PULS Open Air 2018 Zwölf musikalische Entdeckungen, die ihr nicht verpassen dürft
"Waaaaaas, die haben da echt auch gespielt????" Erspart Euch das böse Erwachen, Eure neue Lieblingsband verpasst zu haben! Hier sind die Newcomer-Acts, die ihr beim PULS Open Air 2018 auf Schloss Kaltenberg unbedingt sehen müsst.
Wer beim PULS Open Air 2018 auf musikalische Schatzsuche nach Newcomer-Acts gehen will, hat mit 60 Bands und DJs so einiges zu tun. Wir haben euch ein paar Acts ausgesucht, die ihr im Line-Up vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Eine Liste unserer wärmsten Empfehlungen für die tollen Tage auf Schloss Kaltenberg - für Indie-Kids, Folker, Raver und Rapheads:
Indie-Kids, die Kraftklub geil finden, werden beim PULS Open Air 2018 auch die hier feiern:
BLOND
Wieso haben wir eigentlich all die Jahre warten müssen, bis eine Band mal wieder den Indie der 00er Jahre so leichtfüßig wiederbelebt wie Blond? Was nicht mal Musiker aus dem UK geschafft haben, wuppt das Trio aus Chemnitz mal so nebenbei – und channelt dabei die Rotzigkeit der Neuen Deutschen Welle. Dabei sehen sie auch noch gut aus, egal ob in aufgeplusterten plastik-pinken Prom-Kleidern oder in Fat Suits. Da ist es nicht mal übertrieben, dass Blond ihre aktuelle EP "Trendy" genannt haben. Achja: Dass zwei Drittel von Blond mit Kraftklub verwandt sind, haben wir uns aufgespart, weil das ein super Fun Fact ist. Bei einer so guten und eigenständigen Band wie Blond aber eben auch nicht mehr als das: Ein Fun Fact.
Yungblud
Yungblud ist wie ein Vulkan: Es brodelt in ihm und man weiß nie, wann er das nächste Mal ausbricht. Aber statt heißer Lava sprudeln musikalische Glanzstücke aus dem jungen Briten heraus. Auf den fünf Songs seiner ersten EP kotzt er sich über die Ungerechtigkeiten aus, die uns allen täglich begegnen. In "King Charles" hagelt es Kommerz-Kritik, mit "Tin Pan Boy" pisst Yungblud Immobilien-Haien ans Bein und "I Love You (Will You Marry Me)" erzählt von den kaputten Beziehungen, die aus dem ganzen Mist entstehen, mit dem sich seine Generation rumschlagen muss. Seine sozialkritische Ader allein würde Yungblud aber nicht zu dem heiß gehandelten Newcomer machen, der er ist. Obendrauf hat der Kerl nämlich einen überragenden Sound am Start: Eine Stimme, die an Alex Turner von den Arctic Monkey erinnert, eine knallharte Delivery und ungestüme Gitarrenriffs kombiniert mit Ska-Anleihen. Von Genre-Regeln hält dieser Jungspund nichts – Hauptsache es knallt.
Shame
Shame live zu sehen ist kein Spaß. Es ist grandios. Die fünf Typen aus London spielen nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert" und wenn man sich als Band "Schande" nennt, dann ist eine gewisse Zügellosigkeit vorprogrammiert. Beim Reeperbahn Festival vor zwei Jahren haben Shame nachmittags am helllichten Tage in einem kleinen Club gespielt. Im Publikum: Kaum Fans, fast nur bleiche Gesichter von irgendwelchen Plattenfirmen. Und Shame? Haben den Laden abgerissen. Auf die Bühne gerotzt, sich Hemden von den Körpern gerissen, sie sind von der kleinen Bühne hinunter zu den Zuschauern und haben ihnen ins Gesicht gebrüllt. Dabei flog garantiert auch Speichel in das eine oder andere Auge. Trocken blieb da sicher keins. Wir haben euch also gewarnt: Shame live sehen ist kein Spaß. Es ist grandios.
Folk-Freunde, die Faber geil finden, werden beim PULS Open Air 2018 auch die hier feiern:
Die Höchste Eisenbahn
Seit 2011 zupfen und singen Francesco Wilking und Moritz Krämer traurige Gitarrenlieder. Zuerst wollten sie ja eigentlich nur einmal gemeinsam auftreten – es lief anders: Felix Weigt und Max Schröder kamen dazu und "Die Höchste Eisenbahn" wart geboren. Mit ihrem Debütalbum "Schau in den Lauf Hase" sollten sie rasch das vielleicht schönste Singer-Songwriter-Album des Jahres raushauen – da war sich die deutsche Popkritik schnell einig. Wilking und Krämer hatten sich dafür lange gemeinsam weggesperrt und sich in einer Art Dichterwettstreit die Zeilen um die Ohren gehauen. Live erwecken sie die Geschichten, die bei solchen Aktionen entstehen, erst richtig zum Leben.
