1931 wird Eva Madelung als Eva Bosch in privilegierte Verhältnisse hineingeboren. Ihr Vater Robert Bosch ist einer der bedeutendsten Unternehmer seiner Zeit. Begonnen hatte er im Jahr 1886 in einer Stuttgarter Hinterhofwerkstatt, später wurde er mit der Weiterentwicklung der elektrischen Magnetzündung für Automobile weltweit bekannt und erfolgreich. Der Unternehmer gilt als ausgesprochen modern, liberal und menschenfreundlich. Als Hitler 1933 an die Macht kommt, hilft Bosch im Geheimen jüdischen Familien beim Aufbau eines neuen Lebens im Exil. In seinem Unternehmen entwickeln sich Oppositionszellen um Carl Goerdeler und Hans Walz – der ʺBosch-Kreisʺ. Und doch bleiben Widersprüche, denn das Unternehmen beschäftigte auch Zwangsarbeiter und profitierte wirtschaftlich sehr stark von der Rüstungsindustrie beider Weltkriege. Kaum ein Militärfahrzeug oder Panzer wäre ohne die Bosch-Zünder gefahren.

ʺMan will dazugehörenʺ

Als Psychotherapeutin beschäftigt sich Eva Madelung ihr Leben lang mit den Widersprüchen, die in Familien schlummern. Auch sie selbst war als Mädchen vom NS-Systems überzeugt: ʺMein Vater war ein wütender Nazi-Gegner. Eines Abends habe ich ihn schreien hören: ‘Warum bringt denn den Kerle niemand um!‘ Und ich habe genau gewusst, er meint Hitler. Und ich war ja Jungmädel und ich bin erschrocken. Alle anderen waren begeistert, die haben alle mitgemacht. Und ich habe da den Vater zu Hause, der darüber schimpft. Als Kind sitzt man dann irgendwie in einer Falle. Ich sage es immer wieder: Der Mensch ist ein Herdentier. Man will dazugehören.ʺ

Anhand von selten gezeigtem privatem Archivmaterial der Familie Bosch erzählt der Film eine kaum bekannte und spannende Familiengeschichte. Zeitzeugin Eva Madelung erklärt am Beispiel ihrer eigenen Biografie, wie leicht es geschehen kann, dass man in den Sog von Populismus und menschenverachtenden Systemen gerät.

Alle Filme der Porträtreihe "Zeuge / Zeugin der Zeit" stehen auch in der ARD Mediathek zur Verfügung.