordfalles.

"Bodies" - TV-Serie [nach dem gleichnamigen Comic von Thriller-Comics von Si Spencer]. Großbritannien 2023. 8 x 44 Minuten. Mit Jacob Fortune-Lloyd, Kyle Soller & Shira Haas. Ab 19. Oktober 2023 auf Netflix.

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