Tom Grennan
Der nächste Singer/Songwriter, der mit weicher Stimme sein Leid klagt? Denkste! Tom Grennan mag zwar unter diesem Genre laufen - aber der Typ ist roh. Der hat Bums. Mit seinen gerade mal 21 Jahren und dieser starken, rauen Stimme singt er zwar auch gerne mal über Herzschmerz – aber das eben so, dass man dranbleibt, ja dranbleiben muss. Musikalisch sucht man die typischen Lagerfeuer-Akkorde vergeblich. Stattdessen Soul- und Blues-Einflüsse oder auch gerne gleich mal ein volles Orchester: Bläser, Streicher, das ganze Programm. Und dazu Tom Grennans Gesang, der einen aus den Sitzen springen lässt. Sein Produzent Charlie Hugall arbeitet auch mit Ed Sheeran, Kaiser Chiefs und Florence + the Machine zusammen – es ist also wenig überraschend, dass bei Grennans Aufnahmen verdammt gute Songs rausgekommen sind. Als Fußballer hätte er fast den Sprung zur Profi-Karriere geschafft. Ein Wendepunkt war aber, als er mit 18 Jahren betrunken in eine Schlägerei geriet. Noch im Krankenhaus beschloss er, sich doch eher der Musik zuzuwenden. Endlich mal eine Prügelei, für die wir so richtig dankbar sind.
Nilüfer Yanya
Als Popstar braucht man einen griffigen Namen. Einen Namen, den alle leicht aussprechen und sich schnell merken können. Beispiel: Lady Gaga, Britney Spears, Taylor Swift. Nun, die britische Sängerin Nilüfer Yanya hat sich anders entschieden. Die Musikerin aus West-London ist die Tochter eines türkischen Vaters und einer irischen Mutter, ihr Name ist Orient und Okzident gleichermaßen: "Nilüfer Yanya" klingt wie ein orientalisches Saiteninstrument oder eine deutsche Krautrockband – ist aber kein Pseudonym, sondern einfach ihr ganz normaler und wunderschöner Name. Sie war mit The XX auf Tour, taucht auf der berühmten "BBC Sound of 2018"-Liste auf und gilt als eine der Entdeckungen dieses noch recht jungen Popjahres. Ihr LoFi-Indie versucht minimalistisch und zurückgenommen die Stille zwischen den Tönen herauszuheben. Wie ihre englischen Musikerkollegen King Krule oder Kate Tempest murmelt, croont und soult sich die Sängerin durch brillante, von ihrer Gitarre vorangetriebene Stücke wie "Small Crimes" oder "Baby Luv".
Rapheads, die RIN und Trettmann geil finden, werden beim PULS Open Air 2018 auch die hier feiern:
Jace
Mit seinem Prinz-Eisenherz-Haarschnitt sieht Jace auf den ersten Blick eher so aus, als würde er in der letzten Reihe der Philosophie-Vorlesung sitzen, statt Hip-Hop zu machen. Aber Hamburg ist ja bekanntermaßen immer für eine Überraschung in Sachen feiner Musik gut. Und Jace kommt nicht alleine angerollt: Mit dabei hat er seine Crew "Flavour Gang" und einen hauseigenen Videomann. Mit ihrer ganz eigenen Version von Trap, die mit Tempo und Durchschlagskraft überrascht, den durchgestylten Videos im VHS- Stil und gewaltiger Attitüde, spielen sich diese Jungs gerade mächtig in den Vordergrund. Vergleiche zu anderen Szenegrößen wie Yung Hurn kommen da unweigerlich auf, werden aber genauso schnell wieder von Jace persönlich niedergeschmettert. Denn mal ganz nebenbei: Sein Track "Ja, ok" war vor Yurns "Ok, cool" raus.
