PULS Lesereihe 2019 Habt ihr keine anderen Probleme?
Das Bier läuft ab, die Herdplatte streikt, die Freundin fühlt sich alleingelassen: “Habt ihr keine anderen Probleme?” Haben wir nicht! Maximilian Slowioczek gewinnt mit seinem Text genau darüber die PULS Lesereihe 2019.
Bühne frei für unsere fünf Lesereihe-Finalisten! Ihr habt entschieden in Passau, Regensburg, Augsburg, Nürnberg und Würzburg und fünf sensationell talentierte Jungautorinnen und -Autoren ins Finale im Bahnwärter Thiel in München gewählt. Und auch da wart ihr ein großartiges Publikum: Standet auf Tischen, über- und nebeneinander, wart trotzdem mucksmäuschenstill wenn gelesen wurde und habt gebouncet zur Musik. Danke, ihr wart ein großartiges Final-Publikum!
Ohne Punkt und Komma durchs Leben
Der erste große Applaus des Abends galt Nadine Keßler: “A Ruah is!” heißt ihre Interpretation unseres diesjährigen Lesereihe-Mottos und verzichtete weitgehend auf Satzzeichen - Kommasetzung ist eh nicht so ihr Ding, verrät sie uns noch schmunzelnd vor ihrer Lesung. Und die hat’s in sich: Wider den 24h-Social-Media-Wahn, einfach mal runterkommen und vielleicht auf die Schnauze fallen, um zu merken, dass ein echtes Lächeln so viel mehr wert sein kann, als ein Like und ein Wisch nach rechts.
Studentenleben: Ein krasser Trip!
Unser Tagessieger aus Passau mag Lana Del Rey und überhaupt jeglichen gepflegten Trash: Clemens Pittrofs Text “Die trans*temporale Komfortzone oder bobbycar 911” trägt nicht nur den gewagtesten Titel aller Teilnehmertexte in diesem Jahr, er holt all die Studis unter uns auch am meisten ab. Und dann ist da ja noch der Typ mit dem vermeintlich guten Gras, Athanasius Kirchner höchstpersönlich. Der entführt uns erst in die frühe Neuzeit und dann eine Zukunft, in der Mandoline zu spielen eine essentielle Superkraft ist!
Wie viele Leben passen in eine U-Bahn?
Der literarisch vielleicht anspruchsvollste Text des Abends kam von Hanna Quitterer: Dabei wäre es doch so einfach, wieso reden die Leute nicht normal miteinander? Mit dem Tagessieg in Nürnberg im Gepäck trägt sie ihren Text “Dazwischen” noch einmal vor einem mucksmäuschenstillen Publikum im Bahnwärter Thiel vor. Und viele denken sich: Genau so fühlt sich das an mit 14, mit Trennungsschmerz in der Bahn oder wenn wir Menschen sehen, die ärmer dran sind, als wir. Probleme haben immer auch die anderen.
Nur der Andi versteht das nicht
Für Autor Nummer vier an diesem Abend hätten wir eigentlich die Champions-League-Hymne spielen müssen: Maximilian Slowioczek schildert in seinem Text zum Motto “Habt ihr keine anderen Probleme?” so anschaulich wie banal die Leiden eines Bayern-Fans, dem es eigentlich doch ganz gut geht. Oder? Mal abgesehen von der einen Herdplatte daheim und dem neuen Kleiderschrank der Freundin, der halb aufgebaut bei ihr rumliegt. Dieses Heimspiel geht für Max in jedem Fall siegreich aus: Ihr wählt Max zum Lesereihe-Gewinner 2019!
Perfektion? Wird eh überschätzt
Und dann war da ja auch noch Simon Weiser, Autor Nummer fünf an diesem Finalabend: Der Augsburger hatte die weiteste Anreise, schließlich hat Simon diese Woche gerade erst ein Praktikum in Berlin angefangen. Props für seinen neuen Arbeitgeber, ihn für die PULS Lesereihe einen Abend lang zu entbehren - und mindestens so viel Applaus und Lacher gab’s auch für seine märchenhafte Geschichte über ein weit entferntes Königreich, in dem alles hätte so schön sein können - oder doch erst geworden ist?
Bavarian Squad in da house!
Endlich vereint! In nahezu voller Mannstärke hat der Bavarian Squad sich im Finale der PULS Lesereihe 2019 die Bühne mit unseren Autorinnen und Autoren geteilt: BBou, Gräm Grämsn, Monaco F, Liquid & Maniac und ihre DJs live on stage sind in Sachen Mundart-Rap das Nonplusultra, das Bayern gerade zu bieten hat! Und sie hatten nicht nur gute Laune und Musik im Gepäck, sondern auch jede Menge Probleme: Monaco F und Liquid haben mit ihren Texten zum diesjährigen Lesereihe Motto noch mal eine ordentliche Schlusspointe gesetzt - vom Leberkas bis zur Pissrinne, Edelstahlkonstruktion, war alles mit dabei.