Ebow
Ebow tut deutschem Rap wahnsinnig gut. Jetzt wird sie sicher gleich laut seufzen, aber es muss mal gesagt werden: Ebow hat türkische Wurzeln, feministische Ansichten und kann rappen. Und darüber redet sie zwar, wenn sie gefragt wird. Sie bezieht Stellung. Aber vor allem kann Ebow ihre Musik für sich sprechen lassen. Das ist unglaublich erfrischend. Wenn dann noch dank Produzent Nik Le Clap das klassische Rap-Gesample und arabische Elemente aufeinander stoßen, ist eigentlich auch schon alles gesagt.
Bavarian Squad
Angefangen hat alles letztes Jahr mit einem massiven Feature auf dem Album von Liquid & Maniac. Das Who is Who des bayerischen Rap, BBou, Roger Rekless, Liquid, Monaco F und Grämsn, geben sich nacheinander die Ehre auf "Bavarian Squad" - krönender Abschluss des Ganzen ist die selbstsichere Ansage: "Wir san sowas wie da boarische Wu-Tang-Clan". Der gewiefte Musikfan ahnte bereits: Das könnte der Beginn von etwas Großem sein. Richtig gedacht: Das Bavarian Squad steht ab sofort für geballte Rap-Kompetenz in allen Dialekt-Facetten. Was die Jungs vereint: ein satirischer Blick auf das bayerische (Hinter-)landleben und die uneingeschränkte Liebe zum Hip-Hop. Da dürfen Premium-Beats und echte Skills von vier Turntable-Altmeistern natürlich nicht fehlen. "Superlative" lautet hier die Devise. Nicht auszudenken, was passiert, wenn das Bavarian Squad die Bühne übernimmt. Abriss garantiert.
Raver, die Sofi Tukker geil finden, werden beim PULS Open Air 2018 auch die hier feiern:
RSS Disco
Nordisch by Disco: Das Hamburger DJ-Trio "RSS Disco" zählt neben Acts wie "Ninze", "Martha Van Straaten" oder "Caleesi" zu den Pionieren des Slow House. Ihre DJ-Sets mischen House, Disco und Pop – aber alles fernab von hektischem 120 BPM-Geboller. 2011 gründeten sie ihr eigenes Label „Mireia Records“ und sind seitdem in Clubs und auf Festivals in ganz Europa unterwegs, wo sie sich einen beeindruckenden Ruf erspielt haben. Bis heute sind sie gern gesehener Gast in jedem Open-Air-Line-Up von München bis Melbourne.
Fakear
Aus dem Land von Daft Punk, Laurent Garnier und Justice zu kommen, kann für einen jungen Electronica-Künstler eine große Bürde sein. Der französische Produzent Fakear trifft da die einzig kluge Entscheidung und verzichtet darauf, sich als Erben der alten Meister zu inszenieren. Man hört in Stücken wie "Animal" und "Out Of Reach" zwar deutlich die schwerelose Leichtigkeit des French-House-Sounds, sie sind aber kein billiges Imitat. Die Produktionen des Sohnes eines Musiklehrerpaares haben Pop-Appeal: Im Zentrum der Songs stehen weniger Percussion-Elemente, als die Melodie. Als Kopf der nächsten französischen Electronica-Generation ist Fakear der Hype der Stunde in unserem Nachbarland. Sein letztes Album "Animal" katapultierte ihn auf eine Stufe mit internationalen Acts wie Flume oder Bonobo.
Marcus Marr
Der DJ, Produzent und Panorama-Bar-Resident Marcus Marr kommt mit elektronischer Musik während nächtelanger Acid-House Raves im Londoner Szene-Viertel Brixton in Berührung. Inspiriert von klassischen Rock-, Disco- und Soul-Sounds beginnt der Musikbesessene und Vinyl-Junkie selbst schnell Platten aufzulegen. Er kreiert dabei tanzbare Dance-Tracks mit eingängigen Vocals. Mit dem synthlastigen Percussion-Brett Brown Sauce und den Singles Birthday und Trouble With Us aus der 2015 veröffentlichten Colabo EP Work mit Australiens Electro-Pop-Darling Chet Faker hat sich das Hit-Portfolio des Londoner DJ’s seit dem nicht schlecht entwickelt. Anfang des Jahres veröffentlicht Marcus Marr mit der EP Family Five auch ungewohnt deepe Tracks und erweitert seinen Sound um treibende, minimalistische Synth-Beats und düstere Vocals. Eine gute Mischung für alle, die beim Dancen schon immer eine Schwäche für treibende House-Beats und eine Prise Weltuntergangsstimmung haben.
Sendung: PULS Open Air Spezial - von Noga Erez bis Kraftklub, 19. Mai - ab 18 Uhr